Hamburg. Jury kürte zwei Hamburger für gesellschaftliches Engagement. Die Wahl fiel auf einen Ex-Bürgermeister und eine Pop-Sängerin.
Ungleicher konnte das Duo kaum sein: Hier die Popsängerin, Wahl-Hamburgerin – und dank Nr.1-Hits wie „99 Luftballons“ mit 25 Millionen verkauften Tonträgern eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der deutschen Musikgeschichte. Dort der Top-Jurist, ehemalige Bundesminister und von 1981 bis 1988 Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt.
Seit Donnerstagabend haben Nena (58) und Klaus von Dohnanyi (90) jedoch eine große Gemeinsamkeit. Sie sind die Hanseaten 2018, gekürt von einer Jury mit Wirtschaftssenator Frank Horch, Unternehmerin Alexandra von Rehlingen, Schauspieler Stephan Luca und anderen Persönlichkeiten der Stadt.
Geladen zur Preisverleihung waren 120 Gäste
Am Donnerstagabend wurden die Preise in der Brasserie Die Bank übergeben. Geführt wird das Restaurant von Ina Krug, die ebenfalls der Jury angehörte. Serviert wurden Jacobsmuscheln, rosa gekartes Kalb mit Steckrüben und zum Dessert Friesenwaffeln, Zwetschgen, Fliederbeeren und Joghurt.
Vivian Hecker, Marketing-Chefin des Abendblatts, und „HanseStyle“-Verleger Christian Bauer hatten die Auszeichnung im vergangenen Jahr ins Leben gerufen – Preisträger 2017 waren TV-Moderator Reinhold Beckmann und Isabella Vértes-Schütter, Intendantin des Ernst Deutsch Theaters. „Die große Resonanz hat uns gezeigt, dass wir mit dieser Veranstaltung offenbar einen Nerv in der Stadt getroffen haben“, sagte Vivian Hecker bei der Ehrung mit 120 geladenen Gästen.
Vorbilder für die Gesellschaft
„Wir möchten Persönlichkeiten auszeichnen, die der Gesellschaft als Vorbilder dienen“, sagte Senator Horch. Für seinen Jury-Kollegen Klaus Liedtke, Gründer des „National Geographic Deutschland“, „ist dies gerade in politisch so bewegten Zeiten besonders wichtig“. Die Laudatio übernahm Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider: „Wenn es einen Bürgermeister gibt, der hanseatisch ist, dann ist es Klaus von Dohnanyi. Ich schätze an ihm besonders, dass er auf jede Frage, die ich ihm stelle, eine Antwort hat, bei der ich mich dann frage: Wieso kommen die amtierenden Politiker nicht darauf?“ Die Jury würdigte von Dohnanyi „als Vollblutpolitiker, der sich einmischt und dessen Wort Gewicht hat“. Er habe nie seine Partei an die erste Stelle gesetzt, sondern das Wohl der Menschen, getreu dem Motto: „Nach außen rot, nach innen frei.“ Für die Jury zeichnet sich der ehemalige Bürgermeister durch ausgeprägte hanseatische Tugenden aus: „Dazu zählt seine Verlässlichkeit und auch, dass er für seine Überzeugungen einsteht und dabei keinen Konflikt scheut, um sie zu verteidigen und durchzusetzen.“
Von Dohnanyi, der am 23. Juni seinen 90. Geburtstag feierte, freute sich sehr über die Auszeichnung: „Ich fühle mich geehrt.“ Er monierte allerdings, dass in der Laudatio die Erfolge des HSV in seiner Amtszeit nicht erwähnt worden seien. Dann berichtete er, wie er einmal versucht habe, durch eine Rede im Rathaus eine vereinsinterne Sperre gegen Torwart Uli Stein („mein Freund“) zu beenden. Vergebens, der damalige Präsident Wolfgang Klein habe gekontert: „Dann machen wir vom HSV künftig die Vorschläge für die Senatsliste.“
Nena und ihre einmalige Erfolgsgeschichte
Nena wurde ausgezeichnet, weil sie für die Jury zu den Künstlerinnen zählt, die ihre einmalige Erfolgsgeschichte und ihre Prominenz dazu nutzen, „die Gesellschaft zu verbessern und insbesondere die Chancen junger Menschen zu fördern“. Die Jury würdigte auch Nenas gesellschaftliches Engagement mit der von ihr gegründeten Schule in Rahlstedt: „Und wer könnte für die jungen Menschen schon als besseres Vorbild dienen als eine Frau, die selbstbestimmt ihren eigenen Weg gegangen ist?“
Nenas Tochter Larissa (28) formulierte es auf der Bühne ähnlich – nur persönlicher: „Mama, du gibst Kindern immer das Gefühl, dass sie sich gerade machen sollen.“ Dieses Kompliment rührte Nena sehr: „Ganz ehrlich, ich habe Tränen in den Augen. Wir haben so viel Gegenwind in den ersten Jahren der Schule erfahren. Und jetzt werde ich für dieses Projekt geehrt.“
Durch den Abend führte die TV-Journalistin Susanne Böhm
Besonders großen Applaus gab es für Wirtschaftssenator Frank Horch, als er über seinen bevorstehenden Rücktritt sprach: „Das Amt hat mir immer sehr viel Freude bereitet. Doch jetzt musste ich diese Entscheidung aus familiären Gründen treffen.“ Die Pflege seiner erkrankten Frau lasse sich nicht länger mit dem herausfordernden Amt verbinden. Horch appellierte, Protektionismus-Gedanken in der Weltwirtschaft zu widerstehen: „Sonst werden wir Schlimmes erleben.“
Durch den Abend führte die TV-Journalistin Susanne Böhm. Zu den Gästen zählten Schauspielerin Sandra Quadflieg, TV-Moderatorin Susann Atwell, Galeristin Jenny Falckenberg, Designer Georg Rosenbaum und Gastronomin Christina Block.