Hamburg. Zugang zu Erzieher-Schulen erleichtert. Behörde stellt zwei neue Ausbildungen vor. FDP: “Tropfen auf den heißen Stein“.

    In Hamburg nimmt die Zahl der Berufsschüler mit Ausbildungsplatz zu: Ihr Anteil steigt im neuen Schuljahr auf 76,8 Prozent. Damit absolvieren nun knapp 39.000 der 50.700 Schüler an den 32 staatlichen Hamburger Berufsschulen eine Ausbildung, entweder dual im Betrieb und in der Schule oder vollschulisch. Das seien rund 870 Schüler oder knapp ein Prozent mehr als im vergangenen Jahr, sagte Bildungssenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag.

    Die Zahl der Schüler ohne Abschluss, die an den Berufsschulen auf eine Ausbildung vorbereitet werden, habe um ein Prozentpunkt auf 8,8 Prozent abgenommen. Etliche Berufsschulen in Hamburg richten sich im Übrigen nicht nur an Azubis, sondern bieten auch Weiterbildungen an, einige führen in drei Jahren zum Abitur.

    Zugang zu Erzieher-Schulen erleichtert

    Weil es wegen des Ausbaus der Kitabetreuung und der Ganztagsschulen an Erziehern und Sozialpädagogischen Assistenten fehle, habe die Schulbehörde den Zugang zu Erzieher-Schulen erleichtert, sagte Rabe. So müssten Abiturienten vor der Ausbildung eine kürzere Praktikumsphase absolvieren als früher.

    Grundsätzlich sei nun ein erweiterter Hauptschulabschluss ausreichend, um eine Erzieher-Schule besuchen zu können. Dafür müssen Schüler über die neunte Klasse hinaus ein weiteres Schuljahr absolvieren und bestimmte Leistungen erbringen. Infolge des erleichterten Zugangs sei die Zahl der Auszubildenden an den Erzieher-Schulen von rund 4720 im vergangenen Schuljahr um gut 440 auf rund 5160 gestiegen, sagte Rabe.

    Ausbildung für Werksfeuerwehrleute

    Neu angeboten werden eine Ausbildung für E-Commerce-Kaufleute, die mit 65 Azubis an der Beruflichen Schule City Süd startet, und eine Ausbildung für Werksfeuerwehrleute, mit der etwa 40 Azubis beginnen. Neu ist zudem eine Weiterbildung, bei der es um die Digitalisierung in industriellen Produktionen geht. Informationen dazu bietet das Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB): www.hibb.hamburg.de.

    Das HIBB legte am Dienstag seinen Jahresbericht vor. Dieser sei „ein Dokument des Stillstands“, sagte Linken-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus. „53.000 Fachkräfte fehlen allein der Hamburger Wirtschaft. Doch an den berufsbildenden Schulen ist in Quantität und Qualität kein Fortschritt zu erkennen.“ Zugunsten der Erzieher gebe es zwar „kosmetische Korrekturen“. Aber: „Gerade in den Ausbildungszweigen Pflege und Kinderbetreuung reichen die Maßnahmen nicht aus, um dem Fachkräftemangel, der zulasten der Kinder und der älteren Menschen geht, zu begegnen“, sagte Boeddinghaus.

    FDP: Tropfen auf den heißen Stein

    Die Maßnahmen seien angesichts des Fachkräftemangels „ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte FDP-Fraktionschefin Anna von Treuenfels-Frowein. „Geringfügige Steigerungen bei den Auszubildendenzahlen reichen nicht aus.“ Es sei wichtig, bereits in der Schule anzusetzen: „Die ersten und mittleren Abschlüsse müssen gestärkt und die Berufsorientierung in allen Schulformen deutlich ausgebaut werden.“