Hamburg. Im Nieselregen hat am Montag der Aufbau von Hamburgs größtem Weihnachtsmarkt auf dem Rathausmarkt begonnen.

Noch stehen die zig Palettenberge etwas traurig im Regen auf dem Rathausmarkt herum, ebenso diverse Gerippe von Holzhäusern, die noch auf ein Dach warten und auch das Holzpferd sieht noch eher aus wie ein begossener Pudel. Heimelig wirkt hier im Hamburger Nieselregen jedenfalls noch gar nichts.

Dass sich diese noch etwas trostlos anmutende Szenerie innerhalb der kommenden zwei Wochen in Hamburgs größten Weihnachtsmarkt verwandeln wird, bezeichnet Roncalli-Sprecherin Heide Mombächer als „absolute Meisterleistung“. Unter ihrem blauen Roncalli-Schirm steht sie mitten auf dem Rathausmarkt und strahlt wie ein Kind kurz vor der Bescherung. „Hier entsteht innerhalb von 14 Tagen eine richtige kleine Stadt, mit Wasser-, Strom- und Gasleitungen, mit Gassen und Eingangstoren, mit Glühweinbuden und Verkaufsständen.“

Bis zu drei Millionen Besucher beim Historischen Weihnachtsmarkt

Es ist der 19. Historische Weihnachtsmarkt auf dem Hamburger Rathausmarkt, der traditionell von Roncalli ausgerichtet wird und der pro Jahr zwischen 2,5 und drei Millionen Besucher anzieht. Und ein Teil des Erfolgsrezeptes ist offenbar, dass hier irgendwie auch alles beim Alten bleibt – auch hinter den Kulissen.

Marktleiter Olaf Kossakowski ist seit 19 Jahren dabei, Standbetreiber Hans Paul Kaschinski, der am Montag den Aufbau seines „Bienenhauses“ überwachte, verkauft hier ebenfalls seit 19 Jahren Honig aller Art, Bienenwachskerzen und Weine. Und auch sonst sind aus dem Aufbauteam viele Mitarbeiter der ersten Stunde.

Einiges ändert sich – der Preis für Glühwein nicht

Jedenfalls schwärmen alle von einer eingeschworenen Gemeinschaft. „Das ist der Hauptgrund dafür, dass hier alles so reibungslos läuft“, so Marktleiter Kossakowski. Für die 19. Ausgabe in diesem Jahr gibt es die ganz großen Neuigkeiten zwar nicht zu verkünden, aber manchmal sind ja keine Neuigkeiten auch gute Neuigkeiten. „Der Glühweinpreis ist mit drei Euro pro Becher und drei Euro Pfand gleich geblieben“, verkündet Sprecherin Mombächer, womit eine der wichtigsten Fragen für viele Marktbesucher wohl geklärt wäre.

Ansonsten kündigt Mombächer noch die Rückkehr eines Schmiedes an, der in den vergangenen Jahren auf dem Markt leider gefehlt habe, sowie sogenannte Walkact-Künstler, das traditionelle Weihnachtsmarktsingen für den guten Zweck und selbstverständlich den fliegenden Weihnachtsmann, das Markenzeichen schlechthin.

Wie eh und je wird er drei Mal am Tag, um 16, 18 und 20 Uhr, über den Rathausmarkt fliegen und damit die Besuchszeiten vieler Familien festlegen, die natürlich erst wieder gehen können, wenn die Kleinen den Weihnachtsmann schweben gesehen haben, der nebenbei gesagt auch schon seit 19 Jahren dabei ist. Auch die bewährten Themengassen (Naschen, Spielen, Handwerk) sind geblieben. Standwechsel gebe es ohnehin selten. „Die Händler sind hier einfach zufrieden“, sagt Mombächer.

Weihnachtsmarkt setzt auf bewährtes Sicherheitskonzept

Bis zur Eröffnung am 26. November ist noch viel zu tun. Das rund 100-Mann starke Aufbauteam muss 75 Buden aufbauen, darunter auch historische Fachwerkhäuser von 1847, ein Wiener Kaffeehaus im Jugendstil oder die handgefertigten Eingangsportale. All das und noch viel mehr lagert das ganze Jahr über in einer Hamburger Lagerhalle und wartet darauf, in etlichen Lastzugfuhren auf den Ratshausmarkt geschafft zu werden. Das soll hauptsächlich in dieser Woche geschehen, in der Woche darauf wird dekoriert.

Ein deutlich weniger besinnlicher aber umso wichtiger Punkt: Das Sicherheitskonzept. Die Vorkehrungen waren nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihachtsmarkt 2016 im vergangenen Jahr auch in Hamburg an vielen Stellen intensiviert worden, etwa mit Betonpollern, Wassertanks und Zivilfahndern. Laut Angaben der Polizei werde sich an dem Sicherheitskonzept wahrscheinlich in diesem Jahr nicht viel ändern.

„Rudi“ sorgt für Sicherheit auf dem Historischen Weihnachtsmarkt

Laut Heide Mombächer sei der Roncalli Weihnachtsmarkt „immer sehr gut aufgestellt“ gewesen. „Wir arbeiten mit einem privaten Sicherheitsdienst, der auch in zivil auf dem Gelände unterwegs ist.“ Weiter gebe es auf dem Rathausmarkt extra angefertigte Betonpoller, die mit Weihnachtsbäumen dekoriert sind. Dieses seien noch größer und schwerer als anderswo. Eine herausragende Rolle spiele beim Sicherheitskonzept seit Jahren aber vor allen Dingen der sogenannte Markt-Gendarm „Rudi“. Was vielleicht eher nach einem lustigen Fußballmaskottchen klingt, sei in Wahrheit eine tragende Säule des Konzeptes.

„Während des gesamten Weihnachtsmarktes legt Rudi auf dem Gelände etwa 1500 Kilometer zurück und hat seine Augen überall“, so Mombächer. An dem bisherigen Konzept wolle man festhalten. „Das hat sich bewährt“, sagt Mombächer weiter. Und dann muss sie auch schon weiterflitzen mit ihrem Regenschirm, es gibt schließlich noch jede Menge zu tun.