Marseille. Hamburgs Bürgermeister in der Partnerstadt: Die Reederei CMA CGM möchte sich am Hamburger Hafen beteiligen.
60 Jahre nach Gründung der Städtepartnerschaft haben Hamburg und Marseille vereinbart, noch enger zusammenzuarbeiten. Am Freitagabend hat Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bei einem Besuch in der südfranzösischen Hafenstadt gemeinsam mit seinem Amtskollegen Jean-Claude Gaudin eine Ergänzung des Kooperationsvertrags unterzeichnet.
Beide Partnerstädte wollen besonders in den Bereichen Bildung und Jugendaustausch, Wirtschaft und Kultur stärker kooperieren. So soll es zum Beispiel jungen Menschen leichter gemacht werden, in der Partnerstadt zur Schule zu gehen oder dort einen Teil der Ausbildung oder des Studiums zu absolvieren.
Ähnliche Herausforderungen
Konkrete Fortschritte könnte es im Hafenbereich geben: Der Vorstandschef der weltweit drittgrößten Reederei CMA CGM, Rudolphe Saadé, zeigte in einem vetraulichen Gespräch mit Tschentscher Interesse an einem verstärkten Engagement im Hamburger Hafen in Form einer Terminalbeteiligung. „Die Stadt hat gute Erfahrungen mit strategischen Terminalbeteiligungen gemacht, etwa bei der Beteiligung von Hapag-Lloyd am Containerterminal Altenwerder und von Grimaldi bei Unikai“, sagte danach ein Senatssprecher und betonte, der Bürgermeister begrüße das Interesse von CMA CGM und sei offen für eine Beteiligung.
Die Hafenstädte Hamburg und Marseille stünden vor ähnlichen Herausforderungen, sagte Tschentscher. Die Luftverschmutzung reduzieren, Schiffe mit umweltfreundlicher Energie versorgen, den Verkehr im Hafen und im Hinterland intelligent lenken – das seien nur einige Themen, bei denen die Partnerstädte voneinander lernen könnten.
In der Biotechnologie ist Marseille weiter
Und: Beide Partner wandeln gerade mit großem Aufwand ehemalige Hafenviertel um. Was an der Elbe die HafenCity ist, heißt am Mittelmeer „Euroméditerranée“ – ein fast 500 Hektar großes Areal, in dem Schritt für Schritt Büros, Wohnungen und neue Arbeitsplätze entstehen. Dort besuchte Tschentscher auch den fast fertigen „Tour La Marseillaise“, ein 135 Meter hohes Bürogebäude mit begrüntem Dachgarten.
Beim Besuch der Biotechnologie-Plattform „ON(e) Life“ zeigte sich der Bürgermeister angetan, wie dort Mediziner, Forscher, Unternehmer und Startups zusammenarbeiten: „Der Versuch, Wissenschaft und Unternehmen zusammenzubringen, ist ein Konzept, das wir in Hamburg auch verfolgen, zum Beispiel in der Luftfahrt“, so Tschentscher. Aber in der Biotechnologie sei Marseille weiter.
Die Vorträge von Forschern, die die Universität verlassen haben, um unter dem Dach von ON(e) Life Medikamente gegen Alzheimer und Parkinson zur Marktreife zu bringen, hörte sich der gelernte Labormediziner mit Interesse an. „Man darf solche Themen nicht allein den Pharmafirmen oder den Universitäten überlassen“, sagte Tschentscher.