St. Pauli. Von 50 bis zu 7500 Euro: Die „Affordable Art Fair“ in der Hamburg Messe hat 20.000 Besucher angelockt.

Zwar ist der Blick der Besucher auf die Bilder in Augenhöhe gerichtet, doch guckt kaum einer auf der „Affordable Art Fair“-Messe an dem Filzfuchs auf dem Boden vorbei. Er ruht auf einem Benzinkanister. Und es drängt sich die Frage auf: Was hat das zu bedeuten? Einen Teil der Antwort gibt der Künstler auf einem winzigen Zettel an der Wand: „Alte Leute, alte Ränke – Junge Füchse, neue Schwänke“. Aha. Der Kaufpreis: 5900 Euro.

Doch wer Antworten auf Kunst sucht, ist auf der „Affordable Art Fair“ in Halle A 3 der Hamburg Messe ohnehin am falschen Platz. Die Übersetzung ist Programm: 80 Galerien aus nah und fern bieten Kunstwerke zu halbwegs erschwinglichen Preisen feil. Die Tarife sollen, so der offizielle Regelsatz, zwischen 100 und 7500 Euro liegen. Galerist und Künstler machen halbe-halbe.

20.000 Besucher in vier Tagen

An vier Tagen kamen mehr als 20.000 Besucher. Motto: bezahlbare Kunst für alle. Die meisten kauften nach Bauchgefühl, andere wurden von der Aussicht inspiriert, später aus wenig sehr viel mehr zu machen. Vielleicht hatte der eine oder andere die Versteigerung eines Gemäldes des Künstlers David Hockney vor ein paar Tagen in New York im Sinn. 90 Millionen Dollar für einen Swimmingpool mit zwei Menschen, nicht schlecht.

Im Vergleich wirkt der kleine Fuchs aus Filz fast wie geschenkt. Und, ohne Witz, das tierisch rätselhafte Kunstobjekt nimmt den Betrachter für sich ein. Irgendwie, auf geheimnisvolle Art. Zumal die Rechnung der genau so genannten „Galerie 18.30“ aus Aachen aufgeht. Das ungewöhnliche Objekt am Boden lenkt Blicke auf sich – und Gäste auf den Stand. Keine Frage, da ist ein Fuchs am Werke.

Kreationen aus beschichtetem Montageschaum

Womit wir nahtlos bei Messedirektor Oliver Lähndorf angelangt sind. Der gebürtige Lübecker mit Firmensitz im Karoviertel versteht nicht nur Kunstwerke an den Käufer zu bringen. Er arbeitet im Auftrag des Schotten Will Ramsey, der seine Idee einer publikumsnahen Messe ohne allzu aberwitzige Tarife in neun Ländern 13-fach organisiert. Hamburg steht auf einer Liste mit New York, London, Singapur oder Hongkong. Ramseys Kunst besteht darin, dass sich unter dem Strich eine schöne schwarze Zahl ergibt.

„Bei uns hängen Werke junger, aufstrebender Künstler neben Positionen großer­ Namen“, formuliert Lähndorf filigran. „Ziel ist es, die Faszination zeitgenössischer Kunst für jeden erfahrbar zu machen.“ Fundamente sind Malerei, zudem Grafik, Skulpturen und Fotografien. Es gibt kalkweiße Geweihe, rätselhafte Kreationen aus mehrfach beschichtetem Montageschaum oder Frauenfiguren mit Geierkopf. Gemälde und Zeichnungen dominieren.

Keine Schwellen, keine Scheu

„Wichtiger als Verkäufe sind letztlich neue Kontakte“, weiß Thomas Holthoff. Weil diese dauerhaft Kundschaft bescheren. In der Messehalle wie in seiner Galerie Holthoff-Mokross an der Fischers Allee in Ottensen präsentiert der Profi mit Sinn für kultivierte Lebensart auch Bilder des Berliners Peter Buechler und Werke des ehemaligen Nationaltorhüters Rudi Kargus. Zweimal erste Klasse.

An der Borselstraße gleichfalls in Ottensen betreibt Angela Holzhauer eine Galerie. Als Vorsitzende des Landesverbands Hamburger Galerien kennt sie die Interessen der rund 80 Kollegen in Hamburg gut. „Diese Messe nimmt Hemmungen und Scheu“, sagt Frau Holzhauer. „Es gibt keine Türen und Schwellen.“ Sie und ihre ausstellenden Mitstreiter freuen sich über Neugier und viele Fragen.

Einblicke hinter die Kulissen

Am Stand der Dreipunkt Edition aus München zeigen Kristiane, Alexander und Clemens zum Beispiel Radierungen zwischen 120 und 15o Euro sowie Druckgrafiken für 50 Euro. Letztere sehen stark aus und sind in der Tat erschwinglich. Ein paar Meter weiter zeigt Marcus Schild von der Galerie Affenfaust aus St. Pauli 30 Werke von fünf Künstlern. Der ungewöhnliche Name bezieht sich auf einen klassischen Seemannsknoten.

Ein Segen, dass dieser Sonntag Muße beschert. Denn auch bei den Nachwuchskünstlern Astrid Ehlers, Anneke Kleimann und Lars Hinrichs bringen Einblicke hinter den Kulissen spannende Erkenntnisse. Ein Mäzen ermöglicht dem Trio sonst nicht umsetzbare Aktivitäten wie die Ausstellungsfläche oder einen eigenen Katalog. Betreut und quasi gecoacht wird das kreative Team von der Kuratorin Isabel Deimel, eine ebenso lebensfrohe wie kompetente Messemanagerin und Kunsthistorikerin. Astrid Ehlers kombiniert traditionelle Kaltnadelradierungen und unkonventionelle Ideen zu sehenswerten Ergebnissen.

Das Parken ist eine Kunst für sich

So wie Fahar Al-Salih, der von einer Karlsruher Galerie vertreten wird. Aus Hunderten mit Harz und Farbe getränkter Topfschwämme schuf er ein spektakuläres Farbbild. Matthias Schubert, Ingenieur aus Harvestehude, konnte nicht widerstehen. Sein Credo „Wenn dich ein Kunstwerk anspricht, musst du zugreifen.“ PS: Parken an der Messe kostete pauschal 17 Euro. Das ist aber eine Kunst für sich.