Hamburg. Ein sechster Tarifring soll dazukommen. Genügt bald ein Ticket für den Norden? Gutachten empfiehlt Tarifallianz.

Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) wächst. Zum Jahreswechsel 2019/20 soll ein neuer, sechster Tarifring dazukommen. Der Ring „F“ reicht in Niedersachsen unter anderem bis nach Cuxhaven. Erstmals kann man also mit dem HVV die Nordsee erreichen.

Viele Details des neuen Tarifgebiets sind noch unklar. Sicher ist aber: Rund 364.000 Inhaber von HVV-Vollzeitkarten können ab 2020 an Wochenenden ohne weitere Kosten bis Cuxhaven, Bad Bodenteich, Sellstedt, Sottrum und weitere Städte im nördlichen Niedersachsen fahren. Allerdings nur mit der Bahn, für Busse gilt diese Regelung nicht. Noch kostet eine einfache Fahrt vom Hamburger Hauptbahnhof bis Cuxhaven 23 Euro.

Ausweitung als Vorbild für Schleswig-Holstein

Vorteile dürfte die neue Regelung auch für Cuxhavener haben, die mit einer HVV-Jahreskarte in Zukunft günstiger als bisher zum Arbeitsplatz etwa in Buxtehude oder Hamburg kommen können. „Wir freuen uns sehr“, sagte der Cuxhavener Oberbürgermeister Ulrich Getsch. „Regionen wachsen nur über ein vernünftige Verkehrsanbindung zusammen.“

Kommentar: Mit dem HVV an die Nordsee ist erst der Anfang

Die HVV-Ausweitung im nördlichen Niedersachsen könnte auch zum Vorbild für Veränderungen im südlichen Schleswig-Holstein werden. Der Kreis Steinburg wünscht sich schon seit Längerem eine Aufnahme in den Verkehrsverbund. Der CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Jörn Arp sagte: „Wir sollten aus auch da auf den Schienenverkehr konzentrieren. Die vereinfacht die Sache.“ So könnten beispielsweise Itzehoe und Elmshorn einbezogen werden.

Genügt bald ein Ticket für den Norden?

Ein Nahverkehrs-Gutachten empfiehlt Bundesländern, eine Tarifallianz anzustreben. Nach Auskunft des schleswig-holsteinischen Verkehrsministers Bernd Buchholz (FDP) kommt das Gutachten zu dem Ergebnis, dass Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen eine „norddeutsche Tarifallianz“ anstreben sollten. Dazu gehörten „harmonisierte Tarife“, angeglichene Vertriebe, eine abgestimmte Kommunikation und eine „Organisation zur verbindlichen Abstimmung gemeinsamer Ideen und Ziele“.

„Die Verkehrsverbünde und Aufgabenträger der Länder werden nun auf Basis dieses Gutachtens konkrete Maßnahmen entwickeln“, sagte Buchholz weiter. Bis zum Start der kleinen HVV-Ausweitung im Norden Niedersachsens sind noch viele Details zu klären. Die betroffenen niedersächsischen Kreis­tage müssen zustimmen, denn es geht auch ums Geld: Weil die Ticketpreise sinken, werden auch die Einnahmen der Bahnunternehmen sinken. Die Landkreise müssen das kompensieren.

Für HVV-Einzeltickets gelten engere Grenzen

Niedersachsen hat sich bereiterklärt, einen Großteil der Kosten zu übernehmen. 1,4 Millionen Euro sollen es pro Jahr sein. Hamburg wird jährlich 500.000 Euro bezahlen. Auch die Umstellungskosten der Landkreise werden von den beiden Ländern teilweise bezahlt. Das geht aus einem Grundsatzbeschluss hervor, der im HVV-Lenkungsausschuss gefasst wurde. Beteiligt waren die Landkreise Cuxhaven, Heidekreis, Rotenburg und Uelzen, Niedersachsen und Hamburg sowie die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen. Die meisten neuen Städte werden nur in den Bereich der HVV-Zeitkarten einbezogen, für Einzeltickets gelten engere Grenzen.

Das bedeutet: Im Landkreis Cuxhaven wird der Zeitkartentarif beim Regionalexpress (RE) 5 bis Cuxhaven reichen, der Einzelfahrschein nur bis Hemmoor. Bei der Regionalbahn (RB) 33 geht der Zeitkartentarif bis Sellstedt, das Einzelticket bis Heinschenwalde. Im Heidekreis sind Zeitkarten- und Einzelticket-Bereich identisch: RB 37 bis Munster, RB 38 bis Soltau. Im Landkreis Rotenburg gilt für die RE 4 und 41: Zeitkarten bis Sottrum, Einzelkarten bis Scheeßel. In den Landkreisen Uelzen und Lüchow-Dannenberg gilt für die RE 2, 3, 20 und 47: Zeitkarten bis Suderburg, Bad Bodenteich und Schnega, Einzeltickets bis Bienenbüttel.