Hamburg. Veranstalter erklären: Personalisierte Eintrittskarten wie bei Ed Sheeran am Mittwoch wird es in Zukunft nur selten geben.
Als Ed Sheeran am Mittwochabend im St.-Pauli-Trikot sein Konzert mit den Zugaben „Shape Of You“ und „You Need Me, I Don’t Need You“ beendete, jubelten 80.000 glückliche, aber auch erschöpfte Fans auf der ausverkauften Bahrenfelder Trabrennbahn. 100 Minuten hatte der sympathische Rotschopf allein mit seiner Gitarre auf der Bühne gestanden und eine fantastische Show abgeliefert.
Veranstalter FKP Scorpio zeigte sich so zufrieden wie erleichtert. Zwar waren für Sheerans Deutschland-Konzerte insgesamt rund 10.000 personalisierte Tickets für ungültig erklärt worden, weil sie über Online-Marktplätze wie Ebay und Viagogo verkauft wurden. In Hamburg erwies sich dies jedoch als Randnotiz. Wer nicht den passenden Ausweis zum Namen auf dem Ticket hatte, aber die Abtretung nachweisen konnte (per Vollmacht, aber auch eine SMS reichte), konnte die Karten kostenlos umschreiben lassen. Fans mit Karten von Drittanbietern ohne Vollmacht oder Nachweis der Abtretung konnten am „Trouble-Counter“ ein neues Ticket zum Vollpreis von 85 bis 100 Euro kaufen. Sie müssen sich nun an Viagogo oder Ebay wenden, um ihr Geld zurückzubekommen – wohl weitgehend erfolglos.
Personalisierung soll vor Wucherpreisen schützen
„Die Personalisierung der Karten war eine Maßnahme, um die Ticketkäufer vor Preiswucher zu schützen und die dubiosen Geschäfte sogenannter Drittanbieter zu erschweren. Insgesamt hatten wir rund 250 Problemfälle, die alle vor Ort gelöst werden konnten“, bilanziert Christian Wiesmann, Veranstaltungsleiter von FKP Scorpio. Allerdings wurden bedingt durch die angespannte Wettersituation nur stichprobenartig Ticket-Kontrollen vorgenommen, auch Taschen- und Körperkontrollen waren nicht so streng wie angekündigt.
Der Auftritt der wiedervereinten Take That im Volksparkstadion war 2011 das erste Konzert dieser Dimension in Hamburg, für das die Tourneeagentur MCT damals Tickets ausschließlich personalisiert anbot. Diese Maßnahme wird aber eine Ausnahme und auf internationale Größen wie Rammstein, Metallica und Eminem beschränkt bleiben. Das nächste von FKP Scorpio veranstaltete Konzert mit personalisierten Tickets ist das des britischen Sängers Ben Howard am 3. Dezember in der Sporthalle, „Entscheidend ist nicht ausschließlich die Größe des Konzerts, sondern wie begehrt die Karten dafür voraussichtlich sind, was Drittanbieter verlockt, sich große Kontingente zu beschaffen und mit Gewinn weiterzuverkaufen“, sagt FKP-Scorpio-Sprecher Bernd Zerbin.
„Festgelegt wird so etwas auch in Absprache mit Managements und Künstlern“, sagt Roman Szemetat vom KPS Concertbüro, das zuletzt im März Metallica in Hamburg mit personalisierten Karten veranstaltet hat. Die Übertragung des Tickets auf eine andere Person war – anders als jetzt bei Ed Sheeran – ausgeschlossen. Es bestand lediglich die Möglichkeit, die Karte bis zu 24 Stunden vor Veranstaltungsbeginn kostenlos zu stornieren.
Rettungsdienste behandelten 330 Konzertbesucher
Abgesehen von der Kartenproblematik stellte das nach den Foo Fighters zweite Großkonzert in diesem Jahr auf der Trabrennbahn Bahrenfeld Organisation und Publikum vor weitere Herausforderungen: Als die ersten Fans sich am Nachmittag an den Eingängen sammelten, herrschten tropische 35 Grad, dann zogen Wolken auf, die sich aber im Innenstadtbereich entluden.
In Bahrenfeld blieb es trocken und heiß, entsprechend umlagert waren die Getränkebuden, zwei weitere eingerichtete Stände zur Trinkwasserversorgung und Wasserträger in den vorderen Reihen, deren Anzahl von einigen Fans in den sozialen Netzwerken als nicht ausreichend kritisiert wurde. Aus Sicht der kurzfristig verstärkten Rettungskräfte vor Ort verlief die Veranstaltung ohne nennenswerte Zwischenfälle. 330 Fans wurden mit Kreislaufproblemen behandelt, zwölf Konzertbesucher seien vorsorglich ins Krankenhaus gebracht worden, „was für ein Konzert dieser Größe bei diesen Temperaturen absolut am unteren Ende des Spektrums ist“, wie der Einsatzleiter der Feuerwehr Hamburg, Jörg Büttner, mitteilte.
Die Hamburger Polizei resümierte: „Wir haben erneut eine für diese Größenordnung entspannte und sehr friedliche Veranstaltung auf der Trabrennbahn erlebt. Die umfangreichen, langfristig im Vorwege abgestimmten Maßnahmen bezüglich Verkehr, Sicherheit und bezüglich der Wettersituation haben in allen Bereichen weitgehend gegriffen.“