Hamburg/Amsterdam. Der 71-Jährige erhält das Platin-Schlitzohr von Verein, der weltweit Projekte umsetzt. Und sein soziales Engagement ist ungebrochen.
Als die ersten Takte von „Knockin‘ on Heaven’s Door“ aus den Boxen dröhnen, schnappt sich auch der Herr mit dem silbernen Haar ein Mikro und singt den Bob-Dylan-Klassiker inbrünstig mit – sehr zur Freude der Gala-Gäste auf der „Mein Schiff 3“. Während das Kreuzfahrtschiff von Amsterdam Kurs auf Helgoland nimmt, erhält Rolf Zuckowski (71) an diesem Sonntagabend die nächste Ehrung seiner Karriere: das Platin-Schlitzohr vom Internationalen Club der Schlitzohren, der seit 1976 weltweit notleidenden Kindern hilft.
Nun mag diese Auszeichnung nicht die Wucht des Verdienstkreuzes Erster Klasse haben, das Kultursenator Carsten Brosda eine Woche zuvor Zuckowski verlieh. Andererseits passt kaum eine Ehrung besser: Seit mehr als 40 Jahren musiziert der Blankeneser nun für Kinder. Werke wie „Wie schön, dass Du geboren bist“ gehören längst zum deutschen Liedgut.
Sein Name stand auf keinem Plakat, mit dem die Hannoveraner Band Fury in the Slaughterhouse für die viertägige Kreuzfahrt mit Weggefährten wie Fools Garden („Lemon tree“) oder Fischer-Z geworben hatte – abseits der Gala trat Zuckowski ja auch nicht auf. Erkannt wurde er dennoch von fast jedem der 2500 Gäste. Einer Erzieherin („Wir spielen jeden Tag in der Kita Ihre Lieder“) fiel vor Aufregung bei einem Selfie fast das Smartphone aus der Hand. „Wenn ich das daheim meinem Sohn erzähle, wird der das gar nicht glauben.“
1977 erschien seine erste Kinder-LP
Seit 1977, als mit „Rolfs Vogelhochzeit“ seine erste Kinder-LP erschien, hat Zuckowski Tausende solcher Begegnungen gehabt. Doch sie rühren noch immer: „Mir zeigt es, dass ich die Menschen erreiche.“ Als Gala-Moderator Uwe Bahn (NDR) im Theatersaal die „Weihnachtsbäckerei“ anstimmt, dauert es nur Sekunden, bis der ganze Saal textsicher Zuckowskis wohl bekanntestes Lied intoniert.
Nun könnte der Musiker den guten Onkel Rolf an Bord geben, schwelgen in den Erinnerungen von seinen Erfolgen als Produzent für den Eurovision Song Contest, als Texter für Branchengrößen wie Nana Mouskouri, als Schöpfer des Drachens „Tabaluga“, mit dem Peter Maffay seit 1983 Fans mobilisiert. Er könnte nebenbei fallen lassen, dass alle Künstler der Fury-Kreuzfahrt zusammen nicht annähernd wie er 20 Millionen Tonträger verkauft haben. Man kennt das von ehemaligen Fußballtrainern oder Wirtschaftskapitänen mit Silberrücken, die irgendwann an der Bar nach dem dritten Whiskey die Früher-war-doch-alles-besser-Platte auflegen.
Zuckowski hat das nie gemacht. Als die Brüder Wingenfelder, Gründer der Fury-Band, in einem Fantalk über ihre Karriere reden, hockt er sich auf den Fußboden, da kein Stuhl mehr frei ist. Anschließend lobt er die Hannoveraner („Ihr macht richtig gute Musik“) – und man spürt, wie sich die Wingenfelders über das Kompliment freuen. Und viel lieber als über seine Erfolge der Vergangenheit spricht er mit Künstlern, die seine Enkel sein könnten, über die Chancen und Risiken des digitalen Musikgeschäfts. Zuckowski weiß, dass durch Streaming-Dienste wie Spotify der CD-Verkauf massiv eingebrochen ist. Aber er sagt auch: „Ich möchte die Familien, die meine Musik über diese Plattformen hören möchten, nicht verlieren, nur weil wir technisch in zwei Welten leben.“
Zuckowski unjterstützt Bau einer Schule in Malawi
Bei der Gala am Abend zieht Zuckowski direkt nach der Preisübergabe sein Jackett aus, hängt sich die Gitarre um und singt ein Medley, die Magie seiner Lieder ist ungebrochen. Und natürlich könnte er mühelos weiter größere Hallen füllen.
„Aber zumindest kleineren Kindern kann ich bei großen Konzerten kaum gerecht werden“, sagt Zuckowski. Er singt jetzt lieber bei Einweihungen und Jubiläen, besucht auch Kinderhospize wie die „Sternenbrücke“. Als die UKE-Kinderkrebsklinik vor Jahren um seine Visite bat, dachte Zuckowski zunächst: „Das schaffe ich nicht.“ Heute sagt er: „Mich nimmt das sehr mit. Aber ich bin hinterher nicht trauriger, sondern mir ist der Wert des Lebens noch bewusster.“
Zuckowski hat sein soziales Engagement nie für sich genutzt, er hilft lieber im Stillen. Schlitzohren-Vorstand Matthias Graf Lambsdorff, Neffe des verstorbenen FDP-Wirtschaftsministers, überreichte seinem Freund einen Scheck über 15.000 Euro, der Musiker wird mit dem Geld Projekte wie den Bau einer Schule im bettelarmen Malawi unterstützen.
Auch für ihn gilt das Club-Prinzip. Jedes Schlitzohr kann vorschlagen, wem geholfen werden soll. Wenn die Mitglieder zustimmen, muss der Pate überwachen, dass kein Euro versickert. „Ich werde das genau verfolgen“, versprach der studierte Betriebswirt. Vor Jahren zog Zuckowski einen Antrag für ein Projekt zurück: „Eure Vorschläge sind noch wichtiger. Ich zahle das aus eigener Tasche.“
Die Reise wurde unterstützt von Tui-Cruises