Hamburg. Polizist Holger Grinnus und seine Frau bauen auf Sulawesi ein Trinkwassersystem nach Erdbeben mit 2000 Toten mit auf.

Mission erfüllt: Nach drei Tagen im Erdbebengebiet auf der Insel Sulawesi sind der Hamburger Polizist Holger Grinnus und seine Frau Martina auf dem Rückweg in die Hansestadt. Die Angehörigen der Rettungshundestaffel Hamburg-Harburg waren mit einem zwölfköpfigen Team der Hilfsorganisation I.S.A.R. im Einsatz. Hunde hatten sie nicht dabei: In einem kleinen Ort nahe der Stadt Palu bauten sie eine Trinkwasserversorgung auf. Holger Grinnus und seine Frau waren als Logistik-Experten in Indonesien.

Es sind erschütternde Eindrücke, die Holger Grinnus, der normalerweise Fälle von Beziehungsgewalt bei der Kripo in Harburg bearbeitet, mit nach Hause nimmt. „Erst wenn man dort ist, erkennt man, mit welcher Wucht ein Tsunami über die Menschen hereinbricht“, sagt er. „Ich war mit einem Taxifahrer unterwegs, der mir zeigte, wo er essen gegangen war und er dann um sein Leben laufen musste. Das sind einfach freie Flächen, von denen alles vom Wasser weggefegt wurde.“

Wie eine riesige Müllkippe

An anderen Stellen, dort, wo sich der Boden verflüssige, sehe es aus wie auf einer riesigen Müllkippe, auf der alles zusammengeschoben wurde. Auch eine massive Brücke, die von den Wassermassen aus den Lagern gehoben und um vier Meter versetzt wurde, hat Grinnus gesehen. „Was völlig verrückt ist, dass es ganz scharfe Abgrenzungen zu den Trümmergebieten gibt und ein paar Meter weiter intakte Häuser mit intakten Gärten stehen, in denen man einen gemütlichen Grillabend verleben könnte.“ Es sei aber auch ein bedrückendes Gefühl, wenn man wisse, dass zwei Wochen nach der schrecklichen Katastrophe unter den Trümmern noch zahlreiche Tote liegen dürften. Am Donnerstag wurde die Zahl der bisher geborgenen Toten mit 2073 angegeben. Über die Zahl der Vermissten herrscht dagegen noch Unklarheit.

Angekommen war das Team am vergangenen Wochenende in Indonesien. Eine Militärmaschine der US Air Force hatte es dann weiter nach Palu ins Erdbebengebiet geflogen. Vorher hatte man noch einige Probleme beseitigen müssen. „Es war nicht ganz einfach, ins Land gelassen zu werden“, sagt Grinnus. „Jeder wollte noch Unterlagen oder Nachweise.“ Nach der Einreise traf das Team auf freundliche Menschen. „Viele haben uns gesagt, wie froh sie seien, dass wir gekommen sind.“ Bereits am Montag, dem ersten Einsatztag im Erdbebengebiet, begann das Team mit dem Aufbau des Camps. „Wir haben eine komplette eigene Versorgung, darunter eine Feldküche. Geschlafen wurde auf Feldbetten in Zelten“, sagt Grinnus.

40 Tonnen Ausrüstung

Die rund 40 Tonnen Ausrüstung, die ein Volumen von 14 Kubikmetern einnahm, hatten sie vom Flughafen in Palu mit einem vor Ort gemieteten Lastwagen zum Einsatzort gebracht. „Unser Camp haben wir auf einem großen zentralen Platz aufgebaut. Dazu gehört die Wasseraufbereitungsanlage“, sagt Grinnus. Sauberes Wasser, das ist eines der großen Probleme der Menschen vor Ort.

„Durch den Tsunami sind viele Brunnen versalzen. Dazu kommt noch die Belastung mit Keimen. Wir hatten Glück. Das Wasser, das wir zur Aufbereitung bekommen haben, war noch einigermaßen brauchbar.“ So hätten sie bereits am Montag damit beginnen können, sauberes Trinkwasser an die Bevölkerung auszugeben. Grinnus: „Wir wären auch in der Lage, Wasser aufzubereiten, das direkt aus einem Abwasserkanal kommt. Das dauert dann eben ein bisschen länger.“

Bereits am Dienstag begann das Team damit, einheimische Helfer der örtlichen Behörden in die Bedienung der Trinkwasseraufbereitungsanlage einzuweisen. „Das klappte sehr gut. Die Leute haben unser Wissen schnell aufgenommen und sich Notizen wie kleine Bedienungsanleitungen gemacht. Das war sehr effektiv“, sagt Grinnus.

Geologisch aktivste Zone der Erde

Am Mittwoch wurde die Anlage dann übergeben. „Unsere Mission war damit erfüllt“, sagt Grinnus. Die Anlage bleibt dort und wird von Einheimischen bedient. Auch die Zelte und Generatoren bleiben in Indonesien. Die deutschen Helfer, laut Grinnus die einzige nicht staatliche Hilfseinheit, die im Bereich Palu war, konnte wieder abziehen. „Es ist nicht so, dass kein anderer kommen wollte. Man hat in Indonesien aber wohl sehr genau geschaut, ob und wo man etwas braucht.“

Der aus vielen Inseln bestehende Staat liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der als geologisch aktivsten Zone der Erde gilt. Es gibt dort so viele aktive Vulkane wie in keinem anderen Land der Welt. Erdbeben und Tsunamis kommen häufiger vor. „Entsprechend gut ist der eigene Katastrophenschutz aufgestellt“, sagt Grinnus. „Dort verfügt man beispielsweise über eigene Hubschrauber.“

Mit einem Militärtransporter der US Air Force wurde das Team nach Balikapan gebracht, etwa 300 Kilometer westlich vom Erdbebengebiet. Dort befinden sich die I.S.A.R.-Angehörigen aus Deutschland auf dem internationalen Flughafen. Wann sie zurück in Deutschland sein werden, war am Donnerstagabend noch nicht ganz klar.