Hamburg/Rügen. Eine Gaststätte auf Rügen bedient abends nur Gäste ab 14 Jahren. In Hamburg gibt es bislang keine Nachahmer. Ein Pro und Kontra.

DasRestaurant Omas Küche und Quartier auf Rügen bewirtet keine Kinder ab 17 Uhr. Jugendliche ab 14 Jahren sind jedoch erwünscht. Dies hat eine große Debatte hervorgerufen und sorgt bei vielen für Empörung. Auf Facebook lassen viele Betroffene ihrem Ärger freien Lauf. Bewertungen wie „nicht kinderfreundlich“ oder „unfreundliche Mitarbeiter“ muss der Inhaber nun hinnehmen.

In der Hansestadt gibt es für diese radikale Lösung keine Nachahmer. „In den Hamburger Restaurants ist jeder willkommen – auch zu jeder Uhrzeit“, so Ulrike von Albedyll, Landesgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands in Hamburg (Dehoga). Man könne ein Urlaubsziel wie Rügen nicht mit einer Stadtdestination vergleichen. An einem Urlaubsziel wünschten sich die Gäste mehr Erholung, so von Albedyll.

Wie stehen die Restaurants in Hamburg zur Debatte? Die vom Abendblatt befragten Lokale betonen, Kinder seien gern gesehene Gäste. Seine Kinderfreundlichkeit betont beispielsweise das Sterne-Restaurant Jacob an der Elbchaussee. Dort gibt es für die Kinder zur Unterhaltung ein Malbuch und einen Blick hinter die Kulissen.

Im Hennys am Mühlenkamp findet man, dass Kinder nie stören. „Wenn Kinder mal laut sind, versuchen wir sie mit Süßigkeiten bei Laune zu halten“, versichert ein Mitarbeiter des Restaurants.

Pro – Erwachsene wollen auch mal ihre Ruhe

Elisabeth Jessen
Elisabeth Jessen ist stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts © HA / A.Laible

Es ist drollig – üblicherweise werben Betriebe damit, dass sie „ kinderfreundlich“ sind. Und nun sorgt ein Restaurant auf Rügen für große Aufregung, weil es sich als „erwachsenenfreundlich“ bezeichnet und Kinder ab 17 Uhr in dem Lokal nicht mehr erwünscht sind. Ein Sturm der Entrüstung fegt über den Wirt hinweg, der es satthatte, dass Eltern ihre Kinder ungehindert durch das Lokal toben ließen, wenn denen das Ausmalen der Kinderspeisekarten zu langweilig wurde. Und der nach eigenen Angaben jahrelang versucht hatte, mit Hinweisschildern auf Väter und Mütter einzuwirken, damit diese ihren Nachwuchs etwas zähmen. Die Freiheit der Kinder höre da auf, wo die Freiheit der anderen Gäste beschnitten werde, sagte der Gastronom.

Der Mann hat recht! Viele Eltern setzen ihren Kindern keine Grenzen, lassen sie gewähren und lächeln dazu maximal etwas müde, manchmal auch leicht resigniert. Kinder sind oft laut, stoßen Gläser um und quengeln, wenn sie müde oder gelangweilt sind. Das ist normal. Aber genau deshalb darf es Orte geben, zu denen sie keinen Zutritt haben. Sie gehören nicht in die Wellnessbereiche teurer Hotels, wo andere sich erholen möchten. Und Eltern müssen sie nicht ins Restaurant schleifen, wenn die Kinder eigentlich ins Bett gehören. Als Mutter zweier Söhne habe ich es immer genossen, mit meinem Mann oder mit Freunden in geselliger Runde zu essen – und am Abend eben ohne Kinder. Das ist nicht kinderfeindlich, sondern erholsam. Elisabeth Jessen

Kontra – Kinder sollen genießen lernen

Sabine Tesche ist Leiterin der Mensch für Mensch-Redaktion
Sabine Tesche ist Leiterin der Mensch für Mensch-Redaktion © HA / A.Laible | Andreas Laible

Es ist natürlich jedem Restaurant überlassen, Kinder ab 17 Uhr nicht mehr zuzulassen, aber ich hoffe, dass so ein Verbot eine Ausnahme einzelner Gas­tronomen bleibt. Denn ich empfinde es als familienfeindlich in einem Land, das immer mehr zu einer Erwachsenengesellschaft wird, die zuerst ihr vermeintliches Recht auf Ruhe im Blick hat.

Ja klar, man kann mit seinen Kindern auch mittags essen gehen, doch die meisten guten Restaurants öffnen nun mal erst ab 17 Uhr. Mein Mann und ich gehen gern mit unseren Söhnen gut essen – schon von Anfang an. Wir waren früher meistens die ersten Gäste, weil kleine Kinder früh schlafen gehen. Allerdings haben wir darauf geachtet, dass die Jungs nicht in dem Restaurant herumgesprungen sind, sondern haben sie am Tisch beschäftigt, doch sie mussten nicht still sein – das sind viele erwachsene Gäste mit dröhnendem Organ auch nicht. Manchmal durften sie in die Küche schauen, und überall waren sie bisher willkommen. Zugegeben, wir waren eine Seltenheit, zumindest in Deutschland, weil leider viele Eltern hier glauben, dass Fast-Food-Essen für Kinder völlig ausreichend ist. Das sehen Spanier und Franzosen anders – und ich auch. Denn die Folge ist, dass viele Kinder nicht offen für unbekannte Speisen sind. Ich finde es jedoch wichtig, dass die Kleinen früh an gutes, hochwertiges Essen herangeführt werden und erfahren, dass es seine Zeit dauert, um es zuzubereiten, und dann hoffentlich zu Genießern werden – auch gern nach 17 Uhr. Sabine Tesche