Harburg. Freund des verstorbenen Countrysängers möchte an der Harburger Hafenkante eine „Hamburg Hall of Fame“ zum Gedenken schaffen.
Noch liegt das Hausboot des verstorbenen Countrysängers Gunter Gabriel versteckt am Kai der Jöhnk-Werft im Binnenhafen. Ginge es nach Gabriels langjährigem Musiker-Freund Heinrich Wulfes, Künstlername Heinrich Doc Wolf, könnte die „Magdeburg“ alsbald ihr Heimatrevier verlassen und prominent an der Hamburger Hafenkante, irgendwo zwischen Kehrwieder und Landungsbrücken, festmachen. Wulfes möchte das Hausboot zu einer „Hamburg Hall of Fame“ machen, einer Ruhmeshalle für Musiker, die aus Hamburg stammen oder mit ihrer Musik in der Stadt eine wichtige Rolle spiel(t)en.
Schon kurz nach Gabriels Tod am 22. Juni forderten viele Fans, das rund 400 Quadratmeter große Hausboot zu einem Museum umzubauen. Auch Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) unterstützte damals die Idee. Wulfes ist diese Lösung jedoch zu klein: „Allein mit Gunters Fans, die in den Harburger Binnenhafen kommen, trägt sich der Betrieb des Museums nicht. Wir brauchen ein attraktiveres Konzept, das mehr Menschen anzieht. Dazu müsste das Boot aber nahe der Hamburger City liegen, vielleicht am Baumwall.“
Dass es schwierig sein wird, dort einen Liegeplatz zu bekommen, weiß auch Wulfes. Zudem kann er bislang nicht über das Hausboot verfügen, denn es ist Teil der Erbmasse. Die Familienmitglieder überlegten derzeit noch, ob sie Gunter Gabriels Erbe überhaupt antreten, verrät Wulfes, will sich dazu aber nicht weiter äußern. Vermutlich spielen Schulden eine Rolle – es ist kein Geheimnis, dass der bekannte Sänger nicht so sonderlich gut mit Geld umgehen konnte.
Auch auf dem Hausboot lastet noch ein kleiner Kredit, aber die finanzielle Belastung sei nicht sonderlich hoch sagt Wulfes, „die könnte ich übernehmen“. Er habe seine Idee bereits Gabriels ältester Tochter Yvonne Koch vorgestellt und sei auf Interesse gestoßen, sagt der Sänger. Als Heinrich Doc Wolf hat er oft zusammen mit Gunter Gabriel Konzerte gegeben – „immer unvorbereitet, spontan, nach dem Motto: zwei alte Säcke, zwei Gitarren, 2000 Songs und Geschichten“.
Jetzt muss der Johnny Cash-Interpret ohne seinen Freund auskommen und engagiert sich dafür, dass die Gunter-Gabriel-Story über dessen Tod hinaus weiterlebt. Wulfes hat bereits konkrete Pläne: „Um das Hausboot aus dem Binnenhafen heraus zu bekommen, ist es zu hoch. Wir müssten dazu erst einmal das Büro abreißen, das sich Gunter vor ein paar Jahren draufgezimmert hatte“, sagt er.
Im nächsten Schritt könnte Gabriels zweites Hausboot, eine Holzkonstruktion, die aussehe, „als hätte Mickey Mouse oder Goofy sie gebaut“, als neues Stockwerk auf das Boot gesetzt werden. So könnte dort ein recht großer Raum entstehen, die „Hamburg Hall of Fame“. Am ursprünglichen Wohngeschoss auf der unteren Ebene möchte Wulfes möglichst wenig verändern: „Es war so urig, wie er dort gelebt hat. So etwas hat man nicht alle Tage.“
Das Obergeschoss könnte anderen Sängern, mit denen Hamburg stark verbunden ist, gewidmet werden. Hans Albers gehört natürlich dazu, selbstverständlich auch Udo Lindenberg. Doch bevor die Planung konkreter werden kann, braucht Wulfes Grünes Licht von den Hinterbliebenen und außerdem jemanden, der die Regie führt beim Umbau und bei der Einrichtung des zukünftigen schwimmenden Musiker-Museums. Er selbst sei viel auf Konzerten unterwegs und stünde für diesen Job nicht zur Verfügung.
Die Tage, die die „Magdeburg“ noch am Kai der Jöhnk-Werft liegt, sind auf jeden Fall gezählt. „Es fallen monatlich Liegegebühren an. Und auch die Werft möchte das Hausboot los werden“, so Wulfes. Das Geld, um das schwimmende Domizil aus dem Erbe herauszulösen und es umzubauen, ließe sich zusammenbringen, ist der Countrysänger überzeugt: „Ich kenne einige Musiker und Fans, die sich an so einem Projekt beteiligen würden“. Das größte Hindernis könnte der zukünftige Liegeplatz werden.
Noch ist unklar, ob Heinrich Wulfes demnächst stolzer Hausboot-Eigentümer werden wird. Im August hat er sich immerhin schon mal Gunter Gabriels Kultauto gesichert: Er kaufte den himmelblauen Oldtimer der US-Marke Oldsmobil, Baujahr 1980 – und verdrückte auf den ersten Fahrten in Gedenken an seinen Freund Gunter ein paar Tränen.