Hamburg. 250-Millionen-Euro-Projekt auf dem Allianz-Areal steht auf der Kippe. Auch neue Brücke am Alten Wall kommt später.
Die Hamburger Innenstadt befindet sich im Wandel: An mehreren Standorten werden Großbauvorhaben umgesetzt. Doch diese laufen längst nicht immer nach Plan, wie zwei Beispiele am Alten Wall und am Großen Burstah zeigen.
Wer vom Turm des Mahnmals St. Nikolai auf das Allianz-Areal am Großen Burstah blickt, der sieht eine große Betonwüste. Das 14-geschossige Hochhaus wurde bis zur ersten Etage abgebrochen. Doch seit rund vier Monaten ruhen die Bauarbeiten.
Eigentlich sollte im August weitergearbeitet werden. Aber es fehlt noch immer ein Generalunternehmer. Einen Zeitplan hat die Commerz Real, eine Commerzbank-Tochter, nicht mehr. Die Zukunft des 250-Millionen-Euro-Projekts ist ungewiss: „Die Verhandlungen mit den Unternehmen gestalten sich schwieriger als gedacht. Erschwerend wirken sich dabei die gestiegenen Baukosten und Kapazitätsengpässe aufseiten der Baufirmen aus“, sagte Sprecher Gerd Johannsen auf Abendblatt-Anfrage.
Ein Verkauf des Allianz-Areals ist nicht ausgeschlossen
Dem Vernehmen nach würde die Commerz Real das Grundstück am liebsten verkaufen: „Angesichts der schwierigen Suche nach einem geeigneten Partner prüfen wir natürlich mögliche Alternativen. Wichtig ist uns dabei, die beste Lösung für die Stadt Hamburg zu finden sowie für die Anleger unseres Fonds Hausinvest“, sagte Johannsen weiter. In Branchenkreisen heißt es, es habe bereits Gespräche zwischen der Commerzbank-Tochter und möglichen Käufern für das Allianz-Areal gegeben.
Eigentlich sind auf dem rund 7500 Quadratmeter großen Filetgrundstück etwa 42.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche geplant. Es soll eine Mischung aus Büros, Einzelhandel, Gastronomie und 60 Mietwohnungen entstehen. Die Commerz Real hatte einst von einer Fertigstellung Ende 2020 gesprochen. Dann war vom Jahr 2021 die Rede, doch auch dieses Ziel kann wohl nicht eingehalten werden.
Nur wenige Hundert Meter entfernt, direkt neben dem Rathaus, realisiert die Art-Invest ein spektakuläres Projekt mit einem Gesamtvolumen von rund 250 Millionen Euro. Der 150 Meter lange Gebäudekomplex der ehemaligen Vereins- und Westbank wurde bis auf die historische Fassade abgerissen. Dahinter entsteht ein neues Ensemble mit einer Mischung aus Büros, Einzelhandel und Gastronomie.
Erste Mieter am Alten Wall ziehen im Februar 2019 ein
Auch bei dem Projekt am Alten Wall läuft nicht alles perfekt: Eigentlich sollte bereits im Mai eine Brücke eingesetzt werden, die über das Alsterfleet führt. Doch bis heute ist von dem Bauwerk nichts zu sehen. Als neuer Termin ist Mitte September geplant. Zunächst sei es aus gestalterischen Gründen erforderlich gewesen, die Planung mehrfach anzupassen, sagte eine Sprecherin von Art-Invest und führte weiter aus: „Hinzu kam, dass während der Sommerzeit der touristische Schiffsverkehr zu hoch war, sodass die Behörde für Umwelt und Energie die Genehmigung zum Transport der Brücke vom Hafen zum Alsterfleet sowie dessen erforderliche zeitweise Vollsperrung während der Sommerferien abgelehnt hat.“
Aber auch beim Bau gibt es Probleme, die Fertigstellung dauert mehrere Monate länger. Die ersten Büromieter sollen nun im Februar 2019 einziehen. Der Umzug des Bucerius Kunst Forums innerhalb des Gebäudekomplexes ist zur Jahreswende geplant, die erste Ausstellung soll dort ebenfalls im Februar gezeigt werden. „Die Verzögerung am Bau liegt vor allem noch in der Zeit des Tiefbaus begründet.
Die bautechnischen Herausforderungen mit der Lage am Alsterfleet, mit darunter verlaufender S-Bahn und der Verankerung der schwimmenden Baugrube, haben zusätzliche Zeit in Anspruch genommen“, so die Sprecherin weiter. Für Teile der rund 17.000 Quadratmeter Büroflächen wurden bereits Mieter präsentiert.
Aber wie sieht es mit den rund 10.000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche aus, die für Geschäfte und Gastronomie vorgesehen sind? Eine Sprecherin dazu auf Abendblatt-Anfrage lediglich: „Wir bitten um Verständnis, dass wir aus unternehmensinternen Gründen keine getrennten Zahlen zum Vermietungsstand herausgeben. Insgesamt sind aktuell rund 50 Prozent aller Flächen vermietet.“ Weitere Namen dazu will Art-Invest jedoch ebenfalls nicht preisgeben. Spätestens im Frühjahr 2019, wenn auch die ersten Geschäfte in dem Neubaukomplex eröffnen sollen, wird das Geheimnis gelüftet.
Neues BID Rathausquartier geplant
Hamburg ist die Stadt in Deutschland mit den meisten sogenannten Business Improvement Districts (BID). Aktuell gibt es zwölf dieser Quartiere in der Hansestadt, in denen die Grundeigentümer Millionen aus eigenen Mitteln in die Aufwertung des öffentlichen Raums investieren. 65 Millionen Euro wurden seit 2005 auf diese Weise ausgegeben. Nun soll im Herzen der Innenstadt das BID Rathausquartier entstehen – im Gebiet zwischen der Rathausstraße, Schmiedestraße, Dornstraße, Dornbusch und der Großen Bäckerstraße.
In dem Gebiet liegen 50 Grundstücke, etwa 65 Geschäfte und 30 Restaurants und Cafés: „Der Gesamteindruck des Quartiers lässt leider zu wünschen übrig, da lässt sich definitiv mehr draus machen. Und das wollen wir jetzt tun“, kündigte Dennis Barth, Geschäftsführer des Immobilienunternehmens Procom Invest mit Sitz an der Rathausstraße, an. Barth hat gemeinsam mit der ICC Immobilien Management die Initiative ergriffen.
Vier Millionen Euro sollen während der Laufzeit von fünf Jahren investiert werden. Geplant sind breitere Gehwege und mehr Platz für die Gastronomie, ein Wegeleitsystem und eine neue Stadtmöblierung. Weitere Ideen sind eine neue Weihnachtsbeleuchtung und eine intensivere Reinigung in dem Quartier.