Hamburg. Eltern schlagen Alarm und sorgen sich um Gesundheit und Sicherheit ihrer Kinder. Deutlich mehr Verkehr auf Augustenburger Straße.

Es ist laut vor dem Eingang der Kurt-Tucholsky-Schule an diesem Vormittag. Es sind keine Schüler, die Krach machen, sondern es ist der Verkehrslärm. Der Verkehr und die Abgase haben seit der Einführung des Fahrverbotes für ältere Dieselfahrzeuge an der Stresemannstraße und Teilen der Max-Brauer-Allee im Frühjahr hier an der Augustenburger Straße zugenommen. Das sagen Anwohner und die Eltern der Stadtteilschule.

Die Eltern sind in großer Sorge um die Gesundheit und Sicherheit ihrer Kinder. Besonders sicher ist der Weg zur Kurt-Tucholsky-Straße ohnehin nicht. Die zwölf Jahre alte Tochter von Hindy Mikschas muss auf ihrem Schulweg Baustellen queren, hat mit kurzen Grünphasen an der Fußgängerampel zu tun, und nun kommen noch mehr Abgase hinzu, weil Dieselfahrer auf die Augustenburger Straße ausweichen. Genau wie es die Umweltschützer vom BUND befürchtet hatten, verlagert sich mit dem Fahrverbot die Verkehrs- und Abgasbelastung in die Nebenstraßen.

Sven Krug und seine Mitstreiter vom Elternrat der Kurt-Tucholsky-Stadtteilschule schlagen Alarm: „Die Luft ist extrem schlecht. Jetzt im Nebel als Dunstglocke. Schüler, die per Rad kommen, fahren besser auf den Fußwegen, da sie auf der Straße aufgrund der Enge unfallgefährdet sind.“ Die Eltern fordern: „Kein Schwerlastverkehr durch Hamburg. Keine Augenwischerei für die Umwelt zulasten der Kinder und Anwohner“, so Krug. Sie appellieren an den Senat, kurzfristig eine Lösung zu finden, am besten an einem runden Tisch.

Autofahrer rasen an der Schule vorbei

Es sind keineswegs hysterische Eltern, die sich Sorgen machen. Anwohner Vyramuthu­ Ratnam ist ebenfalls betroffen, wohnt nur wenige Meter von der Schule entfernt. „Es gibt viel mehr Verkehr. Einige Autofahrer rasen nahezu an der Schule vorbei.“

Die Schüler sind von der Lautstärke genervt. Der 14-jährige Aswin sagt: „Während des Unterrichts stört das schon.“ Der dichte Verkehr würde auch dazu führen, dass die Busse häufiger zu spät kommen, so Philipp (16).

Die Ausweichroute wird wohl bleiben. Aus der Innenbehörde heißt es dazu lediglich: „Eine Umleitungsempfehlung muss dort abschließen, wo das direkte Durchfahrtsverbot endet. Die einzige Möglichkeit führt über die Augustenburger Straße zurück auf die Stresemannstraße.“ Nur weil dort ein Schulweg entlangführt, bedeute das nicht, dass dort keine Umleitungsstrecke eingerichtet werden könne.

Sammlung von Unterschriften angekündigt

Ein Konzept zur Luftreinhaltung, wie es die Eltern fordern, liegt laut Umweltbehörde bereits vor: Dazu zählen unter anderem der Ausbau des U- und S-Bahn-Netzes, der Bau von Ladepunkten für E-Autos sowie Park-, Carsharing- und Umsteigeangebote für Pendler. „Außerdem will der Senat Hamburg zur Fahrradstadt machen und baut dafür die Infrastruktur aus. Von 2020 an will Hamburg nur noch emissionsfreie Busse anschaffen. Außerdem werden im Hafen Maßnahmen zur Reduktion der Stickoxidbelastung umgesetzt“, so Behördensprecher Björn Malzahn.

Das nützt den Eltern und Kindern der Kurt-Tucholsky-Schule in der momentanen Situation wenig. Sie kündigen schon jetzt an, Unterschriften zu sammeln, um das Fahrverbot für Lkw an der Stresemannstraße zurückzunehmen, sie wollen sich mit anderen betroffenen Einrichtungen zusammenschließen und Aktionen planen.

Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde, kann die Situation nicht ändern und empfiehlt: „Wir raten zu besonderer Vorsicht und vor allem bei kleineren Kindern, den Schulweg gemeinsam abzugehen und nach der sichersten Schulwegvariante zu suchen.“