Hamburg. An diesem Wochenende dürfen Hamburger die „Amerigo Vespucci“ besichtigen. Die Crew hatte schon ein Abenteuer zu bewältigen.

Schwarz-Weiß strahlt die Außenseite, Gold und Bronze verzieren Bug und Heck. Mit 15,4 Meter Breite und 101 Meter Länge füllt die „Amerigo Vespucci“ den Anlegeplatz mit bestem Blick auf die Elbphilharmonie. Stolz weht die Flagge der italienischen Marine im Wind.

Am späten Donnerstagnachmittag legte das Schiff aus Reykjavík kommend in der Hansestadt an. Ruhig thront der 54 Meter hohe Dreimaster nun an der Überseebrücke. Das letzte Mal besuchte die Hochprominenz der Weltmeere Hamburg im August 2013. An diesem Sonnabend und Sonntag können Besucher das Segelschulschiff wieder besichtigen – das Abendblatt durfte zuvor an Bord.

Seit 87 Jahren ist die „Amerigo ­Vespucci“ Teil der italienischen Marine
Seit 87 Jahren ist die „Amerigo ­Vespucci“ Teil der italienischen Marine © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Dort erwartet Besucher ein Anblick, der zum Träumen einlädt: ein Kapitänshaus mit Rudern zum Anfassen, 24 Segel, 36 Kilometer Tau und jede Menge edles Holz. Die Schiffsarmaturen aus Mahagoni und Teak, die Treppenstufen aus Kastanienholz, die Dielen aus Eiche. Ein Strich über die Reling zeigt: Alles ist frisch gewachst und gebohnert. Drei Masten ermöglichen der „Amerigo Vespucci“ bei einem Tiefgang von 7,5 Metern eine Geschwindigkeit von zehn Knoten (19 km/h), bei Windstille hilft ein eingebauter Dieselmotor.

Höhepunkt der Kadetten-Ausbildung

Seit 87 Jahren ist die „Amerigo Vespucci“ stolzer Teil der italienischen Marine und trägt den Namen des italienischen Seefahrers Amerigo Vespucci, nach dem der amerikanische Kontinent benannt ist. Das Schiff dient der Kadetten-Ausbildung der italienischen Marineakademie. Während des Winters liegt es im Hafen von La Spezia in der Nähe von Genua. Jeden Sommer sind die „Neulinge“ an der Seite einer eta­blierten Mannschaft für mehrere Monate auf See und sollen das Gelernte in die Praxis umsetzen. Für die Kadetten ist der Sommer auf See ein Hauptbestandteil der Ausbildung und zugleich ein Höhepunkt ihrer Marine-Karriere. Hierbei üben sie nicht nur Manöver und lernen das Leben auf See kennen, sondern sind gleichzeitig auch Botschafter ihres Landes in der ganzen Welt.

Stolzer Kapitän: Roberto Recchia am Ruder seines prachtvollen Schiffs
Stolzer Kapitän: Roberto Recchia am Ruder seines prachtvollen Schiffs © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Dem Kapitän Roberto Recchia untersteht eine Gesamtbesatzung von 426 Soldaten, darunter 100 männliche und weibliche Kadetten. Während der diesjährigen Sommertour des Schiffs legte das Schiff bereits auf Ibiza, in der spanischen Hafenstadt Almería und auf den Azoren an. Erstmals in seiner langjährigen Geschichte lief das „schönste Schiff der Welt“, wie es liebevoll von seiner Crew genannt wird, auch den Hafen von Reykjavík im Norden Europas an. Anschließend umsegelte die Crew die Insel und passierte dabei sogar den Polarkreis. Anschließend hatte die Mannschaft zehn Tage auf dem Weg nach Hamburg mit rauer See zu kämpfen, berichtet der Kapitän. Aber ein „hervorragender Härtetest“ für die jungen Kadetten sei das gewesen, so Recchia.

Brückeneinsturz in Genua Thema an Bord

Der Einsturz der Autobahnbrücke in Genua am 14. August ereilte die Besatzung auf hoher See. Man habe versucht, die Routine zu behalten und sich nicht von den Geschehnissen in der Heimat ablenken zu lassen. „Jeder von uns war sehr betroffen. Wir haben hier auf dem Schiff kein Internet. Erst als wir angelegt hatten, konnten wir uns mit unseren Verwandten in Verbindung setzen“, sagt Kadett Francesco Castelli.

Nach mehreren Tagen auf See sei es für jeden Seefahrer aber ein traumhaftes Gefühl, Land zu sehen und in den Hafen einzulaufen, so der Kapitän.

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Amerigo Vespucci das schönste Schiff der Welt?

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    Recchia, seit 2017 „Capitano“ der „Amerigo Vespucci“, war während seiner Marine-Ausbildung vor 30 Jahren bereits einmal in Hamburg und bekommt leuchtende Augen, wenn er von dem Kurzbesuch spricht. „Ich war damals leider nur für einen Tag hier.“ Damals machte er mit seinen Kameraden im Auto ein kleine Spritztour von Bremerhaven, wo die „Vespucci“ angelegt hatte. „Ich kann es aber gar nicht erwarten, bei diesem Besuch mehr von dieser wunderschönen Stadt zu sehen.“

    Während des Landgangs wird die Crew eine Stadtrundfahrt machen, die Elbphilharmonie und das Internationale Maritime Museum besichtigen. Am Freitagabend erwartet die Crew ein Empfang beim Hamburger Senat. Während ihrer Zeit an Land möchte die Besatzung auch mit der italienischen Bevölkerung zusammenkommen.

    Am Montagvormittag werden Offizielle den Ehrenfriedhof in Öjendorf besuchen. Hier liegen 5839 italienische Opfer aus dem Zweiten Weltkrieg. Dabei soll auch ein Kranz niedergelegt werden. Um 12 Uhr läuft die „Vespucci“ aus, es geht nach England. Und Hamburg ist um eine Schönheit ärmer.

    Besichtigung

    Zu besichtigen ist das Segelschiff an der Überseebrücke am Sonnabend und Sonntag jeweils von 15.30 bis 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Am Montag um 12 Uhr wird die „Amerigo Ves­pucci“ Hamburg wieder verlassen, um Portsmouth in Großbritannien anzusteuern. Am besten zu erreichen ist das Schiff von der U-3-Haltestelle Baumwall aus.