Hamburg. Erzbistum sucht für Standorte St. Sophien in Barmbek und Harburg externe Partner. Investitionen in Höhe von 40 Millionen Euro.

Es dürfte die erste gute Nachricht sein, seit das Erzbistum Ende Januar die Schließung von bis zu acht der 21 katholischen Schulen aus finanziellen Gründen bekanntgab. Nach Informationen des Abendblatts will die Kirche die Sophienschule in Barmbek und die Stadtteilschule Harburg nun doch dauerhaft erhalten.

Dabei soll der Standort an der Elsastraße in Barmbek in unmittelbarer Nachbarschaft zur St.-Sophien-Kirche sogar ausgebaut werden: Zusätzlich zur Grundschule soll hier eine Stadtteilschule entstehen. Der Ausbau des Standorts, für den ein Neubau errichtet werden muss, könnte die Schließung der Katholischen Franz-von-Assisi-Stadtteilschule in Barmbek sowie der Domschule in St. Georg zumindest teilweise ausgleichen.

Schonfrist von einem Jahr

Mit der Stadtteilschule Harburg würde neben der Bonifatiusschule in Wilhelmsburg wenigstens ein weiterer katholischer Schulstandort im Süden erhalten werden. Denn das Aus für das Niels-Stensen-Gymnasium hatte das Erzbistum schon im Januar verfügt, und auch für die Katholische Stadtteilschule Neugraben scheint nach jetzigem Stand keine Rettung absehbar.

Nach Informationen des Abendblatts hat sich der neu gegründete Wirtschaftsrat des Erzbistums, der eine Reihe kirchlicher Gremien wie den mächtigen Kirchensteuerrat ersetzt, am zurückliegenden Wochenende erstmals mit möglichen Perspektiven der drei sogenannten Moratoriumsschulen beschäftigt. Für die Sophienschule und die Katholischen Schulen Harburg und Neugraben hatte das Erzbistum im Januar eine Schonfrist von einem Jahr eingeräumt.

Externe Partner und Sponsoren

Innerhalb dieses Zeitraums soll nach Lösungen und möglicherweise externen Partnern und Sponsoren gesucht werden, um eine Schließung zu verhindern. Bei den Beratungen des Wirtschaftsrats ging es angeblich um eine Investitionssumme von 40 Millionen Euro für die beiden Standorte, wobei der größere Teil mit 25 Millionen Euro in die Erweiterung der Sophienschule fließen soll.

„Wir hatten gehofft, bis Mitte September zu einer Entscheidung zu kommen. Aber wir brauchen Zeit für weitere Gespräche“, sagte Christoph Schommer, Sprecher der Schulen und Hochschulen des Erzbistums, der sich zum konkreten Stand der Beratungen nicht äußern wollte. „Es gibt unterschiedliche Planungen, für die das Erzbistum externe Partner benötigt“, sagte Schommer lediglich.

Prekäre Finanzlage

Die Finanzlage des Erzbistums gilt als prekär. Laut einem Gutachten der Unternehmensberatungsfirma Ernst & Young beläuft sich die Überschuldung des Bistums derzeit auf 79 Millionen Euro. Danach erwirtschaften die 21 Schulen allein ein jährliches Minus von bis zu zehn Millionen Euro im laufenden Betrieb. Hinzu kommt laut Gutachten ein Investitionsstau in Höhe von 165 Millionen Euro.

Anfang Juli hatte Erzbischof Stefan Heße die Verhandlungen mit der Initiative Hamburger Schulgenossenschaft (HSG) abgebrochen. Die Initiative hatte vorgeschlagen, mindestens die vier katholischen Schulen im Bezirk Harburg in einem Genossenschaftsmodell weiterzubetreiben, wobei das Erzbistum die Trägerschaft behalten hätte. Die meisten katholischen Gremien hatten das Konzept der HSG für nicht tragfähig gehalten und abgelehnt.

Rettung rückt näher

Heße schloss sich dem Votum an, schrieb aber in einem Brief an die Eltern der Schüler an den katholischen Schulen: „Unser Ziel ist und bleibt der Auf- und Ausbau der Sophienschule und der Katholischen Schule Neugraben zu Grund- und Stadtteilschulen sowie der Umzug der Katholischen Schule Harburg in das Gebäude des Niels-Stensen-Gymnasiums.“ Zumindest für zwei der drei Standorte rückt die Rettung nun offenbar näher.

Bei den Überlegungen des Erzbistums dürfte eine Rolle spielen, dass Schulsenator Ties Rabe (SPD) vor Kurzem angekündigt hatte, die Zuschüsse für die Privatschulen im laufenden und im kommenden Jahr um rund acht Millionen Euro – rund fünf Prozent – zu erhöhen. Außerdem stehen in den kommenden Jahren einmalig 25,5 Millionen Euro für Investitionen aus Mitteln der Stadt und des Bundes zur Verfügung.

Sechs Schulen werden geschlossen

Die abrupte Verkündung der Schulschließungen im Januar hat für erheblichen Protest von Eltern, Schülern und Lehrern an praktisch allen Standorten gesorgt. Zuletzt hatten die Mitarbeitervertreter mehrerer katholischer Schulen vor dem Kirchlichen Arbeitsgericht geklagt, weil sie vor den Schließungsentscheidungen nicht angehört worden waren. Das Gericht gab den Klägern recht und stellte fest, dass das Erzbistum gegen das Beteiligungsrecht der Betroffenen verstoßen hat. Konkrete Folgen hat das Urteil allerdings nicht.

Nach jetzigem Stand werden sechs katholische Schulen geschlossen: Neben den beiden Schulen im Bezirk Harburg sind es die Katholischen Schulen Altona und Franz von Assisi, die Domschule sowie St. Marien in Ottensen. Die einzügige Schule setzt auf eine Kooperation mit der Katholischen Schule Blankenese. Noch ist die Entscheidung des Erzbistums nicht gefallen, aber die Chancen werden eher skeptisch beurteilt.