Hamburg. Das Vorhaben der jungen Frauen aus Hamburg klingt verrückt: Denn für ihr Abenteuer müssen sie erst mal rudern lernen.

Dies ist die Geschichte von drei jungen Frauen, die etwas Verrücktes vorhaben. Es geht um ein Ruderboot, viele Tage auf See und eine Idee, die sich zufällig in das sowieso recht ungewöhnliche Leben der Hamburgerinnen geschlichen hat. Catharina Streit und ihre Freundin Meike Ramuschkat planen zusammen mit Jennifer Seibt eine außergewöhnliche Reise. Sie wollen im kommenden Winter an der Talisker Whisky Atlantic Challenge teilnehmen. Einer Ruderregatta von La Gomera bis nach Antigua, 3000 Seemeilen (4800 km) über das offene Meer. „Uns hat es beide voll erwischt“, sagt Catharina Streit.

Das außergewöhnliche Rennen hat die jungen Frauen gefunden, wie sie sagen. Und das gleich zweimal. Zuerst einmal war es Streit, die auf die Regatta stieß. Bei der Ocean Film Tour in der Laeiszhalle im vergangenen Jahr sah sie den Streifen „Four Mums in a Boat“ und war sofort gefesselt. „Bis dahin war ich noch nie mit Wassersport in Berührung gekommen“, sagt sie. Der Film über die vier Frauen aus England, die an dem Rennen teilnahmen, zog sie in den Bann.

Die beiden lieben verrückte Dinge

Sofort habe sie gedacht: Was für eine tolle Herausforderung. Was für ein verrücktes Projekt. Noch vor der Tür habe sie ihre beste Freundin Meike angerufen und davon erzählt. Die beiden lieben verrückte Dinge, haben diverse Marathonläufe, einen kleinen Ironman und die Besteigung des Kilimandscharo hinter sich. Nun war es Zeit für etwas Neues, fand Streit. Zuerst einmal erhielt sie von Ramuschkat allerdings eine Abfuhr. „So ein Quatsch. Das ist nun wirklich zu viel“, sagte sie am Telefon. Und damit war der Vorschlag ihrer Freundin erst einmal erledigt.

Doch nun war es Ramuschkat, die durch einen Zufall mit dem Rennen konfrontiert wurde. Im vergangenen Dezember verbrachte sie ein paar Urlaubstage mit ihrem Freund auf La Gomera. Bei einem Besuch am Hafen entdeckte das Paar eine Ansammlung von Menschen. Und stellte fest: Das waren die Vorbereitungen für den Start der Talisker Whisky Atlantic Challenge. Diese Stimmung unter den Teilnehmern, diese Spannung: Nun war Ramuschkat es, die begeistert war. Plötzlich erschien die Idee ihrer Freundin nicht mehr abwegig, sondern nur aufregend. Sie rief vom Hafen aus Streit an, ließ sie mithilfe eines Videotelefonats am Start teilhaben. „Da hat es plötzlich klick gemacht“, sagen heute beide. Das nächste Ziel stand fest.

Sorgfältige Planung

Zurück in Hamburg, begannen die beiden, sich genau über das Rennen und die Teilnahmebedingungen zu informieren. Die jungen Frauen sind keine Träumerinnen, keine blauäugigen Abenteurer. Streit ist Qualitätsleiterin für Kaffee beim Hamburger Unternehmen Tchibo, Ramuschkat arbeitet als Ärztin in einer Praxis. Und sie planen das neue Projekt sehr sorgfältig: Das begann mit der Suche nach zwei weiteren Frauen für das Boot. Eine, die Buchhalterin Jennifer Seibt, haben sie bereits gefunden, eine weitere brauchen sie noch. Die Hamburgerinnen wollen im kommenden Herbst nämlich nicht nur das erste deutsche Boot bei der Regatta sein, sondern auch gleich eine reine Frauencrew stellen. Dazu versuchen sie, Sponsoren und Unterstützer zu gewinnen. Für das gesamte Projekt brauchen sie etwa 120.000 Euro.

Allein das Boot kostet gebraucht mit der passenden Ausrüstung rund 60.000 Euro. Hinzu kommen verschiedene Trainingseinheiten in der Vorbereitung, Verpflegung, Meldegebühren, Kosten für die Logistik und vieles mehr. Geld, das die Hamburgerinnen nicht haben. Mit ihren jeweiligen Arbeitgebern haben sie eine längere Auszeit Ende kommenden Jahres vereinbart. Auch einen Teamnamen gibt es bereits. „Rowhhome“ nennen sich die jungen Frauen und haben damit auch ihrer Heimatstadt gedacht (www.rowhhome. com). Und dann wollen sie während der Regatta nicht nur ihre eigenen Grenzen testen, sondern auch etwas Gutes tun, wie es bereits einige Teams vor ihnen gemacht haben.

Noch eineinhalb Jahre bis zum Start

Alle überschüssigen Spenden und Sponsorengelder, aber auch der Erlös des Bootes sollen nach dem Ende der Regatta an zwei gemeinnützige Vereine gehen („Zeit für Zukunft-Mentoren für Kinder“ und „Kinderlachen e.V.“). Nun fehlt nur noch das Wichtigste: rudern lernen. Denn zumindest Streit und Ramuschkat kannten sich bisher mit der Sportart überhaupt nicht aus. Vor Kurzem sind sie in die Wassersportabteilung, genannt „WSAP“, der Sportvereinigung Polizei Hamburg am Isekai eingetreten und trainieren dort regelmäßig. Hier haben sie auch Seibt, ihre dritte Frau, kennengelernt. Denn die trainiert im Hamburger Ruderinnen-Club gleich nebenan, sitzt bereits seit 30 Jahren in verschiedenen Booten und kann den Neulingen nun so einiges zeigen. Wird auch langsam Zeit, es sind schließlich nur noch eineinhalb Jahre bis zum Start des größten Abenteuer ihres Lebens.

PF4W4OR1.png