Hamburg. Ein Verein will die Bille und ihre Kanäle bekannter machen. Besucher können auch mit Kajaks die Gegend erkunden.

In der Stadtentwicklungsbehörde setzt man wohl eher auf viele schicke Wohnlagen am Wasser, die Wirtschaftsbehörde sieht dort Potenzial für neues Gewerbe: So oder so – mit dem Senatskonzept „Stromaufwärts an Bille und Elbe“ dürften in den nächsten Jahren Stadtteile wie Hammerbrook, Rothenburgsort oder auch Billwerder samt der Bille und ihren Kanälen immer mehr in den Fokus Hamburger Stadtplanung rücken. „Einfluss“ auf diese Entwicklung nehmen möchte aber auch ein Verein aus Künstlern und Kreativen, der in dem ehemaligen Kraftwerk Bille seit zwei Jahren unter dem Namen „Schaltzentrale“ ein „experimentielles Stadtteilbüro“ betreibt, das eine öffentliche Beteiligung an den künftigen Planungen der Stadt anstrebt.

Nischen für Kreative und Künstler, Räume für vorhandene Vereine, Anwohner und Betriebe sollen erhalten bleiben – so in etwa das Ziel. Und dabei hat der Verein vor allem auch die Wasserlagen in diesem von Industrie und Gewerbe geprägten Stadtteilen im Auge, die häufig hinter alten Fabrikmauern versteckt liegen und erst neu entdeckt werden müssten. Unter anderem mit den „Hallo-Festspielen auf dem Wasser“, die der Verein jetzt vom 3. bis
5. August auf dem Kraftwerksgelände am Bullerdeich 14b veranstaltet. Am Freitag beginnt das Festival um 17 Uhr, am Sonnabend und Sonntag um 15 Uhr. Das Ende ist abends offen, hieß es.

Kulturfestival mit Theater und Musik

Hinter der Veranstaltung verbirgt sich eine Art Kulturfestival mit Theater und Musik, kombiniert mit Entdeckungstouren auf dem Wasser für jedermann. Ein provisorischer Anleger wurde am Kraftwerk bereits aus alten Containern zusammengeschweißt, ein Wassertaxi pendelt an den drei Tagen von dort zu einem Anleger am S-Bahnhof Hammerbrook. Es wird einen Selbstbedienungskiosk geben, der vom Wasser aus erreichbar ist. Geplant ist der Bau von großen, fahrbaren Papierbooten, und Besucher können mit Kajaks die Gegend erkunden. Studenten der HafenCity Universität bieten zudem geführte Touren an.

Hintergrund: Seit Mai arbeiteten die Festspielmacher mit der Universität zusammen. Studenten von Antje Stokman, Professorin für Landschaftsarchitektur, sprachen mit Anwohnern, Vereinen und Vertretern von Betrieben, um zunächst einen Istzustand für das Gebiet zu erhalten und beispielsweise öffentliche Zugänge zum Wasser überhaupt erst einmal zu kartieren. „Es gibt hier sehr viele Dinge, die noch versteckt sind“, sagt Stokman, die für eine „vorsichtige Entwicklung“ des Gebiets plädiert. Die Bille dürfe keine neue Alster werden, sagt sie. Vielmehr müsse der besondere Charakter erhalten bleiben und gleichzeitig für die Öffentlichkeit besser zugänglich sein. Etwa, indem man auch an den alten Gewerbebetrieben neue Zugänge zum Wasser schafft – wie eben zum Beispiel mit dem neuen Kraftwerksanleger.