Hamburg. Die Eröffnung des 12,5-Millionen-Euro-Projekts in Bahrenfeld war für Dezember geplant. Fehlendes Stromkabel verhindert Spielbetrieb.

Das Grün der vier neuen Kunstrasenplätze an der Baurstraße in Bahrenfeld leuchtet im Schatten der A 7 und lädt zum Spielen ein. Eigentlich sollte der neue Sportpark im Dezember eröffnet werden. Eigentlich. Denn obwohl die Anlage fertig ist, kann sie nicht wie geplant in Betrieb genommen werden. Denn: Es fehlt ein einziges Stromkabel, wie die „Bild“ berichtet. Auf den Plätzen kann zwar gekickt werden, doch leider nur im Dunkeln und ohne warme Dusche im Anschluss. Auch in den Kabinen bleibt es zappenduster.

„Das ist doch das Allererste, was man bei einem Bauprojekt macht, dass man die Ver- und die Entsorgung klärt“, sagt Andreas Bernau, sportpolitischer Sprecher der SPD in Altona, fassungslos. „Ich konnte es nicht glauben, als ich das gehört habe. Jetzt steht hier eine 12,5-Millionen-Euro-Anlage ungenutzt rum!“

Die Suche nach dem Schuldigen

Schuld an dem fehlenden Kabel, schreibt „Bild“, sei nach jetzigem Stand das stadteigene Unternehmen Stromnetz Hamburg. Ein benötigter Antrag, um die Leitung unter einer Bahnunterführung durchführen zu können, wurde erst Anfang November bei der Bahn eingereicht, bestätigt Anette Polkehn-Appel, Sprecherin von Stromnetz Hamburg, dem Abendblatt auf Anfrage. Die Bahn habe diesen Antrag abgelehnt, weil die Unterlagen unvollständig waren. „Wir haben weitere technische Auflagen zur Trassenlenkung in Richtung Sportpark bekommen“, sagt Polkehn-Appel. Derzeit werde nach Möglichkeiten für eine temporäre Leitungsverlegung gesucht.

Für Andreas Bernau könne der Fehler jedoch ebenso beim Bezirklichen Sportstättenbau in Mitte liegen. Doch die Suche nach einem Schuldigen bringe nichts, so Bernau. „Es ist völlig wurscht, wer schuld ist. Wir brauchen jetzt schnellstmöglich das Kabel, damit Saft auf die Bude kommt.“

Angespannte Trainingssituation

Die Leidtragenden der geplatzten Eröffnung sind die Vereine wie der BSV 19 oder Altona 93. Für beide Vereine sollen die neuen Kunstrasenplätze als Ersatz für drei Sportplätze am Trenknerweg, am Othmarscher Kirchenweg und an der Wichmannstraße dienen. Zudem haben beide Clubs ein neues Vereinsheim mit integrierter Geschäftsstelle neben den Plätzen gebaut, die auf ihre Einweihung warten. „Es gab bis dato schon Verzögerungen. Jetzt gibt es eine weitere Verzögerung. Das ist natürlich ärgerlich“, sagt Andy Sude, Sprecher von Altona 93. Vor allem für den Trainingsbetrieb habe der nicht nutzbare Sportpark Konsequenzen. „Die Prämisse war, dass zu November gewechselt werden sollte. Die Trainingssituation ist dadurch natürlich angespannt. Besonders für die Damen- und Mädchen, die Jugendabteilung und die zweite Herrenmannschaft.“

Auch für den Verein Teutonia 05 hat die Verzögerung Konsequenzen. „Unser Verein hat 800 Mitglieder, die sich derzeit einen Platz teilen“, sagt Liborio Mazzagatti, Präsident von Teutonia 05. Vom neuen Sportpark erhoffe sich der Verein zusätzliche Trainingsmöglichkeiten. „Dass sich das Projekt verzögert, ist auch für uns keine gute Nachricht“, so Mazzagatti. „Hier geht es vereinsunabhängig um alle Kinder in Altona.“

Eröffnung wurde bereits verschoben

Die Eröffnung des neuen Sportparks Bahrenfelds wurde schon mal verschoben. Ursprünglich war sie für Ende 2016 vorgesehen. Wie lange die Sportler diesmal warten müssen, kann niemand genau sagen. „Ein Genehmigungsverfahren bei der Bahn dauert bis zu 16 Wochen“, gibt SPD-Politiker Bernau zu bedenken. Um die Anlage trotz des fehlenden Kabels mit Strom zu versorgen, seien bereits mehrere Optionen geprüft worden. Die Vereinsheime könnten zwar mit Baustrom versorgt werden, so Anette Polkehn-Appel von Stromnetz Hamburg. Doch für die Anlage reicht das nicht. Immerhin säumen 27 Flutlichtmasten die neuen Plätze. „Uns ist sehr an einer Lösung gelegen, auf die wir jetzt warten. Den weiteren Prozess unterstützen wir“, sagt Altona-93-Sprecher Andy Sude. Auch Teutonia-Präsident Mazzagatti zeigt sich hoffnungsvoll, was eine baldige Lösung angeht.

Für das 12,5 Millionen Euro teure Megaprojekt wurden drei Sportstätten verlagert und zu einer größeren Bezirkssportanlage am Rand des geplanten A-7-Deckels in Hamburg Othmarschen/Bahrenfeld zusammengelegt. Seit 2008 wurde bereits in mehreren Machbarkeitsstudien untersucht, welche schalltechnischen Auswirkungen die Lage der Sportfelder und deren Nutzungsintensität auf das umliegende Wohnfeld haben, und dementsprechend optimiert.

Neben dem eingeschränkten Trainingsbetrieb habe die Verzögerung auch Folgen für den Wohnungsbau, gibt An­dreas Bernau zu bedenken. Denn die Sportplätze am Trenknerweg, am Othmarscher Kirchenweg und an der Wichmannstraße sollen laut einer bezirksinternen Vereinbarung erst dann mit Wohnungen bebaut werden, wenn das Projekt an der Baurstraße abgeschlossen ist. Grundsätzlich ist Bernau vom neuen Sportpark überzeugt: „Wenn sie fertig ist, wird sie eine der schönsten Sportanlagen in Hamburg sein.“