Hamburg. Sie berichtete, dass Mado Bido M. seiner Ex-Freundin mehrfach gedroht hatte. Doch Sandra P. ließ sich davon nicht beeindrucken.

Er könne ganz allein entscheiden, wann er seine Tochter Mariam sieht. Und wenn er das nicht durchsetzen kann, werde sich mit dem kleinen Mädchen zusammen auf die Gleise legen: Mit diesen Drohungen hatte der wegen Mordes angeklagte Mado Bido M. offenbar den Umgang mit seiner Tochter zu erzwingen versucht. „Denk daran“, soll der 34-jährige Mann aus Niger seine Ex-Partnerin gewarnt haben, „was in Neugraben passiert ist.“ Neugraben: Dort hatte sich ein Familiendrama abgespielt, als ein 34-Jähriger nach einem Streit mit seiner Frau seiner Tochter die Kehle durchgeschnitten hatte. Kurze Zeit später verletzte auch Mado Bido M. an Bahngleisen am Jungfernstieg sein 21 Monate altes Kind mit einem Messer tödlich – und brachte auch seine Ex-Freundin Sandra P. um.

Beide Bluttaten hat der Angeklagte im Prozess vor dem Schwurgericht bereits gestanden. Die Anklage geht davon aus, dass ein Sorgenrechtsstreit um die kleine Tochter Mariam der Auslöser für die Verbrechen war. Eine Familienhelferin, die sich im Auftrag des Jugendamtes um Sandra P., deren fünf Kinder und Mado Bido M. gekümmert hatte, hat am Freitag vor Gericht ihre Erlebnisse mit der Familie geschildert. Demnach war Sandra P. eine verantwortungsvolle Mutter, die sich selbst an das Jugendamt gewandt hatte, weil sie Sorge hatte, dass sie ihren Kindern nicht gerecht werden könne. „Sie hat alles richtig gemacht“, sagte die Zeugin über Sandra P.

Doch Mado Bido M. sei schwer zugänglich gewesen. Sie habe versucht, zwischen dem Vater und seiner Freundin zu vermitteln. Sandra P. habe ihr erzählt, so die Zeugin weiter, dass ihr Ex-Freund ihr auch wiederholt gedroht habe, etwa mit einem erweiterten Suizid an Bahngleisen. Doch die Mutter sei „tough und unerschrocken“ gewesen und habe nicht geglaubt, dass Mado Bido M. ernsthaft gefährlich werden könne. „Sie dachte: Er tut mir nichts.“ Der Prozess wird fortgesetzt. (bem)