Hamburg. Bis zu 500.000 Besucher werden zu der Veranstaltung erwartet. Jacob Sisters und Bernhard Brink dabei. Anwohner genervt.

Eine „Fiesta Mexicana“ wollen sie feiern und ein „Festival der Liebe“. „Ein bisschen Spaß muss sein“ heute auf St. Pauli, „Sieben Fässer Wein“ werden dann sicher nicht reichen, wenn es „Atemlos“ durch die Nacht“ geht. Aber keine Sorge: Wir langweilen Sie hier nicht weiter mit mehr oder weniger passenden Schlagertiteln, kommen stattdessen zur Sache. Die heißt Schlagermove und wird so zwischen 350.000 und einer halben Million Menschen mit bunten Perücken und schrillen Kostümen wieder nach St. Pauli locken – zum „Karneval des Nordens“.

Für viele Anwohner der Strecke sind „gut gelaunt“ und „fröhlich singend“ wohl deutlich zu wohlwollende Attribute für die Schlagermoveteilnehmer. Denn der Gute-Laune-Pegel der feiernden Besucher steigt proportional zur Menge der konsumierten alkoholhaltigen Getränke. Und das oft direkt vor privaten Wohnhäusern.

Schlagermove, Triathlon – wo es eng wird

Los geht es um 15 Uhr an den fünf Party- und Festzelten auf dem Heiligengeistfeld, von wo aus die insgesamt 46 Partytrucks durch St. Pauli fahren. Schlagerstars wie Ross Antony und die ♥k („Ich wär’ so gern wie du“), der auf dem Truck 1A mitfährt. Die ganz eingefleischten Fans haben sich sogar Truck-Tickets gekauft, die übrigen folgen den Trucks allerdings zu Fuß oder stehen am Rand der Strecke.

Beginnend an der Glacischaussee, führt die bunte Schlagermove-Prozes­sion über die Helgoländer Chaussee runter zur Hafenstraße und zum Fischmarkt. Anschließend geht es über den Pepermöhlenbek und die Reeperbahn wieder zurück zum Heiligengeistfeld, wo um 17.30 Uhr die „Aftermove Party“ in den Festzelten beginnt. Der letzte Truck wird allerdings erst gegen 20.30 Uhr am Heiligengeistfeld zurückerwartet. Das Veranstaltungsende wird um 2.15 Uhr in der Nacht zum Sonntag eingeläutet.

Schlagermove ist seit Jahren umstritten

Währenddessen kommt es zu Sperrungen der vom Schlagermove-Volk genutzten Straßen sowie von Zufahrtsstraßen. Die Glacischaussee ist von Sonnabend 7 Uhr bis Sonntag 7 Uhr gesperrt. Die übrigen Straßen werden voraussichtlich ab 13 Uhr von der Polizei gesperrt. Aufgrund des Triathlons werden die Straßen an der Elbe zum Teil schon früher gesperrt (siehe auch Karte auf der rechten Seite). Der HVV setzt zusätzliche S- und U-Bahnen ein.

Der Schlagermove, der seit 1997 veranstaltet wird, ist seit Jahren umstritten. Kritisiert wird insbesondere, dass den Bewohnern des Stadtteils zu viel zugemutet wird. Zu viel Müll, zu viele betrunkene Menschen in Hauseingängen, aus denen vielleicht gerade kleine Kinder herausgehen möchten. Nicht nur in diesem Jahr kursiert das Gerücht, dass es das letzte Mal sein könnte für den Schlagermove.

Hohe Pfandbeträge

„Wir hoffen, dass unsere Bewerbung für den Schlagermove 2019 von der Behörde genehmigt wird“, sagt Axel Annink. „Seit Jahren unternehmen wir alle möglichen Anstrengungen, um Anwohnerärgernisse zu vermeiden. Dazu muss man sagen, dass vieles allerdings nicht in unserer Hand liegt, da der Schlagermove eine öffentlich zugängliche Veranstaltung ist.“

Die Getränkestände des Veranstalters versuchen mit hohen Pfandbeträgen den Müll so gut wie möglich einzudämmen. Vom Veranstalter bezahlte Teams der Stadtreinigung werden nicht nur unmittelbar auf der Paradestrecke, sondern auch in den umliegenden Anwohnerstraßen zum Einsatz kommen. Außerdem wird es mit 530 WC-Einheiten rund um die Strecke 70 Einheiten mehr geben, als im vergangenen Jahr. Das sind Maßnahmen, die unter anderem aus Diskussionsrunden zwischen Veranstalter und Lokalpolitik stammen.

Wird der Veranstaltungsort geändert?

„Wir als SPD möchten den Schla­germove nachhaltig erhalten“, sagt Arik Willner, SPD-Fraktionsvorsitzender Hamburg-Mitte. „Wir sehen, dass es sehr viele Leute gibt, die mit der Veranstaltung sehr zufrieden sind. Es gibt aber Überlegungen, den Endpunkt der Parade vom Heiligengeistfeld zum Großmarkt zu verlegen, damit die ,Aftermove Party‘ nicht mehr wie bisher auf St. Pauli in einem Wohngebiet, stattfindet.“

Der Veranstaltungsort könnte daher bereits im kommenden Jahr geändert werden. Erfolgreiches Beispiel sind die Harley Days, die vor vier Jahren auf den Großmarkt in Hammerbrook verlegt wurden. Eine Überschneidung mehrerer Großveranstaltungen, wie es in diesem Jahr mit dem Schlagermove und dem Triathlon der Fall ist, würde es jedenfalls nicht mehr geben. Man habe sich bereits darauf geeinigt, dass der Schlagermove ein Wochenende nach dem Triathlon stattfinden würde – sofern er genehmigt wird.

Die Schlagerfans werden sich von der Kritik an der Veranstaltung nicht beeinflussen lassen, wenn Hamburg mit dem Schlagermove und Helene Fischer in der Barclaycard Arena ein Wochenende lang zur Schlagerhochburg wird.

Genauere Informationen zu Straßensperrungen unter www.schlagermove.de