Hamburg. Hamburger Initiative moniert psychische und physische Belastung für die Tiere. Volkspetitionen kamen nicht zustande.
Die Geräuschkulisse ist ohrenbetäubend: Die Musik mehrerer Fahrgeschäfte mischt sich mit dem lauten Klingeln, mit dem am Stand nebenan die nächste Runde eingeläutet wird, dem blechernen Krachen beim Dosenwerfen gegenüber, mit Kinderweinen und Stimmengewirr. „Im Frühjahr haben wir hier 97 Dezibel gemessen“, sagt Miriam Irle.
Wie an jedem Mittwoch- und Sonntagnachmittag zur Domzeit hat sich die Tierschützerin auch heute mit fünf Gleichgesinnten vor dem Pony-Karussell aufgebaut. Mit Plakaten und Spruchbändern möchten die Damen der Tierrechtsinitiative Hamburg die Dombesucher sensibilisieren. „Pony-Karussell = Tierquälerei“ ist dort zu lesen, und: „Fünf Minuten Freude für Ihr Kind, ein Leben voller Leid für das Pony“.
Diese Tierhaltung "ist nicht mehr zeitgemäß"
Ponys seien nicht dafür gemacht, ständig im Kreis zu trotten, immer in dieselbe Richtung. „Das führt zu Schäden an Muskeln, Sehnen und Gelenken“, sagt Irle. Ebenso eingeschränkt seien die Ponys in ihren Kopfbewegungen, so die Tierschützerin und deutet auf die an den Sätteln fixierten Zügel. „Diese Art der Tierhaltung ist nicht mehr zeitgemäß.“
Der „Reitsalon Alt Wiener Art“ wird von der Schaustellerfamilie Stefan Kaiser betrieben. Die Mitarbeiter möchten sich gegenüber dem Abendblatt nicht zur Situation der Ponys äußern. „Die Chefin ist nicht da, ich mache hier nur meinen Job“, sagt einer der Männer. Auf der Facebook-Seite von Stefan Kaiser und auch am Nachbarstand auf dem Dom wird der Protest der Tierschützer als „ungerechtfertigt“ kritisiert.
Protest seit 2014
Schon seit 2014 demonstriert die Hamburger Initiative gegen das Pony-Karussell auf dem Dom. Mit dem Aktivisten, der 2016 die Ponys so erschreckte, dass sie durchgingen und zwei Kinder verletzt wurden, hätten sie aber nichts zu tun, betont Irle. Der Täter, der zu einem Jahr auf Bewährung und Schadenersatz verurteilt wurde, sei ein „Trittbrettfahrer“ gewesen.
Das von der Initiative geforderte Ponyverbot auf dem Dom wird von der Bürgerschaftsfraktion Die Linke unterstützt, die bereits mehrere Anträge gestellt hat. Der jüngste wurde im April von allen außer der Linken und der FDP mehrheitlich abgelehnt. Auch zwei von der Initiative angestrebte Volkspetitionen kamen nicht zustande. Zuletzt war das Ziel, 10.000 gültige Unterschriften zu erhalten, trotz 11.500 eingereichter Stimmen knapp verpasst worden.