Hamburg. Bis zum 100. Geburtstag veröffentlicht die Helmut-Schmidt-Stiftung jeden Tag ein besonderes Foto des Ehrenbürgers.
Ein Mann wie ein Amboss: erdverwachsen, breitbeinig, aufrecht, kampfeslustig. In der Fabrik in Ottensen macht Helmut Schmidt 1976 Wahlkampf für seine SPD. Unter dem Leitmotto „Modell Deutschland“ skizziert er sein Ideal einer Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg und sozialem Ausgleich. Kontrast bietet ein vier Jahre älteres Motiv aus dem Ferienhaus der Familie Schmidt am Brahmsee. Mit Pfeife in der rechten Hand lümmelt sich der Sozialdemokrat aus Langenhorn auf der Küchenbank, fast provozierend cool. Neben ihm sitzt, verschmitzt lächelnd, souverän, Ehefrau Hannelore alias Loki.
Diese und 98 weitere Bilder zeigt eine Fotoausstellung, die am 7. Dezember von Vizekanzler Olaf Scholz im Hamburger Rathaus eröffnet wird. Während zehn ausgewählte Motive bis Weihnachten in der Rathausdiele zu sehen sind, zeigt die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung die komplette Reihe in ihren Räumen am Kattrepel 10 in der Innenstadt, direkt neben dem „Zeit“-Gebäude, in dem der Staatsmann als Herausgeber wirkte. Dauer wohl bis Mitte 2019.
Es wird auch einen Filmraum und eine „Hördusche“ geben
Einige der besten Exponate dieser Ausstellung („100 Jahre in 100 Bildern“) druckt das Abendblatt schon jetzt exklusiv. Um Spannung und Vorfreude auf eine besondere, mit Texten und Informationen angereicherte Präsentation zu steigern, veröffentlicht die Stiftung auf www.helmut-schmidt.de von heute an Tag für Tag ein neues Motiv. Passend zum 100. Geburtstag des Ehrenbürgers am 23. Dezember ist die Sammlung komplett online.
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Es sind beeindruckende Fotos, die Geschichte und Geschichten schrieben – politisch wie privat. Mit der Aktion, die Senat und Stiftung Hand in Hand durchführen, soll an das Lebenswerk Helmut Schmidts erinnert werden, an seine Ära als Kanzler, Staatsmann und Publizist.
Entscheidender Akzent 1974 und 1982
„Es geht auch um die kritische Einordnung Helmut Schmidts in die zeithistorische Forschung“, sagt der promovierte Historiker Magnus Koch, einer der Kuratoren der Ausstellung. Schwerpunkte seien Schmidts Pflicht, Leidenschaft und sein Denken in globalen Kategorien. Als Stichworte des roten Fadens hinter der Fotosammlung nennt Koch Helmut Schmidts Handeln für das öffentliche Wohl und sein Prinzip, mit der „Kraft der Vernunft“ für die eigenen politischen Ziele zu streiten.
Ein entscheidender Akzent bildet die Kanzlerschaft zwischen 1974 und 1982. Etliche Fotos sind bekannt, viele davon längst in Vergessenheit geraten, andere selten oder nie veröffentlicht. In monatelanger Recherche wurden sie den privaten Alben der Familie Schmidt entnommen, stammen von Fotografen und Agenturen aus aller Welt. Am schwierigsten, sagt Co-Kurator Magnus Koch, sei die endgültige Auswahl und die Konzentration auf genau 100 Motive gewesen. Auf 250 Quadratmetern soll sich eine Exkursion durch das Leben und Wirken einer unvergessenen Persönlichkeit sowie eine Reise durch Deutschlands Zeitgeschichte ergeben. Vom 7. Dezember an soll die Ausstellung an fünf Tagen in der Woche, wahrscheinlich jeweils von Mittwoch bis Sonntag, geöffnet sein. Der Eintritt ist frei.
Neben Bildern, Fakten und Texten wird es einen Filmraum sowie eine „Hördusche“ geben. Via Lautsprecher werden prägnante Zitate aus dem Leben des im November 2015 verstorbenen Hanseaten wiedergegeben. Faszinierend sind besonders die Fotos. Man muss Schmidt nicht unbedingt gemocht haben, um von den Bildern in den Bann gezogen zu werden.