Hamburg. Förderbank unterstützt 100 Jungunternehmer. Die Firma Spherie hat eine Drohne entwickelt, die 360-Grad-Videos aufnimmt.

Die Hamburgische Innovations- und Förderbank (IFB) hat bislang 100 Start-up-Firmen mit Kapital unterstützt. Mit durchschnittlich etwa 25 Finanzierungen pro Jahr sei die städtische IFB der aktivste Kapitalgeber für Nachwuchsfirmen in Hamburg, berichtete IFB-Vorstandschef Ralf Sommer. Das hundertste Start-up erhielt am Mittwoch von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) einen symbolischen Förderbescheid über 149.625 Euro.

Das Angebot der IFB-Förderprogramme wird ausgebaut, seit jüngstem werden Gründer in ihrer Frühphase mit Zuschüssen von 2500 Euro monatlich unterstützt. Für etabliertere Firmen ist ein Wachstumsfonds in Vorbereitung. Insgesamt wurden 2017 rund zwölf Millionen Euro vergeben.

Automatische Analyse von Röntgenbildern

Die aktuell geförderte Firma Cellmatiq entwickelt Software für die automatische, diagnostische Analyse von medizinischen Bilddaten wie Röntgenbildern auf Basis künstlicher Intelligenz. „Wir wollen nicht den Arzt ersetzen, sondern die Routine der Diagnose“, sagte Mitgründer Jaroslav Bláha. Tschentscher, einst selbst Labormediziner, lobte, dass medizinischer Sachverstand genutzt werde, der Patient aber nicht das Gefühl haben werde, von einem Roboter behandelt zu werden. „Und der Arzt hat 15 Minuten mehr Zeit für den Patienten“, ergänzte Tschentscher.

Umgekehrt gab es Anerkennung für die IFB: „Die Antragstellung war weniger schmerzhaft als befürchtet. Wir waren überrascht, wie gut die Begleitung durch die IFB funktioniert hat“, sagte Bláha. Rund 250 Finanzierungsanfragen erhalte die IFB jährlich, berichtete Sommer. „Es herrscht Aufbruchstimmung.“ Hamburg wolle auf den vorderen Plätze in Deutschland mitspielen, derzeit sei Hamburg hinter Berlin die stärkste Gründer-Metropole.

700 Startups in Hamburg

In der Hansestadt haben den Angaben zufolge rund 700 Startups mit 6000 Mitarbeitern ihren Firmensitz. Mit Zuschüssen von 150.000 Euro, die nicht zurückgezahlt werden müssen, seien 85 Firmen angeschoben worden, sagte der IFB-Chef. An 32 Firmen sei die IFB derzeit beteiligt, acht Beteiligungen seien sehr erfolgreich beendet worden.

Zehn von der IFB geförderte Jungunternehmer präsentierten sich am Mittwoch. Mit dabei die Firma Ovy, die für Frauen eine an ein Basalthermometer gekoppelte Zyklus-App entwickelt hat. Dadurch könnten Frauen ihre fruchtbaren Tage zum Kinderwunsch oder zur Empfängnisverhütung zuverlässig berechnen lassen, berichteten Eva und Lina Wüller. Sie haben den Medizinproduktehersteller Beura (Ulm) mit im Boot und inzwischen eine Produktpalette entwickelt, die den Umsatz generieren soll. 2018 streben sie erstmals Gewinn an.

360-Grad-Videos für Werbekunden

Offen für weitere Investoren ist „Spherie“-Gründer Johannes Crilly. „Das Geschäftsmodell trägt sich“, verriet er aber lediglich. Für Musiklabels, Filmproduzenten oder namhafte Unternehmen der Schifffahrtsbranche haben mittlerweile zehn Mitarbeiter mit Drohnen gedrehte 360-Grad-Videos produziert.

Virtual Reality Technologie kommt bei Sympatient zum Einsatz. Die Gründer haben mithilfe von Psychologen und Piloten eine App zur Therapie von Flugangst entwickelt und wollen ihr Angebot bis zur Palliativmedizin ausweiten. „Wir geben ein Hilfsmittel an die Hand, um die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken“, erläuterte Christian Angern dem Bürgermeister. „Wir brauchen solche Impulse für den Wirtschaftsstandort“, sagte Tschentscher. „Auch Beiersdorf, Jungheinrich oder Otto haben als kleine Start-ups begonnen und sich hochentwickelt“, machte er den Jungunternehmern Mut.