Hamburg. Hilal Ercan verschwand vor 19 Jahren. Es ist nicht das erste Mal, dass die Polizei in dem Park nach der Leiche des Mädchens sucht.

Die Polizei hat offenbar eine neue Spur zu einem der rätselhaftesten Kriminalfälle in der Geschichte Hamburgs: Seit dem frühen Morgen durchkämmen Beamte ein Waldstück im Altonaer Volkspark nach der seit 19 Jahren vermissten Hilal Ercan. Das damals zehn Jahre alte Mädchen war am 27. Januar 1999 plötzlich verschwunden, nachdem es Süßigkeiten im Einkaufszentrum Elbgaustraße kaufen wollte.

Hilal E. verschwand 1999 nahe  der  Wohnung  ihrer Eltern in Lurup
Hilal E. verschwand 1999 nahe der Wohnung ihrer Eltern in Lurup © picture-alliance / dpa

Rund 50 Polizisten rückten gegen 7 Uhr an dem Abschnitt an der Nansenstraße an und sperrten das Gebiet für die Suchaktion weitläufig ab. Auch Baugerät und Leichenspürhunde wurden vor Ort gebracht. Neben Experten der Kriminaltechnik sind auch Ermittler der Abteilung „Cold Cases“ für ungelöste Verbrechen in Hamburg im Einsatz. Nach Abendblatt-Informationen hat der Hinweis eines neuen Zeugen die Ermittler zu der Aktion veranlasst. Polizeisprecher Ulf Wundrack sagte am Vormittag vor Ort, zunächst werde der Waldboden für die weiteren Arbeiten vorbereitet. Anschließend soll das Areal zunächst mit sogenannten Sondierungsstangen abgesucht und ein Teil des Erdbodens abgetragen werden.

Am Nachmittag hieß es von der Polizei, dass die Suchmaßnahmen fortgesetzt werden – "gegebenenfalls auch morgen".

Waldstück stand bereits zuvor im Visier der Ermittler

Bereits vor 13 Jahren war die Leiche von Hilal Ercan in dem Gebiet an der Nansenstraße vermutet worden. Der verurteilte Kinderschänder Dirk A. galt damals als Hauptverdächtiger in dem Fall. Der Mann legte bei seiner Vernehmung durch die Ermittler in der Psychatrie ein Geständnis ab und gab an, das Mädchen im Volkspark vergraben zu haben. Später widerrief er, eine Suchaktion vor Ort wurde abgebrochen.

Polizei sucht nach Leiche von vermisster Hilal

Die Suche nach der vermissten Hilal Ercan im Altonaer Volkspark wurde am Montagabend nach Einbruch der Dunkelheit unter Flutlicht fortgesetzt
Die Suche nach der vermissten Hilal Ercan im Altonaer Volkspark wurde am Montagabend nach Einbruch der Dunkelheit unter Flutlicht fortgesetzt © HA | Michael Arning
Mehrere Kleinbagger arbeiteten sich Stück für Stück vor und schichteten Sandberge auf
Mehrere Kleinbagger arbeiteten sich Stück für Stück vor und schichteten Sandberge auf © HA | Michael Arning
Am Abend wurde auch die Unterstützung des Technischen Hilfswerks angefordert
Am Abend wurde auch die Unterstützung des Technischen Hilfswerks angefordert © HA | Michael Arning
Die Arbeiten konzentrierten sich auf zwei Bereiche des Parks
Die Arbeiten konzentrierten sich auf zwei Bereiche des Parks © HA | Michael Arning
Bis Mitternacht blieb die Suche erfolglos
Bis Mitternacht blieb die Suche erfolglos © HA | Michael Arning
Dies müsse aber nicht negativ sein, verlautete aus Ermittlerkreisen
Dies müsse aber nicht negativ sein, verlautete aus Ermittlerkreisen © HA | Michael Arning
Die Grabungsarbeiten sollten noch in der Nacht abgeschlossen werden
Die Grabungsarbeiten sollten noch in der Nacht abgeschlossen werden © HA | Michael Arning
Nach neuen Hinweisen sucht die Polizei im Volkspark nach Hilal Ercan
Nach neuen Hinweisen sucht die Polizei im Volkspark nach Hilal Ercan © Michael Arning
Die Polizei ist mit einem Großaufgebot im Volkspark
Die Polizei ist mit einem Großaufgebot im Volkspark © Miachael Arning
Auch schweres Gerät kommt zum Einsatz
Auch schweres Gerät kommt zum Einsatz © Michael Arning
Die Polizei sucht in dem abgesperrten Waldstück
Die Polizei sucht in dem abgesperrten Waldstück © Michael Arning
Mit Sonden untersuchen die  Beamten den Boden auf lockere Stellen
Mit Sonden untersuchen die Beamten den Boden auf lockere Stellen © Michael Arning
Hunde werden an diesen Stellen bei der Suche eingesetzt
Hunde werden an diesen Stellen bei der Suche eingesetzt © Michael Arning
Mit Schaufeln graben Beamte an den Stellen, wo die Hunde angeschlagen haben, den Boden auf
Mit Schaufeln graben Beamte an den Stellen, wo die Hunde angeschlagen haben, den Boden auf © Michael Arning
Auch ein Bagger wird bei den Grabungen eingesetzt
Auch ein Bagger wird bei den Grabungen eingesetzt © Michael Arning
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Trotzdem galt Dirk A. weiterhin als verdächtig; eine Reihe von Indizien belastet ihn. So fuhr er etwa zur Tatzeit einen BMW, der zu der Zeugenbeschreibung im Fall Hilal passte. Auch passte die äußerliche Täterbeschreibung grob mit ihm überein. Darüber hinaus soll er eine Zeit lang im selben Haus wie die Familie von Hilal Ercan gewohnt haben.

Hilal wollte vor ihrem Verschwinden zu einem Supermarkt

Dem Kinderschänder konnte die Tat jedoch bislang nie nachgewiesen werden. Auch alle Ermittlungen in andere Richtungen verliefen zunächst im Sande. Die Abteilung „Cold Cases“ nahm den Fall wieder auf und brachte im Januar dieses Jahres ein permanentes Schild mit der Bitte um Hinweise am Einkaufszentrum Elbgaustraße an.

Am Tag ihres Verschwindens hatte Hilal Ercan den Eltern ihr Halbjahreszeugnis aus der vierten Klasse der Grundschule mitgebracht. Ihr Vater gab ihr daraufhin eine D-Mark, um sich Süßigkeiten in dem sehr nahe liegenden Einkaufszentrum zu kaufen. Ein Gemüsehändler will das Mädchen dort zum letzten Mal gesehen haben. In dem Supermarkt in der Passage wurde laut Verkaufsbelegen eine Packung Kaugummi gekauft – ob das Mädchen dies allein tat, ist aber unklar.

Laut dem Chef der Abteilung, Steven Baack, werde weiterhin in alle Richtungen ermittelt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Belohnung von 5000 Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Aufklärung des Falles beitragen. Ob Dirk A. der Täter sein könne oder sich nur zwischenzeitlich wichtig machen wollen, sei weiterhin unklar. Die Suche im Volkspark dauert noch an.