Hamburg. Bier und lokale Künstler stehen im Mittelpunkt des neuen Gastrokonzepts an der Reeperbahn. Start ist am 29. November.

Sofas, Sessel und Schrankwände wurden früher bei Möbel Brandes verkauft. Dann stand die Fläche des Traditionsgeschäfts jahrelang leer. Seit geraumer Zeit fällt den Passanten ein großer Bauzaun vor dem Gebäude am Anfang der Reeperbahn ins Auge. Im Erdgeschoss werkeln Bauarbeiter. Wer den Raum betritt, dem fallen sofort die zehn Braukessel auf. Nicht Einrichtungsgegenstände, sondern Hopfen und Malz stehen hier künftig im Fokus. Am 29. November eröffnet die Astra St. Pauli Brauerei mit Gastronomie auf rund 760 Quadratmetern. Die Hamburger sind ab 20 Uhr eingeladen mitzufeiern.

Das Konzept ist eine Mischung aus „Astra-Wohnzimmer und Brauküche“, sagte Christoph Boneberg, Sprecher der Carlsberg Gruppe, zu der Astra gehört, dem Abendblatt. „Hier werden wir ein bisschen experimentieren, neue Biersorten entwickeln und ausprobieren. Außerdem wollen wir Musikern und Künstlern aus der Nachbarschaft eine Bühne geben.“ Die Marke Astra kehrt mit der Brauerei zu ihren Wurzeln zurück. Das Bier wurde bis vor 16 Jahren auf dem Gelände der Bavaria-St. Pauli-Brauerei an der Bernhard-Nocht-Straße, nur wenige Hundert Meter entfernt, hergestellt. Dann wurde die Produktion dort eingestellt und das Gelände für Wohnungsbau genutzt. Seitdem wird Astra bei Holsten in Altona produziert. Das wird auch so bleiben, aber in der alten Heimat werden nun in der „Mikrobrauerei“ rund 1400 Hektoliter pro Jahr für die Gäste gebraut.

Eröffnung war für das Frühjahr geplant

Noch ist es eine große Baustelle. Wie so häufig, kam es auch hier zu Verzögerungen. Eigentlich war die Eröffnung schon für Frühjahr geplant (wir berichteten). Aber jetzt befinden sich die Bauarbeiten auf der Zielgeraden, und in knapp vier Wochen werden hier die ersten Gäste begrüßt. Backsteinwände, Hochtische aus Holz, aber auch Retrosessel­ und Teppiche, eine Discokugel an der Decke und lange Bartresen sollen die Einrichtung prägen. Die vielfach mit Branchenpreisen ausgezeichneten Werbemotive der Biermarke werden in der Brauerei präsent sein. „Wir wollen hier eine lässige und gleichzeitig leicht schräge Atmosphäre schaffen. Dieser Ort soll vor allem ein Treffpunkt für die vielen Astra-Fans aus der gesamten Republik werden“, sagte Boneberg.

Auf dem Kiez ist die Biermarke mit dem Anker als Markenzeichen eigentlich an jeder Ecke erhältlich. Die Sorte Astra Urtyp ist aber längst auch in Süddeutschland ein Begriff. Selbst in München bieten zahlreiche Szenekneipen und Bars dieses Hamburger Erzeugnis an. „Wir machen mittlerweile mehr als 50 Prozent unseres Umsatzes mit Astra außerhalb von Norddeutschland“, sagte Boneberg.

Sieben Tage die Woche geöffnet

In der neuen Gastronomie sollen rund 200 Gäste Platz finden. Die Brauerei wird sieben Tage die Woche geöffnet haben, von 11 Uhr bis open end. Im Sommer wird es auch eine Außenterrasse geben. „Wichtig ist: Hier ist jeder willkommen. Touristen, natürlich die Hamburger, aber auch große Gruppen“, sagte Boneberg. Auf der Speisekarte stehen Hamburger Spezialitäten wie Labskaus, aber auch Rib-Eye-Steak und Currywurst. „Wir setzen auf Gerichte, die rustikal und lecker sind und zum Bier passen. Natürlich wird es auch einen Norddeutschlandbezug geben“, sagte Boneberg.

Der wichtigste Mann ist wohl Jan Koch. Der Braumeister hat in den 90erJahren seine Ausbildung bei Holsten in Altona absolviert und später in kleinen Brauereien in Irland, England und zuletzt­ in der türkischen Metropole Istanbul gearbeitet. Und er fährt eine klare Linie. „Wir wollen ganz bewusst nicht auf den Craft-Bier-Trend aufspringen. Bei der Entwicklung neuer Biere wollen wir unseren Wurzeln treu bleiben. Kein Chichi, sondern ein gut gemachtes Produkt mit tollen Zutaten“, sagte Koch.

Bis zu zehn Sorten

Blick in das Astra-Brauhaus.
Blick in das Astra-Brauhaus. © Astra

Bis zu zehn Sorten sollen vor Ort gebraut werden. Beliebte Biere wie Kellerbier oder Weizenbier „werden wir hier auf Astra-Art neu interpretieren“, kündigte der Experte an. Für die Gäste soll es auch Brauereibesichtigungen und Brauseminare geben, auch ein Shop mit Merchandising-Artikeln ist geplant.

Die Carlsberg Gruppe setzt bei dem Projekt auf erfahrene Partner aus der Gastronomie. Zum einen gehört Tim Becker zu den Gesellschaftern, der unter anderen die Diskothek Noho auf der Reeperbahn und das Frieda B. am Hans-Albers-Platz betreibt. Außerdem sind Thomas Jankowski und Marc Altenburger­, die Sierichs Biergarten im Stadtpark und die Bastion im Museum für Hamburgische Geschichte führen, mit im Boot.