Hamburg. Von der Hamburger Band designte Jeans und Hemden sind bei Händlern stark gefragt. Tom Tailor will weitere Promis gewinnen.

Es sind Kleider und Blusen mit floralen Mustern, Mantel und Blazer in Karo-Optik gehören zur Kollektion, ein Strickkleid mit Faltenrock auch. Seit Ende Juli ist die zweite Kollektion in den Geschäften, die der Hamburger Modekonzern Tom Tailor gemeinsam mit dem ehemaligen Supermodel Naomi Campbell designt hat. Die ersten Stücke aus dieser Kooperation waren im November 2017 in die Tom-Tailor-Läden und in den Onlineshop der Marke gekommen sowie in Textilgeschäfte und Kaufhäuser, die der Konzern mit seiner Mode beliefert. Viel Schwarz, viel glitzerndes Gold, eher festliche Klamotten.

Ganz anders als die Stücke, die in der zweiten Kooperation mit prominenten Partnern entstanden sind. Die mit der Hamburger Band Revolverheld entworfene Kollektion setzt auf Lässigkeit. T-Shirts, Sweatshirts, Jeans und Karo-Hemden – insgesamt sind es 26 Teile, die Anfang nächster Woche offiziell in den Handel kommen. Im Onlineshop lassen sie sich schon jetzt bestellen.

Jüngeres Publikum erschließen

Und bereits jetzt weiß man in der Unternehmenszentrale in Niendorf, dass die Band-Kollektion besser ankommt als die des Supermodels. „Der Verkauf der Revolverheld-Kollektion in den Handel läuft deutlich besser als bei der ersten Naomi-Kollektion“, sagt Vorstandschef Heiko Schäfer. Anders ausgedrückt: Für Jeans und Hemden von der Hamburger Band kamen bei Tom Tailor mehr und größere Bestellungen von Textilhändlern herein. „Im Großen und Ganzen sind wir aber zufrieden mit der Naomi-Campbell-Kooperation“, versichert Schäfer. Das Unternehmen habe von vornherein nicht erwartet, dass die Kollektion zu einer „kommerziellen Rakete“ werde.

Den Modemachern vom Garstedter Weg geht es bei solchen Kooperationen eher darum, die Bekanntheit der Marke zu stärken und ihr – im Falle Campbell – ein bisschen mehr Glamour-Image zu verleihen. Revolverheld soll helfen, ein jüngeres Publikum zu erschließen. Im November – so viel ist sicher – wird es eine weitere Kollektion der Hamburger Band geben. Und die Abfolge weiterer Prominenten-Kreationen sei bereits bis 2020 durchgeplant, sagt Schäfer. Nun soll wieder eine Frau folgen. Aus Norddeutschland und international bekannt. Die Verträge sollen in einigen Wochen unterzeichnet werden.

Restrukturierung geht weiter voran

Derweil kommt der Konzern mit knapp 6100 Mitarbeitern bei seiner Restrukturierung weiter voran. „Wir sind insgesamt recht zufrieden mit dem ersten Halbjahr“, sagt Schäfer mit Blick auf die Geschäftszahlen, die der Vorstand am Mittwoch präsentierte. Demnach ist zwar der Gesamtumsatz im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 um mehr als zehn Prozent auf gut 399 Millionen Euro zurückgegangen. Doch wirklich vergleichen lassen sich die Zahlen nicht.

Denn Tom Tailor hat zwischenzeitlich eine Reihe von Geschäften geschlossen, ganze Modelinien eingestellt und sich aus mehreren Ländern völlig zurückgezogen, in die er im Zuge des bis 2016 vom damaligen Vorstand verfolgten Expansionskurses teils erst kurz zuvor vorgestoßen war. Rechne man die Effekte des Restrukturierungskurses heraus, betrage das Umsatzminus nur etwa ein Prozent, sagt Schäfer. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) ging zwar im Halbjahresvergleich um 31,8 Prozent auf 8,0 Millionen Euro zurück, sei im zweiten Quartal aber kaum noch gesunken.

Umsatz der Marke leicht gewachsen

Der Umsatz der Marke Tom Tailor selbst sei sogar leicht gewachsen, während der gesamte Modemarkt in Deutschland in den ersten sechs Monaten zwei Prozent Umsatz eingebüßt habe, betont der Vorstand. Er sieht weitere Anzeichen für eine positive Entwicklung. So sei der Umsatz der in der Ära des vorherigen Vorstandschefs Dieter Holzer zugekauften Modekette Bonita im ersten Quartal noch um 14 Prozent gefallen, zwischen Anfang April und Juni aber um 1,4 Prozent gewachsen. Und auch der Umsatz im Onlinehandel weise nach oben.

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Tom Tailor hatte den zuvor outgesourcten und umsatzschwachen E-Commerce Ende 2017 ins eigene Haus geholt. Vor allem aufgrund technischer „Geburtsschmerzen“ brachen die Onlineverkäufe zwischen Januar und März um 20 Prozent ein. Im zweiten Quartal dagegen habe der E-Commerce vier Prozent mehr erlöst als im Vorjahresquartal. „Wir sind noch lange nicht da, wohin wir wollen, aber wir machen derzeit vieles richtig und sehen jetzt, dass das positive Effekte hat“, sagt Schäfer.

Negative Nachrichten

Das honorierten am Mittwoch auch die Anleger an der Börse. Nach Bekanntgabe der Halbjahreszahlen gewann der Kurs der Tom-Tailor-Aktie zeitweise mehr als fünf Prozent auf mehr als 7 Euro. Allerdings hat das Papier eine Talfahrt hinter sich: Ende Januar hatte es mit 12,90 Euro noch den Höchststand binnen der vergangenen zwölf Monate markiert, Mitte Juli wurde bei 5,96 Euro ein Tiefpunkt erreicht. „Die Kursentwicklung ist komplett irrational“, sagt Schäfer.

Tom Tailor werde von negativen Nachrichten aus anderen Unternehmen der Branche mit nach unten gezogen. Das sehen Aktienanalysten ähnlich. In der jüngsten Analyse der Hamburger Privatbank Berenberg heißt es, Tom Tailor sei „komplett unterbewertet“. Commerzbank und Baader Bank bestätigten am Mittwoch ihre Empfehlung für das Papier: kaufen.