Hamburg/Rostock. Wie Passagiere einer Weltreise den Stromausfall auf der Aidaaura erlebten. Jetzt geht es mit 21 Knoten über den Atlantik.
Es war am Dienstag vor einer Woche, als im Maschinenraum 1 der Aidaaura Rauchalarm ausgelöst wurde. Passagiere berichteten von einem lauten Pfeifton, der sie aus dem Schlaf riss. Das Kreuzfahrtschiff mit rund 1000 Passagieren an Bord war kurz zuvor in Hamburg zur 119 Tage dauernden Weltreise gestartet. Und nun das unmittelbar vor der Transatlantik-Passage: ein schwerer Kabelschaden, der die Stromversorgung der Küche lahm legte. Ein Defekt mit gravierenden Folgen.
Kein warmes Essen an Bord
Gut drei Tage lang mussten die Gäste auf die gewohnten warmen Mahlzeiten an Bord verzichten. Statt dessen wurde auf dem Pooldeck gegrillt. Um die Versorgung zu gewährleisten, wurden sie mit Shuttle-Bussen in Restaurants der Hafenstadt Mindelo befördert, der zweitgrößten Stadt der Kapverdischen Inseln. Für die Reederei und die lokalen Gastronomen eine enorme logistische Herausforderung.
Inzwischen haben eilends aus Deutschland eingeflogene Techniker den Kabelschaden reparieren können. Mit gut drei Tagen Verspätung nimmt die "Aida aura" seit Sonntag, 7 Uhr Ortszeit, mit allen Maschinen Kurs auf Brasilien. Die Geschwindigkeit beträgt 21 Knoten (Montag, 7.40 Ortszeit, 37 Stundenkilometer). Wie eine Sprecherin der Rostocker Reederei dem Abendblatt sagte, werde das 2002 in Wismar gebaute Kreuzfahrtschiff an diesem Donnerstag den Hafen von Salvador de Bahia in Brasilien erreichen. Die Ankunft war eigentlich für diesen Montag, 8 Uhr, geplant. Die Reederei arbeitet jetzt mit Hochdruck an der Aktualisierung des Reiseverlaufs. Der Plan soll Anfang dieser Woche veröffentlicht werden.
Shuttle in Restaurants
Die Passagiere Andrea und Bernhard Schiepe wollen auf der Weltreise das "ganz große Abenteuer" erleben. Sie freuen sich auf solche Ziele wie Südamerika, die Fidschi-Inseln und Südafrika. Dass die Tour zunächst mit einer Havarie begann, nehmen die beiden Reiseblogger mit Humor. "Wir haben dadurch das Archipel der Kapverdischen Inseln kennengelernt", sagt das Ehepaar. An zwei Tagen seien sie zu den örtlichen Restaurants gebracht worden.
Allerdings berichten Gäste darüber, dass die Stimmung an Bord zeitweise zu kippen drohte. Es sei nämlich zunächst nicht ganz klar gewesen, ob die Reise überhaupt fortgesetzt werden könne. Die Kommunikation sei "zu sehr auf Beschwichtigung" ausgelegt gewesen. Einige der Passagiere kritisierten, dass Kapitän Sven Laudan Pressestatements der Reederei vorgelesen habe.
Die sonst üppigen warmen Mahlzeiten fielen während des Stromausfalls ins Wasser. So konnte kein Brot gebacken werden. Statt dessen gab es Knäckebrot. Außerdem fehlte offenbar warmes Wasser für Tee.
Für Passagiere keine Gefahr
Zu dem Kabeldefekt war es auf dem Weg von Madeira zu den Kapverdischen Inseln gekommen. Dies habe dazu geführt, dass warme Speisen nur noch eingeschränkt zubereitet werden konnten, erklärte die Reederei. Antrieb und Klimaanlage seien hingegen nicht betroffen gewesen. Für die rund 1000 Passagiere habe zu keiner Zeit eine Gefahr bestanden; niemand sei zu Schaden gekommen. Wie eine Reedereisprecherin dem Abendblatt am Montag sagte, habe Aida für den "verlängerten Aufenthalt in Mindelo" ein vielseitiges Programm entwickelt und die Gäste zu Ausflügen auf Sao Vincente und zu den benachbarten Inseln eingeladen.
Das in der Wismarer Aker MTW Werft gebaute Schiff wurde im April 2003 in Warnemünde von Heidi Klum getauft. Bereits 2007 war es auf einer Reise zu einem schweren Defekt gekommen. Während einer Überführungsfahrt von der Werft nach Palma de Mallorca waren Probleme an den Antriebssystemen aufgetreten. Da eine sofortige Reparatur nicht möglich war, musste eine Transatlantikreise von Palma de Mallorca nach Aruba abgesagt werden.