Hamburg. Ver.di kontrolliert Arbeitsbedingungen auf Schiffen in Norddeutschland und kritisiert Reeder wegen schlechter Arbeitsbedingungen.

Die Gewerkschaft Ver.di und die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) kontrollieren wieder die Arbeitsbedingungen von Seeleuten auf Handelsschiffen, die in deutschen Seehäfen festgemacht haben.

Die Aktionswoche „Baltic Week“ stehe seit Montag bis diesen Freitag in der Tradition einer weltweiten Kampagne gegen Sozialdumping an Bord von sogenannten „Billigflaggen“-Schiffen, teilte die Gewerkschaft in Hamburg mit. Von Wilhelmshaven über Bremerhaven und Bremen, Hamburg, Lübeck und Wismar bis Rostock werde kontrolliert, ob Tarifverträge eingehalten werden. Angesichts der Herausforderungen durch Digitalisierungs- und Automatisierungsprozesse in der maritimen Wirtschaft liege ein weiterer Fokus auf den Arbeitsbedingungen der Hafenarbeiter.

In 70 Jahren wenig geändert

Die Gewerkschaftskampagne wurde 1948 durch die ITF angestoßen. Es sei bedauerlich, dass es auch nach 70 Jahren immer noch Reeder gebe, die sich auf Kosten von Sozialstandards und Lohnbedingungen der Seeleute Wettbewerbsvorteile verschafften, „zum Beispiel über Billigflaggen wie Liberia und Malta“, sagte Ver.di-Bundesvorstand Christine Behle. Mit dem Abschluss von ITF-konformen Tarifverträgen trage die Gewerkschaft dazu bei, die Arbeitsbedingungen auf den Schiffen zu verbessern.

Im Vorjahr hatten sich die Arbeitnehmervertreter dafür eingesetzt, dass Seeleute keine Hafenarbeit wie das Laschen, also das Festzurren von Ladung, verrichten. Diese Aktion sei erfolgreich gewesen, teilte die Gewerkschaft mit. In Hamburg, Bremen und Niedersachsen stehe die Thematik auf der politischen Agenda mit dem Ziel, die Hafenverordnungen anzupassen.

Unter deutscher Flagge fuhren seit der Schifffahrtskrise 2008 zunächst immer weniger Schiffe. Hohe Kosten und komplizierte Beschäftigungsvorschriften waren Gründe hierfür. Daraufhin hatte der Gesetzgeber Erleichterungen beschlossen, sodass seit Mitte 2016 deutsche Reeder die Lohnsteuer der Seeleute komplett statt nur zu 40 Prozent behalten dürfen. Auch die Verordnung über die Schiffsbesetzung wurde gelockert und internationalen Standards angepasst. Von den 2720 Schiffen der deutschen Handelsflotte (2012: 3800) fuhren 2017 nach Angaben des Verbands Deutscher Reeder (VDR) 178 Schiffe unter deutscher Flagge. 686 Schiffe waren unter der Flagge Liberias gemeldet, dem weltweit größten Schiffsregister mit rund 4200 Schiffen. Es folgte Antigua und Barbuda (672).