Hamburg. An den Tagen nach Ferienende brach in der Stadt der Verkehr zusammen. Wo und warum derzeit so viel gebaut wird.

Die Autobahn 24 ist seit einer Woche wieder frei, das ist eine gute Nachricht. Die Sanierung zwischen dem Horner Kreisel bis zur Landesgrenze dauerte nur sechs statt der befürchteten 27 Wochen. „Sehr gut gelaufen“, kommentierte die Verkehrsbehörde die Blitz-Sanierung zufrieden.

Weniger gut läuft es aktuell innerstädtisch. Nicht weil zu langsam gebaut wird, vielmehr stellt die schiere Masse an Baustellen in Kombination mit den wieder dichteren Straßen nach Ende der Sommerferien die Autofahrer mitunter auf eine Nervenprobe.

Mühsam quält sich der Verkehr durch viele Hamburger Straßen, vor allem natürlich zu den Stoßzeiten. Wer morgens, gegen 8 Uhr, und abends, von etwa 17 Uhr an, sich die Verkehrslage bei Google Maps anzeigen lässt, der sieht einen Wust rot markierter Straßenzüge. Rot steht für stockenden Verkehr und Stau – vielleicht aber auch für einen erhöhten Puls hinterm Steuer.

140 Millionen Euro für Sanierung der Straßen

Denn abgesehen vom Mammutprojekt, dem Ausbau der Autobahn 7, wird an allen Ecken und Enden gebuddelt, um Hamburgs marode Straßen auf Vordermann zu bringen. Um Siele zu erneuern, neue Stromleitungen zu verlegen, um Radwege und Busbeschleunigungsspuren auszubauen, um Brücken instandzusetzen und U-Bahn-Stationen barrierefrei zu machen.

40 Prozent der Hauptverkehrsstraßen sind sanierungsbedürftig, das entspricht 425 Kilometer Hauptstraße. Aktuell betreibt der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) 115 Baustellen in der Stadt– hinzu kommen etliche Projekte der Bezirke und der Versorger Hamburg Wasser und Vattenfall.

Mal beträgt die Bauzeit Tage, mal Jahre. Am Johannisbollwerk am Baumwall wird schon seit sechs Jahren an der Verbesserung des Hochwasserschutzes gearbeitet. Gut 140 Millionen Euro werden in diesem Jahr in den Erhalt und die Sanierung des Straßennetzes gesteckt.

Baustelle auf den Elbbrücken dauert noch an

Aus Sicht der Verkehrsleitzentrale besonders angespannt ist die Situation gerade im Bereich Billhorner Brückenstraße (Elbbrücken). Dort werden seit Montag und noch bis zum 9. September Fernwärmeleitungen unter der Straße verlegt. Wegen der Baustelle sind die Fahrspuren stadtauswärts auf Höhe des Abzweigs Zweibrückenstraße von vier auf zwei verengt worden.

Dazu muss man wissen: Die Stelle ist ein Nadelöhr. Ein Trichter, in dem der Verkehr der stark belasteten Routen wie der Amsinckstraße und dem Heiden­kampsweg landet. Es kam, wie es kommen musste: Kaum hatten die Bauarbeiten am Montagabend begonnen, entwickelte sich schlagartig ein Stau, der im Norden bis zum Winterhuder Marktplatz und im Westen bis zum Millerntorplatz reichte. Am frühen Dienstagabend sah es ganz ähnlich aus.

Die Zahl der Hindernisse in Hamburg ist kaum zu überblicken. Da ist die Teilsperrung der Bramfelder Chaussee, da ist der Bereich Dammtorbahnhof/Stephansplatz, der Holstenwall zwischen Stephansplatz- und Millerntorplatz, die Rolfinckstraße zwischen Saseler Chaussee und Bahnhof Wellingsbüttel, die Sperrung der B 75 ab Oldenfelder Stieg – und das sind nur wenige Hotspots.

Kuriose Umleitung über den Jungfernstieg

Auch der Verkehr in der Innenstadt steht seit Wochen unter Druck. Beispiel Stadthausbrücke: Wegen verzögerter Hochbauarbeiten im Bereich der Stadthöfe ist die Straße vom Neuen Wall an stadtauswärts gesperrt, voraussichtlich noch bis Oktober. Der Verkehr wird über den Neuen Wall bis zum Jungfernstieg umgeleitet. Allein auf dieser Strecke kommen locker 20 Minuten Wartezeit zusammen.

Wer wiederum durch die Großen Bleichen in Richtung Stadthausbrücke fahren will, sitzt seit Montag in der Falle. Denn dort wurde die Kreuzung Große Bleichen/Bleichenbrücke/Heuberg voll gesperrt. Ein Schild mit der Aufschrift „Verkehrsbehinderung – Achtung Staugefahr“ gibt es zwar – doch das nehmen Autofahrer erst nach dem Abbiegen vom Jungfernstieg in die Großen Bleichen wahr. Danach stehen sie für geraume Zeit im Stau – nur um dann über die Poststraße wieder auf den Jungfernstieg geleitet zu werden.

Viele Baustellen auch im Hamburger Süden

Besonders geduldig müssen auch Autofahrer im Hamburger Süden sein. Die Neuverlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße wird noch bis Ende 2019 dauern. Hinzu kommen weitere Bauarbeiten im Süden, etwa auf der A 1, an der A 252 und der A 253. „Wir müssen den Hamburger Süden so in Schuss bekommen, dass die Arbeiten an der A 7 südlich des Elbtunnels starten können“, sagt Susanne Meinecke, Sprecherin der Verkehrsbehörde.

Die Stadt sei auf belastbare und sanierte Ausweichstrecken aus dem Süden in den Hafen und die City angewiesen. Meinecke: „Deshalb wird 2018 und 2019 eine Herausforderung für den Süden.“

Für die Stadt ist die Dauerbuddelei vor allem ein lohnendes Investment. „Grundsätzlich müssen wir in die In­frastruktur unserer Stadt investieren, um uns für die Zukunft zu rüsten. Wir müssen in der Lage sein, die Verkehrsmengen der Zukunft speziell auf den großen Tangentialen effektiv abwickeln zu können“, so Meinecke.

Zumindest nördlich der Elbe könnte sich die Verkehrssituation aber bald entspannen „Der Hochlauf an Baustellen in den Sommerferien geht jetzt wieder zurück“, sagt Meinecke. „Wir haben viel geschafft.“