Hamburg. Tobias Haack ist nun Vorstand des Unternehmens. Er ist jetzt der Herr über 40 Schiffe auf der Alster und auf der Elbe.
Der neue Chef der ATG Alster-Touristik und der Hadag kommt aus Amerika. Vor drei Wochen ist Tobias Haack mit seiner Familie in Hamburg eingetroffen und hat am 1. Juli seinen Posten bei den Hochbahn-Töchtern angetreten. Er ist jetzt der Herr über 40 Schiffe auf der Alster und auf der Elbe. Die Unternehmen haben insgesamt 150 Mitarbeiter.
Zuvor hatte der gebürtige Duisburger in Seattle eine Tochterfirma der Flensburger Förde Reederei geleitet, die dort eine Fährverbindung nach Vancouver Island bedient. Dort fährt auch der ausgemusterte „Halunder Jet“, der einst zwischen Hamburg und der Insel Helgoland verkehrte.
Im Fokus der Öffentlichkeit
Zum ersten Interview an seinem neuen Lebensmittelpunkt hat sich der 43-Jährige ein Café am Jungfernstieg ausgesucht. Er lässt den Blick über den Alsterdampfer „Goldbek“ schweifen, der hier gleich zu einer Rundfahrt startet: „Meine Familie und ich sind sehr glücklich, dass wir jetzt hier in Hamburg sein dürfen. Den neuen Job sehe ich als Herausforderung an.“ Denn vor allem die Hadag als das öffentliche Verkehrsmittel im Hafen, stehe jeden Tag im Fokus der Öffentlichkeit.
Der Diplom-Ingenieur mit Fachgebiet Schiffstechnik ist nicht gekommen, um „alles neu“ zu machen in den beiden städtischen Firmen: „Ich arbeite mich derzeit in die Besonderheiten und Abläufe der beiden Unternehmen intensiv ein. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit wird darin liegen, die Unternehmen und ihre Angebote strategisch weiterzuentwickeln“, sagt Haack.
Der Wahlhamburger tritt die Nachfolge von Gabriele Müller-Remer an. Die 63-Jährige hat zehn Jahre lang die Geschicke von ATG und Hadag geleitet und hinterlässt zwei erfolgreiche Unternehmen. In ihrer Ära wurde die Zahl der Schiffe von 34 auf 40 ausgebaut: Allein die Hadag-Fähren hatten im vergangenen Jahr rund neun Millionen Fahrgäste.
Auf der Elbe geheiratet
Ende des Monats geht Gabriele Müller-Remer in den Ruhestand. Dann übernimmt Tobias Haack die alleinige Verantwortung: „Ich bin seit meiner Jugend fasziniert von Schiffen, und deshalb bin ich so begeistert von meiner neuen Aufgabe. Ich bin überzeugt, dass ich auch meine Erfahrungen aus Seattle hier sehr gut einbringen kann. Natürlich wollen wir die Flotten von ATG und Hadag weiter ausbauen“, sagt Haack. Zurzeit wird in der Reederei Pella Sietas die neue Fähre MS „Kehrwieder“ mit 400 Plätzen gebaut, die vom Herbst an auf der Elbe eingesetzt werden soll.
Ein paar Ideen lässt sich Haack dann doch entlocken: „Mir ist wichtig, dass wir für die Fähren im Hafen umweltfreundliche Antriebstechnologien nutzen.“ Unter seiner Vorgängerin hatte die Hadag bereits mit dem Bau der umweltschonenden, dieselelektrischen angetriebenen MS „Elbphilharmonie“ neue Maßstäbe gesetzt. „Das weiter voranzutreiben und neue Technologien zu prüfen wird eine spannende Herausforderung sein“, sagt Haack.
Haack wird auch die ATG unter die Lupe nehmen: „Die ATG ist eine erfolgreiche Marke, aber es ist sinnvoll, darüber nachzudenken, wie wir neue Zielgruppen erreichen können.“
Zwei Jahre lang hat Haack gemeinsam mit seiner Frau Maj-Britt und der achtjährigen Tochter Emilie in Seattle gelebt: „Wir haben in den Ferien auch Amerika erkundet. Wir waren sehr angetan von den Naturschauspielen in diesem Land.“ Es war von Anfang an geplant, dass die Zeit in den USA nur begrenzt sein soll: „Ich habe das als eine wichtige Phase für meine berufliche Laufbahn gesehen. Wie es der Zufall wollte, bin ich bei einem Hamburgaufenthalt auf die Stellenanzeige der Hadag gestoßen.“
„Wie nach Hause kommen“
Für Tobias Haack ist es ein bisschen, „wie nach Hause zu kommen.“ Denn von 2002 bis 2006 hat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Schiffsentwurf und Schiffssicherheit an der Technischen Universität Harburg gearbeitet und hier auch seinen Doktor gemacht.
In der Hansestadt hat Haack auch seine Frau, die aus Dänemark stammt, kennengelernt. Die beiden haben auf der Elbe geheiratet. Die hat der neue Hadag-Chef nun immer im Blick. Sein Büro liegt auf einem Ponton am St. Pauli Fischmarkt, und im Minutentakt fahren hier „seine“ Fähren vorbei. Die wohl größte Hürde für Neuhamburger hat die Familie auch schon genommen. Die drei haben eine „sehr schöne Wohnung in Ottensen gefunden“. Die hatte Haack noch von Seattle aus angemietet. Die Besichtigung erfolgte nicht persönlich, sondern per Video über den Computer.
Seine knapp bemessene Freizeit in der Hansestadt verbringt Haack mit seiner Familie und Freunden. Außerdem hat der Schiffsexperte den Vorteil, dass er sein Hobby zum Beruf gemacht hat.