Binz.

„Das erste kinderfreie Restaurant in Binz und auf ganz Rügen.“ So wirbt das Lokal „Oma’s Küche und Quartier“ seit Kurzem auf seiner Homepage. „Zumindest ab 17 Uhr“, heißt es da weiter, seien Gäste erst ab 14 Jahren willkommen. Damit kein kleiner Zappelphilipp die anderen Gäste beim „entspannten Genießen“ stören kann.

Die ungewöhnliche Restaurant-Werbung sorgt inzwischen für reichlich Empörung. „Das Verhalten des Restaurantbesitzers stellt eine Ausgrenzung von Eltern und Kindern dar“, kritisiert der Vizepräsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Christian Zainhofer, im Gespräch mit unserer Redaktion das Vorgehen des Restaurantbesitzers. Das Restaurant-Verbot für Kinder ab 14 Jahren nach 17 Uhr zeuge „von einer kinderfeindlichen Haltung, die wir komplett ablehnen“. „Kinder sind schon mal laut und laufen herum“, so Zainhofer weiter. „Dann kann man als Restaurantbesitzer auf die Eltern zugehen und mit ihnen reden.“ Verbote und Ausgrenzung seien „ganz klar der falsche Weg“.

Kritik kommt auch von anderer Seite. „Es ist sehr bedauerlich, wenn das Verbot von Kindern zum Eigenmarketing genutzt und die gesellschaftliche Verantwortung nicht anerkannt wird“, sagt auch Florian Brich, Geschäftsführer des Verbands kinderreicher Familien Deutschland (KRFD). „Unser Verband setzt sich für mehr Familienfreundlichkeit in Deutschland ein. Wir brauchen Kinder – nicht nur als Urlauber, sondern in jeder Nachbarschaft und jeder Stadt“, so Brich. „Nur durch Kinder ist und bleibt eine Gesellschaft lebendig.“

Restaurantbesitzer Rudolf Markl selbst versteht die Aufregung nicht – und verteidigt das Hausverbot. „Wenn junge Eltern nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder zu erziehen, dann muss man zu solchen Mitteln greifen“, sagt er. Er habe erlebt, wie „ungezogene Kinder“ in seinem Lokal geschrien hätten und umhergerannt seien, manche hätten sogar mit Essen um sich geworfen. Markl: „Es gibt Grenzen, vor allem wenn sich dann die anderen Gäste nachdrücklich beschweren.“

Wirt Markl, 65 Jahre alt, kinderlos, will an seiner Entscheidung festhalten. Auch wenn es im Internet heftige Kritik hagelt. „Aber viele Gäste haben positiv reagiert“, so der Restaurant-Chef. Er sagt, er habe zuvor bereits auf anderem Wege versucht, zu viel Unruhe in seinem Lokal zu verhindern – mit Warnschildern. Darauf stand zu lesen, das Restaurant habe ein Herz für Kinder, aber nur, wenn sie „artig auf ihrem Arsch sitzen bleiben und weder Gäste noch Kellner nerven!“ Das Lokal sei schließlich „kein Abenteuerspielplatz“.

Die Meinung der Bundesbürger ist dagegen eine andere. In einer exklusiven repräsentativen Online-Umfrage unserer Redaktion mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey erklärten rund 68 Prozent der Befragten, sie fühlten sich „eher nicht“ oder „auf keinen Fall“ durch Kinder beim Essen im Restaurant gestört. Gut 17 Prozent antworteten auf eine entsprechende Frage dagegen mit „eher ja“ oder sogar „auf jeden Fall“.

Die Entscheidungpolarisiert

Auf Facebook löste das Kinder-Hausverbot heftige Reaktionen aus. Neben Kritik an „Oma’s Küche“ finden sich dort auch Verständnis und Zustimmung für den Restaurant-Chef. So heißt es: „Ich finde die Entscheidung völlig in Ordnung und habe selbst drei Kinder! Die Ignoranz einiger Eltern stinkt einfach zum Himmel!“

Andere verweisen auf Erfahrungen in anderen Ländern. So gibt es Internetportale, die offen mit Angeboten für „Urlaub ohne Kinder auf Mallorca“ und „Hotels mit Altersbeschränkung“ werben.