Hamburg. Behörde misst in der Elbe eine Wassertemperatur von 25,2 Grad. Sauerstoffgehalt erreicht auch in zwei Nebengewässern kritischen Wert.

In Hamburgs Gewässern droht ein Fischsterben. Messungen der Umweltbehörde am Donnerstagmorgen haben für die Elbe und die Nebengewässer Wandse und Tarpenbek kritische Sauerstoffwerte ergeben. So liegt die Konzentration in der Wandse in Wandsbek bei nur 1,6 Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser. Bereits ab einem Wert unter vier Milligramm droht ein Fischsterben.

Auch in der Tarpenbek (Niendorf) ist mit 2,5 Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser ein deutlich niedrigerer Wert gemessen worden. Die vier weiteren Nebengewässer der Elbe, die von der Behörde überwacht werden, liegen hingegen über der Mindeskonzetration. So wurden beispielsweise in der Alster 8,1 Milligramm Sauerstoff pro Liter gemessen.

"Das Gewitter am Mittwochabend hat zu starken Einbrüchen bei der Sauerstoffkonzentration in der Tarpenbek und Wandse geführt", sagt Björn Marzahn, Sprecher der Umweltbehörde. Denn nach langen Trockenperioden spült Starkregen Schmutz in die Gewässer. Dieser wird dann in dem Wasser abgebaut, was viel Sauerstoff verbraucht. Hohe Wassertemperaturen begünstigen dabei diesen Prozess.

Behörde prüft Maßnahmen zur Sauerstoffanreicherung

Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, prüft die Umweltbehörde derzeit Maßnahmen, die den Sauerstoffgehalt erhöhen. Beispielsweise könnten die Feuerwehr oder THW mit Pumpen das Wasser ansaugen und wieder zurück spritzen. So würde das Wasser mit Sauerstoff angereichert.

Bei größeren Gewässern wie der Elbe bewirken punktuelle Maßnahmen laut Marzahn hingegen kaum etwas. Dabei droht auch dort ein Fischsterben. „Die Werte liegen weiter unter dem Orientierungswert für einen guten Zustand, heute Morgen sind im Hafen die Sauerstoffkonzentrationen wieder knapp unter die Mindestkonzentration gefallen." So lag der Wert an der Messstation Seemannshöft in Waltershof bei 3,8 Milligramm pro Liter Wasser. Ferner wurde dort um 8.40 Uhr eine Wassertemperatur von 23,5 Grad Celsius gemessen.

Am wärmsten war um diese Uhrzeit hingegen die Elbe in Wilhelmsburg. Dort zeigte das Thermometer 25,2 Grad an. Die Sauerstoffkonzentration erreichte dort einen Wert von 4,8 Milligramm Sauerstoff pro Liter. Auch in Blankenese lag dieser Wert mit 4,7 Milligramm nur knapp über dem Mindestmaß.

Elbvertiefung ist Grund für Sauerstoffmangel

Das Helmholtz-Zentrum in Geesthacht beobachtet und erforscht die Situation in der Elbe bereits seit Jahren. "In Geesthacht haben wir im Sommer eine Sauerstoffsättigung von 120 Prozent. Dieser Wert nimmt Richtung Hamburg stetig ab und erreicht in Wedel das Minimum", erklärt Tina Sanders, Wissenschaftlerin in dem Institut für Küstenforschung. Ihr Forschungsgebiet sind Organismen und Nährstoffkreisläufe in Gewässern.

So kennt Sanders auch die Gründe für den Sauerstoffmangel in der Elbe. "Während in Geesthacht die Elbe vier bis sechs Meter tief ist, sind es in Hamburg 15 Meter." Dort kommt kein Licht mehr an. Algen, die eigentlich bei ihrer Photosynthese Sauerstoff produzieren, sterben in den tieferen Bereichen der Elbe. Der Abbau ist wiederum ein Prozess, der viel Sauerstoff verbraucht."

Dass sich überhaupt viele Algen in der Elbe bilden, liegt unter anderem an der Landwirtschaft. Bei Regen wird Dünger in den Fluß gespült. "Damit fließt auch viel Nitrat in die Elbe. Dies fördert das Algenwachstum", sagt Sanders, die befürchtet, dass in den kommenden Tagen der Sauerstoffgehalt in der Elbe weiter sinken wird.

Abhilfe würde laut der Wissenschaftlerin ein Düngerverbot schaffen.