Fuhlsbüttel. Als die Rollstuhlbasketballer in Fuhlsbüttel ankommen, läuft alles reibungslos – auch weil der Airport sich gut vorbereitet hat.

Marco Stupenengo sitzt ungeduldig im Sitz und hofft, dass es endlich losgeht. „Ich hasse es zu warten, deshalb fahre ich eigentlich lieber mit dem Auto“, sagt der junge Basketballer. Stupenengo ist Mitglied der italienischen Herrenmannschaft, die vom 16. bis zum 26. August an der Rollstuhlbasketball-Weltmeisterschaft in Hamburg teilnimmt. 16 Männer- und zwölf Frauenteams aus 19 Nationen spielen im Wilhelmsburger Inselpark um den WM-Titel.

Der junge Römer Stupenengo, der mit seinen Teamkollegen im A321 sitzt, muss warten, bis alle anderen Passagiere ausgestiegen sind, erst dann werden die Fluggäste mit Beeinträchtigungen abgeholt. Das Gleiche hatten sie schon beim Umsteigen in Frankfurt hinter sich gebracht, denn gestartet war das Team in Venedig, wo sie auch im Trainingscamp waren.

Montag reisten bereits drei Teams an

Der Hamburger Flughafen hat sich auf diese spezielle Herausforderung seit Monaten vorbereitet. „Wir haben uns seit Anfang des Jahres damit beschäftigt“, sagt Corinna Vogt, Leiterin der Abteilung Information und Service am Airport. „Für so ein Event muss man genau besprechen, welche Hand was macht“, sagt Vogt. So seien die Bundespolizei, der Zoll, die Bodenverkehrsdienste und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) eingebunden gewesen, um eine reibungslose Einreise der Basketballer zu ermöglichen. „Üblicherweise haben wir etwa 40 Rollstuhlfahrer am Tag, heute sind es 108 zusätzlich“, so Vogt. Am Montag waren bereits drei Teams angereist, Hauptansturm war allerdings der Dienstag. 13 Teams kamen in 14 Maschinen an.

Ankunft der WM Rollstuhlbasketballspieler am Flughafen Hamburg; ein Teil des Team Italiens im ‚Finger‘ des Flughafens
Ankunft der WM Rollstuhlbasketballspieler am Flughafen Hamburg; ein Teil des Team Italiens im ‚Finger‘ des Flughafens © Andreas Laible | Andreas Laible

Frank Kohlstädt leitet seit 20 Jahren die Station des Deutschen Roten Kreuzes am Flughafen, die Passagiere mit Bewegungseinschränkungen betreut. „Es gibt ja unterschiedliche Kategorien der Beeinträchtigungen. Üblicherweise wird unser Service über die Airlines gebucht. Optimalerweise erhalten wir die Informationen 48 Stunden vorher.“ Im aktuellen Fall wusste das DRK zwar schon lange Bescheid, die Herausforderung war aber auch größer: „Wir haben zehn Leute zusätzlich in den Dienst genommen, die da sind, um die Gäste von Bord zu holen“, sagt Kohlstädt. Normalerweise seien es zwölf Mann pro Schicht. Das Besondere an den Basketballern sei zwar, dass man sie aus ihren Sitzen rausheben müsse, allerdings seien die Sportler ansonsten sehr mobil, sobald sie ihre Rollstühle hätten.

Jedem Team wird in Hamburg ein eigener Betreuer gestellt

Als der A321 der Lufthansa aus Frankfurt um 14.05 Uhr gelandet ist und alle mobilen Passagiere die Kabine verlassen haben, rollen Kohlstädt und seine Kollegen rückwärts den ersten Rollstuhl ins Flugzeug – ein schmaler grauer Stuhl mit hoher Lehne und nur zwei Rädern. Stupenengo hievt sich auf den Rollstuhl und wird wie seine Kollegen aus dem Flugzeug gebracht. „Wir sind nur ihre verlängerten Beine“, sagt Kohlstädt. Die Rollstühle des italienischen Teams wurden bereits aus dem Bauch der Maschine geholt und aufgestellt. Fluggäste, die einen Elektrorollstuhl haben, müssen diesen beim Sperrgepäckschalter abholen, doch die Italiener haben schlichte Modelle.

Ihre Sportrollstühle hat das italienische Team ebenso wie das restliche Gepäck lieber mit dem Bus aus Italien nach Hamburg bringen lassen. Doch um den Sportlern die Anreise zu erleichtern, haben die WM-Organisatoren jedem Team einen Host zur Seite gestellt. Und so nimmt Iris Brettschneider an diesem Nachmittag die Italiener in Empfang – stellvertretend für den Kollegen, der für das Team eigentlich zuständig, aber kurzfristig verhindert ist. Sie betreut eigentlich die US-Damen. Die Kieler Psychologin arbeitet als ehrenamtliche Helferin bis zum Ende der WM, „weil ich eine Affinität zum internationalen Ehrenamt habe“, wie sie sagt.

Eigene Passkontrolle für viele Spieler

Die passionierte Seglerin war auch schon bei den Olympischen Spielen in Rio tätig, beim Turnfest in Berlin und bei den Special Olympics in Kiel. Sie begleitet die Italiener bis ins Hotel, das Scandic, wo alle Sportler wohnen. Die paar Frauen aus dem argentinischen Team, die ebenfalls mit im Flugzeug saßen, hat Brettschneider auch gleich noch mit eingesammelt. Das Team kam nämlich mit mehreren getrennten Flügen nach Hamburg.

Für jene Basketballteams, die nicht aus dem Schengenraum kommen, hat der Flughafen eine eigene Passkontrolle eingerichtet, außerdem wird ihr Gepäck auf dem Parkplatz beim Terminal „Tango“ ausgeliefert, wo Busse stehen.

Doch die Italiener lassen auf sich warten. Ein paar waren noch einmal kurz auf der Toilette. So viel Zeit musste sein.