Hamburg. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs heiratet Christoph Rohde – nach 25 Jahren. Fast schon Silberhochzeit.

Er war viele Jahre lang ein leidenschaftlicher Vorkämpfer der Ehe für alle – jetzt hat sich der Hamburger SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs auch selbst getraut. Am Sonnabend gab der einflussreiche Sozial­demokrat seinem langjährigen Lebensgefährten Christoph Rohde – beide sind im September 55 Jahre alt geworden – gleich zweimal das Jawort: zunächst standesamtlich auf dem Alsterdampfer „St. Georg“ und später in der Hauptkirche St. Katharinen. Nach 25 gemeinsamen Jahren war es quasi Hochzeit und Silberhochzeit in einem.

Kuss am Altar unter Applaus

Eine sehr persönliche und bewegende Predigt von Pröpstin Ulrike Murmann, Musik von Händel, Bach und Luther, sechs Strophen von „Geh aus, mein Herz, und suche Freud’“ (Kahrs hatte sich alle 15 gewünscht, konnte aber noch gestoppt werden) und ein Kuss am Altar unter dem Applaus von mehreren Hundert Besuchern waren die Höhepunkte der Trauung in der Hauptkirche am Rand der Speicherstadt. Es war 16.40 Uhr, als Kahrs und Rohde (er arbeitet als Archivar beim NDR) beide Ja sagten. Als Trauspruch gewählt hatten sie den Bibelvers 2. Timotheus 1,7: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

Aydan Özoguz und Trauzeuge Falko Droßmann
Aydan Özoguz und Trauzeuge Falko Droßmann © dpa | Axel Heimken

280 Kirchenbesucher waren dann zur Feier im Atrium des Museums für Hamburgische Geschichte am Holstenwall eingeladen, darunter Vizekanzler und Ex-Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) mit seiner Frau Britta Ernst (SPD), Bildungsministerin in Brandenburg. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kam mit Ehefrau Eva Maria. Sein Vorvorgänger Ole von Beust (CDU) war in der Kirche ebenso dabei wie die Bundestagsabgeordneten Rüdiger Kruse (CDU), Aydan Özoguz und Carsten Schneider (beide SPD) bei der Feier. Zu den Gästen zählten Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf und Innensenator Andy Grote (SPD) sowie der Generalintendant des Humboldt Forums im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss, Hartmut Dorgerloh, mit ihren Partnerinnen und Partnern.

Rappender Bezirksamtsleiter

Einer der Höhepunkte des Abends war die „Ansprache“ von Kahrs’ Trauzeugen. Falko Droßmann, wie Kahrs einer der zentralen Köpfe in der SPD Hamburg-Mitte, rappte mit der HipHop Academy Hamburg seine Wünsche und Hoffnungen für das Paar. Sollte der Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte mal keine Lust mehr haben auf die Leitung einer Verwaltung, könne er eine Gesangskarriere mit Hip-Hop starten, hieß es später.

Johannes Kahrs, der streitbare SPD-Chef von Mitte und Sprecher der Vereinigung der konservativen Sozialdemokraten im Bundestag („Seeheimer Kreis“), hatte seit Jahrzehnten dafür gekämpft, dass gleichgeschlechtliche Paare den heterosexuellen gleichgestellt werden. Fast schon legendär ist seine dreiminütige Abrechnung mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Rednerpult des Bundestags. „Ehrlicherweise, Frau Merkel: vielen Dank für nichts!“, polterte Kahrs in seiner Rede zur Gleichstellung vor einem Jahr. Hintergrund: Jahrelang hatte sich die CDU unter ihrer Vorsitzenden geweigert, ihren Bundestagsabgeordneten die Abstimmung über die Ehe für alle freizugeben.

Seit dem 1. Oktober 2017 nun dürfen gleichgeschlechtliche Paare bundesweit heiraten. In Hamburg haben viele dies auch schon getan. Von den insgesamt 5936 Ehen, die in den vergangenen zwölf Monaten in der Hansestadt regis­triert wurden, sind 800 Ehen zwischen zwei Männern oder zwei Frauen geschlossen worden – das ist fast jede siebte Ehe. (bob/HA)