Hamburg. Neben den jährlichen Großereignissen finden 2019 drei bedeutende WM-Wettbewerbe statt. Doch es gibt auch kritische Stimmen.
Der Anfang geriet etwas holprig. Als Innen- und Sportsenator Andy Grote im Pressekonferenzraum des Rathauses den Film über die Auszeichnung Hamburgs als „Global Active City“ aus Buenos Aires abspielen wollte, streikte der städtische Laptop. Das Problem konnte alsbald behoben war, dann wurde aber schnell klar, dass Hamburgs Aktivitäten im Breiten- und Spitzensport nicht mehr zu bremsen sind und diese nicht nur regional, sondern inzwischen auch weltweit Akzente setzen.
Das gilt besonders für die nächsten zehn Monate. „Die Jahre zuvor waren schon nicht schlecht, aber das Programm von 2019 ist das stärkste, das wir bisher hatten“, sagte Grote. Keine andere europäische Stadt könne mit diesem Veranstaltungsangebot mithalten. Gleich drei Weltmeisterschaften in olympischen Sportarten finden nächstes Jahr in Hamburg statt: Das Halbfinale der Männerhandball-WM (25. Januar/Barclaycard-Arena), die Beachvolleyball-WM (28. Juni bis 7. Juli/Tennisstadion Rothenbaum) und erneut die Triathlon-Mixed-Staffel-WM (7. Juli/Innenstadt).
Das lässt sich die Stadt einiges kosten: eine Million Euro die Handball-WM, fast 3,5 Millionen die Beach-WM. Die übrigen Topevents werden mit jeweils rund 100.000 Euro bezuschusst – das Golfturnier in Winsen (Luhe) nicht, weil außerhalb der Stadtgrenzen in Niedersachsen eingelocht wird. Ob das Herrentennisturnier am Rothenbaum nach dem Wechsel der Lizenzinhaber – der Österreicher Peter-Michael Reichel löste Wimbledonsieger Michael Stich ab – eine höhere Anschubfinanzierung erhält, ist noch offen. Viel wird davon abhängen, ob die Traditionsveranstaltung 2019 in neuem Gewand, zum Beispiel in Form eines zusätzlichen Damenturniers, daherkommt.
Linke üben Kritik
Nicht allen gefällt so viel Eliteförderung. Kritik übt die Rathaus-Opposition. „Die Innenstadt wird wieder für zwei bis drei Monate überlastet sein. Während in den vergangenen Jahren 18 Millionen Euro für sportliche Großevents ausgegeben wurden, muss im Breitensport um jeden Cent gerungen werden“, klagt Mehmet Yildiz, sportpolitischer Sprecher der Linken. „Der Breitensport, der diese Stadt aktiv hält und im Alltag Brücken baut, wird weiter vernachlässigt. Sporttreibende werden vom Senat nur als Konsumenten für Events betrachtet.“
Dagegen spricht: Bis 2024 will die Stadt in den Ausbau von Sportstätten und öffentlichen Bewegungsmöglichkeiten rund 50 Millionen Euro investieren. Dazu kommen in diesem Zeitfenster etwa 70 Millionen Euro für den Um- und Ausbau der Alsterschwimmhalle, weitere 170 Millionen für Neubau, Sanierung und Instandhaltung von Schulsporthallen, die dem Vereinssport weiter unentgeltlich zur Verfügung stehen.
Auch das im vergangenen August angelaufene Programm „ActiveCity Summer“ wird 2019 auf drei Monate verlängert, vom Juli bis in den September. Hierbei bieten mit Unterstützung des Senats Hamburger Vereine kostenlos niedrigschwellige Bewegungskurse in ihren Hallen oder in Parks an. Bei der Premiere wurden rund 4000 Hobbysportler gezählt, 2019 soll die Zahl möglichst verdreifacht werden.
„Wir wollen die Hamburger dazu motivieren, sich im Alltag mehr zu bewegen, in der Freizeit mehr Sport zu treiben und damit auch etwas für ihre Gesundheit zu tun“, sagte Grote. „Aktiv sein soll fester Bestandteil des Lebensgefühl in unserer Stadt werden.“
1500 Rothenbaum-Tickets werden verkauft
Zu Hamburgs Anspruch als „Global Active City“ gehörten aber auch die Förderung des Leistungssports, etwa die Modernisierung des Olympiastützpunktes in Dulsberg, und internationale Sportgroßveranstaltungen. „Man braucht diese Veranstaltungen, um zu zeigen, welches Potenzial in der Stadt steckt“, sagt Grote. Sie zeitigten darüber hinaus auch wirtschaftliche Effekte, werben für Hamburg als moderne, dynamische Metropole, sagt Frank Mackerodt, lokaler Organisator der Beachvolleyball-WM: „Weltmeisterschaften locken Besucher aus allen Kontinenten an, die in Hamburg übernachten, in Restaurants, Kaufhäusern und anderswo Geld ausgeben.“
150.000 Besucher erwartet der ehemalige Volleyball-Nationalspieler des HSV in den zehn WM-Tagen. Die Hallerstraße wird als Eventfläche entlang des Rothenbaums auf einer Seite gesperrt. Beim Beachvolleyball werden erstmals für etwa 1500 der insgesamt 12.000 Plätze Eintrittskarten verkauft, um auswärtigen Zuschauern Sitzplatzgarantien zu geben.
Für das WM-Halbfinale der Handballer gibt es noch 1200 Tickets. Insgesamt sind für diese Weltmeisterschaft, die in Deutschland und Dänemark geworfen wird, 394.000 Karten verkauft, was einer Quote von 80 Prozent entspricht. „In Hamburg liegt diese bei 86 Prozent“, sagte Andreas Michelmann, der Präsident des Deutschen Handballbunds. Und nicht nur die Hamburger freuen sich auf die Events im nächsten Jahr, sagt Mackerodt, „auch die Sportler. Das Hamburger Publikum gilt weltweit als das fairste und fachkundigste.“