Hamburg. Schüler müssen künftig umsteigen, weil Gelenkbusse nicht überall fahren können. Eltern sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder.
Eine Fahrplanänderdung des HVV sorgt für Empörung in den Elbvororten, vor allem in Othmarschen. Betroffen sind Kinder und Jugendliche, die morgens und am späten Nachmittag per Bus unterwegs sind. Viele von ihnen kommen aus umliegenden Stadtteilen wie Ottensen und können künftig nicht mehr direkt zur Schule fahren. Besorgte Eltern haben sich bereits bei der Hotline des HVV gemeldet, um Näheres zu erfahren. Auch die Elternräte der betroffenen Schulen sind alarmiert und informieren andere Eltern.
Darum geht es konkret: Der Metrobus 15, der bisher Altona direkt mit Klein Flottbek verband, endet künftig bereits in Othmarschen. Bislang fuhr dieser Bus morgens zwischen sieben und acht Uhr siebenmal, auch um Hunderte Schüler und Lehrer zu den nächstgelegenen Schulen – darunter die Gymnasien Christianeum, Hochrad und Othmarschen – zu bringen. Künftig gibt es nur noch einen direkt fahrenden Bus um halb acht, der am Gymnasium Hochrad endet. Die anderen Busverbindungen sind nur noch mit Umsteigen zu benutzen. Auslöser für die Unruhe vor Ort waren knappe Infoschilder an den Haltestellen, auf denen lediglich stand, dass und wo die Metrobuslinie künftig enden und dass sie ergänzt werde.
Busse fahren mit einer anderen Taktung
Dahinter steht die Umstellung der Strecke zum 9. Dezember auf Gelenkbusse, wie sie überall im Hamburger Stadtgebiet verstärkt eingesetzt werden. Diese Busse fahren mit einer anderen ,Taktung‘“, erläutert Rainer Vohl, Pressesprecher des HVV. Zum einen habe sich der Fünfminutentakt nicht bewährt, weil es wegen der zu dichten Abfolge immer wieder zu Pulkbildung gekommen sei, so Vohl. Zum anderen bieten die Gelenkbusse um rund 50 Prozent mehr Platz, sodass eine etwas längere Taktung wieder ausgeglichen werde. Aber: Ein solcher Gelenkbus kann auf der Strecke zwischen Othmarschen/ Agathe-Lasch-Weg und Klein Flottbek (südlich der Bahnlinie S 1) nicht durchgängig eingesetzt werden. Einige Straßen, zum Beispiel das westliche Ende der Straße Hochrad, sind dafür wegen parkender Autos und größerer entgegenkommender Fahrzeuge zu schmal.
Korrekt ist, dass der Metrobus nur noch einmal direkt fährt, so Rainer Vohl, allerdings wird das entstandene Vakuum mit Bussen der Line 286 ergänzt. Diese Linie fährt ab Teufelsbrück über S-Bahn Klein Flottbek und Hochrad bis Othmarschen. Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass Schüler, die aus Richtung Süden (zum Beispiel Teufelsbrück) kommen, weiterhin direkt fahren können. Schüler, die aus dem Osten anfahren, müssen künftig einmal umsteigen. Nach Mitteilung des HVV erfolgt der „direkte Umstieg“ zwischen den Linien 286 und 15 an der Haltestelle Reventlowstraße, genauer: bei der Kreuzung Halbmondsweg, Klein Flottbeker Weg, Reventlowstraße, Agathe-Lasch-Weg.
Eltern sind nicht überzeugt
Um Engpässe möglichst zu vermeiden, verkehrt der Bus der Linie 286 laut Vohl in den „für Schüler relevanten Zeiten“ – morgens ab 6.15 und nachmittags ab 14.15 Uhr in beiden Richtungen für mehrere Stunden im 15-Minuten-Takt. Einige Beispiele: Von Othmarschen Richtung Hochrad fährt er ab 6.15 Uhr bis 8.45 Uhr alle 15 Minuten. In der umgekehrten Richtung wird die Strecke dann ab 14.42 bis 18.42 Uhr viertelstündlich befahren. Dasselbe Schema gilt für die Strecke Klein Flottbek Richtung Hochrad (ab 6.07 Uhr bis 8.38 Uhr) und umgekehrt (14.19 bis 18.49 Uhr).
Die betroffenen Eltern sind nicht überzeugt. Julia Rennert, Mitglied im Vorstand des Elternrats des Gymnasiums Hochrad, weist darauf hin, dass die Busse gerade in der dunklen Jahreszeit „rappelvoll“ mit Schülern seien. Rennert, deren Sohn mit vielen Klassenkameraden im Winter per Bus aus Ottensen kommt: „Betroffen sind alleine drei Gymnasien mit jeweils rund 1000 Schülern. Ich glaube nicht, dass der HVV darauf eingestellt ist.“ Ein besorgter Vater kritisiert das Umsteigen an einer Kreuzung als zu gefährlich: „Die Schüler steigen von einem großen auf einen viel kleineren Bus um. Das gibt Chaos. Manche kommen vielleicht nicht mit, was wird dann aus denen?“
HVV reagiert gelassen
Beim HVV sieht man das nicht so dramatisch. „Gedränge und Chaos gäbe es ja nur, wenn in den Bussen ausschließlich Kinder säßen, die dann allesamt in einen kleineren Bus umsteigen. Das ist nach unseren Erfahrungen aber nicht so“, sagt Vohl. Im Übrigen habe der HVV immer die Möglichkeit, kurzfristig „nachzusteuern“, wenn sich zusätzlicher Bedarf ergeben sollte.
Die Elternvertreter haben aber noch eine andere Sorge, die allerdings nicht dem HVV angelastet werden kann: „Ich fürchte, dass als Folge der Umstellung etliche Eltern ihre Kinder wieder mit dem Auto zur Schule bringen werden“, so Julia Rennert, „dabei gibt es in der Gegend schon mehr als genug Elterntaxis.“ Rennert schlägt dem HVV vor, einen Sommer- und einen Winterfahrplan zu erstellen. „Ich will gar nicht ausschließen, dass die neue Regelung für den Sommer ausreicht“, sagt sie, „aber was die dunkle Jahreszeit betrifft, bin ich skeptisch.“
Die Umstellung steht im Zusammenhang mit dem Fahrplanwechsel. Vom 9. Dezember an kommt es zu zahlreichen Änderungen im ganzen Stadtgebiet. Der HVV begründet diese „Anpassungen des Leistungsangebots“ auch mit der steigenden Nachfrage durch die Erschließung neuer Wohn- und Arbeitsstandorte. Das gilt auch für Stadtteile wie Othmarschen im Hamburger Westen.