Hamburg. Stefan Heidenreich präsentiert das letzte Mal Zahlen für den Nivea-Konzern – und zieht eine positive Bilanz seiner Zeit.

In knapp zwei Monaten ist Schluss für Stefan Heidenreich. Dann wird er das Büro des Vorstandschefs bei der Beiersdorf AG in Eimsbüttel räumen und Platz für seinen Nachfolger Stefan De Loecker machen. Nun hat sich Heidenreich ein letztes Mal in seiner Funktion als Beiersdorf-Chef den Medien gestellt. In Form eines Conference-Calls – einer Art telefonischen Pressekonferenz. Heidenreich las den Neun-Monats-Bericht Satz für Satz vor und beantwortete danach geduldig die Fragen der Journalisten. Seine abgeleitete Botschaft aus den vorgetragenen Zahlen lautete wie nahezu immer in den vergangenen knapp sieben Jahren, die der heute 55-Jährige den Nivea-Konzern lenkt: „Beiersdorf setzt seinen profitablen Wachstumskurs fort.“

Auf 5,4 Milliarden Euro stieg der Umsatz in den ersten neun Monaten – ein Plus von 2,3 Prozent. Dazu trug auch die Luxusmarke La Prairie bei, deren Erlöse um 46,7 Prozent in die Höhe schnellten. Und wie lautet die Prognose für die kommenden Monate? Aufs Jahr gesehen soll der Umsatz – wie erwartet – um etwa fünf Prozent steigen. Damit würde man – wie sooft in der jüngeren Vergangenheit – deutlich besser als der Markt abschneiden. Und trotz Problemen im Lateinamerika-Geschäft – bedingt durch negative Wechselkurseffekte – erwartet Beiersdorf für 2018 eine Umsatzrendite von etwa fünf Prozent.

Heidenreichs Fazit: „Profitables Wachstum hatten wir versprochen. Wir haben geliefert.“ Und weiter: „Wir haben allen Grund, mit Zuversicht in die Zukunft unseres Unternehmens zu blicken.“ Allerdings wird Beiersdorf das ab Januar ohne den gebürtigen Bremerhavener und bekennenden Fan des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli machen.

Heidenreich wird vorzeitig abgelöst

Nachfolger De Loecker meldete sich zu Beginn des Conference-Calls mit nur wenigen Sätzen zu Wort. „Ich freue mich auf die Aufgaben als Vorstandsvorsitzender“, sagte der studierte Wirtschaftswissenschaftler, der 2012 zu Beiersdorf kam und seit Mitte 2014 im Vorstand sitzt. Derzeit bereite er seine Strategie vor, ließ sich der 51-jährige Belgier noch entlocken. „Bis bald“, sagte er schließlich. Mehr nicht. Fragen an De Loecker waren ausdrücklich nicht zugelassen. Die wenigen unpersönlichen Sätze passen zu der seit Jahren gepflegten Zurückhaltung der operativen Beiersdorf-Spitze.

Wer im Top-Management des einzigen Hamburger DAX-Konzerns sitzt, muss nicht nur viel arbeiten, er muss auch sein Ego zurückstellen. Denn das Credo von Eigentümer und Aufsichtsrat Michael Herz ist nicht diskutabel: Das Produkt steht im Mittelpunkt, nicht die Chefs und deren Befindlichkeiten. So wird es seit Langem bei Beiersdorf, aber auch bei Herz’ zweitem großen Unternehmen Tchibo gehandhabt.

Seit Heidenreichs vorzeitige Ablösung – sein Vertrag lief eigentlich noch bis Ende 2019 – bekannt wurde, halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass das Verhältnis zwischen dem smarten Manager und der Eigentümerfamilie Herz abgekühlt sei. Heidenreich wies dies erneut offensiv zurück: „Ich habe mit Herrn Herz ein sehr konstruktives, gutes Verhältnis.“

Warum hockt Beiersdorf auf Milliarden?

Eher defensiv äußerte sich Heidenreich gegenüber den Journalisten, als es um die Frage ging, was er Stefan De Loecker für die Zukunft als Konzernstrategie empfehlen würde. Seinem Nachfolger Tipps zu geben, das wolle und müsse er nicht. Stattdessen blickte Heidenreich lieber auf seine Beiersdorf-Jahre zurück: In seiner Zeit als Konzernlenker sei der Unternehmenswert von elf auf 25 Milliarden gestiegen, der Aktienkurs habe sich fast verdoppelt. „Ich bin persönlich sehr zufrieden mit den letzten Jahren.“

Zum Schluss seiner Karriere bei Beiersdorf dürfte ihm auch Michael Herz diese Werbung in eigener Sache verzeihen. Denn tatsächlich hat Heidenreich bei seiner Amtsübernahme den Nivea-Konzern aus schwierigem Fahrwasser geführt. Vor allem die Konzentration auf die Kernmarken brachte die Hamburger schnell wieder in die Erfolgsspur.

Was Heidenreich allerdings nicht vorweisen kann – das sind spektakuläre Übernahmen. Der Konzern sitzt auf Mitteln in Milliardenhöhe – und nicht wenige Branchenkenner fragen sich: Was hat Beierdorf damit vor? Heidenreich spricht am Mittwoch relativ offen über dieses Thema. Selbstverständlich sei auch er an Zukäufen interessiert gewesen. „Aber es war einfach nichts da.“ Es fehlten also lukrative Investments.

Wie man in punkto Übernahmen weiter verfahre, das müsse nun sein Nachfolger entscheiden. Und was plant Stefan Heidenreich nach seiner Beiersdorf-Zeit? „Ich werde in Ruhe entscheiden, welche Option ich weiter verfolge.“ Das klingt zumindest nach einigen Jobangeboten. Heidenreich gibt sich in seinem letzten Conference-Call für den Hamburger Kosmetikkonzern selbstsicher: „Wir werden uns bald wiedersehen.“