Hamburg. Der 17. Hamburg Wasser World Triathlon bildet den Auftakt zu den großen Ausdauerevents in der Hamburger City.

Als der Sport zum wiederholten Male in der Stadt, und das ausgerechnet in der City, sein Quartier aufschlug, schien der Kollateralschaden groß. Die Schwäne wurden aus der trüben Binnenalster gefischt, in ruhige Seitengewässer umquartiert, und die umliegenden Händler und Hoteliers, die im Gegensatz zum Federvieh auf die Schnelle keine neue Bleibe fanden, zeterten mit den ausgegrenzten Autofahrern im vielstimmigen Chor über Straßensperrungen, die ihr Leben erschwerten, einige meinten gar ihre Existenz. Die öffentliche Erregung schlug hohe Wellen nicht nur an den Alsteranlegern. Hamburg befand sich im Sommer des Jahres 2007 im gefühlten Ausnahmezustand, als die Triathleten vier Tage lang in allen Altersklassen ihre Weltmeister ermittelten.

An diesem Wochenende, zur 17. Auflage des Hamburg Wasser World Triathlons, werden die weltbesten Dreikämpfer von Händlern und Hoteliers längst wieder mit Wohlwollen empfangen. Vieles hat sich in den vergangenen elf Jahren reguliert, der Sport hat in der City seinen Platz gefunden, beide Seiten haben sich aufeinander zubewegt. „Wir haben im Dialog mit dem Sport Kompromisse erarbeitet, Termine entzerrt und akzeptable Zuwege zu den Geschäften gefunden“, sagt City-Managerin Brigitte Engler.

Andy Grote: „Wir sind komplett“

Mit dem Triathlon beginnt an diesem Wochenende der Hamburger Sportsommer in der Innenstadt. In zwei Wochen springen nach der Premiere im vergangenen Jahr die Ironmänner und -frauen zum zweiten Mal in die Alster, am 19. August gastiert das Weltcup-Radrennen EuroEyes Cyclassics in der Stadt und im Umland. „Mehr Großveranstaltungen wird es auch in den kommenden Jahren im Innenstadtbereich nicht geben“, sagt Innen- und Sportsenator Andy Grote, „wir sind komplett.“ Es ergebe für die nächsten Jahre keinen Sinn, zweitklassige Events in die Stadt zu holen. „Wir sind bereits heute der weltweite Hotspot des Ausdauersports“, sagt der SPD-Politiker.

Die Einschätzung ist keineswegs zu hoch gegriffen, meint auch Oliver Schiek, Managing Director der Ironman Germany GmbH: „In keiner anderen Stadt der Welt organisieren wir mit dem Triathlon, dem Ironman und den Cyclassics gleich drei Sportveranstaltungen mit internationaler Strahlkraft und sportlich hochwertigem Status.“

Die Nachfrage ist konstant hoch

Das soll auch so bleiben. Die Verträge mit den drei Weltverbänden laufen zwar in den nächsten Jahren aus – Cyclassics 2019, Triathlon 2020, Ironman 2021 –, „doch wir sind mit dem Standort Hamburg hochzufrieden, er ist immer noch profitabel und vor allem attraktiv. Die Atmosphäre ist herausragend. Es gibt keine Abwanderungsgedanken weder von uns noch von den Verbänden“, sagt Schiek.

Schlagermove, Triathlon – wo es eng wird

Der Ironman-Konzern, seit 2015 im Besitz der chinesischen Wanda Group, veranstaltet jedes Jahr weltweit rund 400 Events, 77 Prozent davon sind Ironmen, der Langstrecken-Triathlon mit 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer (Marathon) Laufen. Triathlon und Hamburg – das ist seit 17 Jahren eine fast symbiotische Beziehung. Starteten bei der Premiere des Weltcup-Rennens im Jahre 2002 erst 2000 Jedermänner, waren die 10.500 Plätze auch in diesem Jahr schnell ausverkauft. Bei keinem der vier Hamburger Ausdauerveranstaltungen, hinzu kommt der Haspa-Marathon im April, ist die Nachfrage derart konstant hoch. Der straffe Zeitplan begrenzt aber die Größe der Teilnehmerfelder, mehr Athleten nimmt die Strecke zudem nicht auf.

„Topografie wie gemacht für den Triathlon“

Stimmungsmäßiger Höhepunkt der zwei tollen Triathlon-Tage ist seit 2013 jeweils am Sonntagnachmittag die Weltmeisterschaft in der gemischten Staffel über viermal 300 Meter Schwimmen, sieben Kilometer Radfahren und 1,7 Kilometer Laufen – alles rund um die Binnenalster und den Rathausmarkt. In Hamburg wurde dieser Wettbewerb zum Publikumshit, das Internationale Olympische Komitee setzte ihn nach mehrmaliger Ortsbesichtigung erstmals 2020 für die Sommerspiele in Tokio ins Programm. Für das Wochenende hat sich eine fünfköpfige Delegation aus Japan angesagt, um die Abläufe kennenzulernen.

„Die Topografie Hamburgs ist wie gemacht für den Triathlon“, sagt der britische Weltklasseathlet Jonathan Brownlee (28), „wo gibt es denn sonst einen großen See mitten in der Stadt.“ Die Staffel-WM wird voraussichtlich bis 2020 in Hamburg ausgetragen, danach könnten nach dem Willen des Weltverbandes auch andere Standorte zum Zuge kommen.

Welchen ökonomischen Wert der Triathlon und die anderen sportlichen Großveranstaltungen für die Stadt und den hiesigen Tourismus haben, welche Rolle sie spielen, bei der Entscheidung, Hamburg zu besuchen, lässt Senator Grote gerade in einer aufwendigen Studie ermitteln. Sie soll im Herbst vorliegen. „Wir hoffen, damit weitere Argumente in die Hand zu bekommen, um den Sport in Hamburg weiter angemessen unterstützen zu können“, sagt Grote.