Hamburg. Sabine Meyer und das Kammerorchester Basel beim SHMF in der Laeiszhalle. Feinabstimmung fehlte aber.

Es ist das Klarinettenkonzert der Klarinettenkonzerte. Sabine Meyer hat es gefühlte 1000-mal ­gespielt. Vielleicht öfter? Sie liebt dieses A-Dur-Konzert von Mozart, und sie hat sich nach der jahrzehntelangen ­Erfahrung damit eine Frische bewahrt. Das hörte man beim Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) in der Laeiszhalle. Mit von der Partie: das Kammerorchester Basel und Dirigent Giovanni Antonini.

Dabei präsentierte die Klarinettistin aus Lübeck das Stück in der originalen Form, wie Mozart es komponiert hatte. Nämlich für die Bassettklarinette, die zwischen dem Bassetthorn (Tenorklarinette) und der heute gängigen Form der Klarinette liegt. Das Instrument hat eine verzwickte Grifftechnik und kam Ende des 18. Jahrhunderts aus der Mode. Deshalb wurde Mozarts Klarinettenkonzert schon damals für die normale Klarinette umgeschrieben, und es wird bis heute so gespielt. Aber vor einigen Jahren rekonstruierte man Originalfassung und –instrument. Es sieht aus wie eine größere Klarinette, und es erfordert logischerweise mehr Luft vom Spieler. Man konnte sehen, wie Meyer tiefere Atemzüge nahm und dass es auch etwas mehr Kraft zu fordern schien. Aber die tiefen Lagen klangen satt sonor, warm und rund. Die Höhe der Bassettklarinette kam weich und nicht so spitz und scharf wie sonst. Da perlten die virtuosen Passagen mit einem besonderen Glanz. Und die langen Melodiebögen im melancholischen Adagio spielte Meyer mit berührender Intensität und Spannung. In den schnellen Ecksätzen hatte sie sichtlich Spaß daran, sich mit den Musikern des Kammerorchesters Basel die musikalischen Bälle zuzuwerfen.

Weniger metronomisch wäre schön gewesen

Dirigent Giovanni Antonini begleitete die Virtuosin sensibel. Doch verschreckte es regelrecht, dass er den ­Orchestersound bei den Solo-Abschnitten des Orchesters unnötig aufdrehte. So ging die Feinabstimmung der dynamischen und klanglichen Differenzierung allzu oft verloren.

Schon beim Konzert-Auftakt, Schuberts „Ouvertüre im italienischen Stil“, fehlten bei Antonini die großen Bögen. Seine Dirigierbewegungen sind kleinteilig und zeichnen fast jede Richtung der melodischen Linien nach. Das störte auch im zweiten Teil des Abends, bei Beethovens Fünfter Sinfonie zum ­Abschluss. Natürlich spricht aus dem ersten Satz ein nervös vorwärts drängender Geist, doch man hätte das gern eingebunden in übergreifende Phrasen gehört und weniger metronomisch. Auch die anderen Sätze litten ein wenig darunter.

Überzeugender war, wie Antonini die Spannungsmomente der Sinfonie gestaltete, beispielsweise die geheimnisvoll bedrohlich wirkenden Pianoflächen im zweiten Satz und den Übergang vom dritten Satz zum strahlenden ­Final-Allegro. Eindrücklich war das ausdrucksvolle, stark an der historischen Aufführungspraxis orientierte Spiel des Kammerorchesters Basel, ein frischer, differenzierter Klang, von dem auch die Zugabe, Rossinis Ouvertüre zur „Italienerin in Algier“ profitierte.