Hamburg. Das erste der 17 gestarteten Schiffe erreichte die Ziellinie. Rennyachten können in der HafenCity bestaunt werden.

Erst vor knapp zehn Tagen waren sie in der Karibik von Bermuda zur Transatlantikregatta losgesegelt, die der Norddeutsche Regatta Verein (NRV) in diesem Jahr aus Anlass seines 150-jährigen Bestehens organisiert hat. Schon früh am gestrigen Mittwoch erreichte nun das erste der 17 gestarteten Schiffe nach gut 6600 Kilometern die Ziellinie vor Cuxhaven: die rund 18 Meter lange Hightechyacht „Malizia“ von Skipper und Profisegler Boris Herrmann, der selbst Mitglied in dem Hamburger Verein ist.

Mit gut 20 Knoten und damit schneller als mancher große Frachter schoss das silbergraue und mit kleinen Tragflügeln ausgerüstete Renngerät gegen sechs Uhr morgens in die Elbmündung. „Wir fliegen über den Nordatlantik“, hatte der 37-jährige Hochseespezialist vor einigen Tagen gemeldet. Mit den Tragflügeln, sogenannten Foils, hatte die „Malizia“ teilweise sogar Geschwindigkeiten von bis zu 28 Knoten erreicht – also etwas mehr als 50 Kilometer pro Stunde.

NRV hat ein „Race Village“ aufgebaut

Nur 54 Minuten später passierte am Mittwoch dann auch die zweite Hochsee-Rennyacht, „Varuna VI“ des Hamburger Skippers und Eigners Jens Kellinghusen, die Ziellinie. Die beiden Rennyachten machten sich anschließend auf den Weg nach Hamburg in die HafenCity, wo in den nächsten Tagen die weiteren Teilnehmeryachten der Atlantic Anniversary Regatta des traditionsreichen NRV erwartet und von Besuchern bestaunt werden können.

Im Sandtorhafen, wo sonst vor allem Traditionsschiffe liegen, hat der NRV dazu ein eigenes „Race Village“ aufgebaut, das von heute bis zum 29. Juli täglich von zwölf bis 20 Uhr geöffnet ist. Der Verein selbst präsentiert sich dort, zudem gibt es Gastro-Angebote am Steg. Im Mittelpunkt aber stehen die Hochsee- und Rennyachten, meist seien Segler auf den Yachten vor Ort, die gern Details erklärten, hieß es. Am 29. Juli ist ein offizielles „Open Ship“ mit Besichtigungen geplant. Zum Abend gegen 18 Uhr werden die Yachten dann stilvoll mit einer Auslaufparade aus Hamburg wieder verabschiedet.

Eigens engagierte Profis

Eine Gelegenheit, die für Hamburg einmalig sein dürfte: Solche hochgerüsteten Hightechrennyachten wie die „Malizia“ sind hier eigentlich nie zu sehen, meist liegen sie zwischen den Regatten eben eher in Häfen an der direkten See. Und selbst in Deutschland sind solche modernen Rennsegler eher selten. „Wir segeln diesmal in unsere Heimatstadt, wo sonst kein Rennen hinführen würde für dieses Schiff“, sagt auch Herrmann, der 2020 mit der „Malizia“ an der legendären Einhand-Regatta Vendée Globe teilnehmen will. Völlig allein rasen die besten Hochseeprofis der Welt dabei nonstop einmal um die Erde, Herrmann wird der erste deutsche Teilnehmer sein. Schon von Portugal nach Bermuda zum Regattastart hatte er die „Malizia“ allein gesegelt. Unterstützt wird Herrmann bei seinen Rennen vom Yachtclub de Monaco.

Aber nicht nur absolute Profis wie er waren bei dieser Jubiläumsregatta über den Atlantik dabei. In unterschiedlichen Wertungen segeln dort beispielsweise Vereinsyachten wie die „Haspa-Hamburg“ mit – oft mit jüngeren Vereinsmitgliedern an Bord, die erste Hochseeerfahrungen sammeln können. Auch eher wohlhabende Eigner gönnten sich das Abenteuer – manchmal mit erfahrenen Amateurcrews, manchmal mit eigens engagierten Profis und manchmal mit Kombinationen aus beidem. Zwischen zwölf und rund 26 Meter lang sind die Yachten.

Zwei mussten aufgeben

Zwei mussten unterwegs aber auch aufgeben: Die als Favorit gehandelte „Rambler 88“ war zwar die größte Yacht der Regatta, erlitt aber schon früh einen großen Ruderschaden, nachdem sie mit einem unbekannten Gegenstand unter Wasser kollidiert war. Auch die Hamburger „Red“ von Ex-„Spiegel“-Chef Mathias Müller von Blumencron meldete einen Ruderschaden und wurde dann bei einer Kursänderung Richtung Azoren zusätzlich von einem Wal getroffen, was schließlich zu einem Ausscheiden aus dem Rennen führte.

Aber auch für Boris Herrmann gab es Schreckminuten. Mit einem großen Vorsegel, einer Genua, und einem einfach gerefften Großsegel lief sein Schiff mitten auf dem Ozean aus dem Ruder und wurde von einer Bö flach auf das Wasser gedrückt. Herrmann, der mit vier weiteren Seglern aus Hamburg und Bremen an Bord war, hatte sich gerade in die Koje zum Schlafen gelegt. „Ich gerate selten in Hektik, aber dies war so ein Moment“, berichtete er.