Hamburg. St. Marien in Ottensen: Kooperation mit Maria Grün in Blankenese. Eltern der Sophienschule werfen Bistum falsche Rechnung vor.

Erzbischof Stefan Heße hat zwar in der vergangenen Woche die Verhandlungen mit der Hamburger Schulgenossenschaft über die Rettung der von Schließung bedrohten katholischen Schulen beendet, aber etliche engagierte Katholiken wollen die Hoffnung auf den Erhalt ihrer Standorte in letzter Minute noch nicht aufgeben.

Die kleinste katholische Schule – die einzügige Grundschule St. Marien in Ottensen – setzt auf eine Kooperation mit der Katholischen Schule Blankenese, die nicht auf der Schließungsliste des Erzbistums steht. St. Marien soll nach den Plänen, die engagierte Eltern und Lehrer an beiden Schulen mit Unterstützung der Gemeinden erarbeitet haben, eine Dependance der zweizügigen Blankeneser Schule werden. Das „Konzept zur nachhaltigen Zukunftssicherung der Katholischen Schule St. Marien in Ottensen“, das dem Abendblatt vorliegt, geht dabei weiterhin von einer Klasse pro Jahrgang aus, obwohl auch ein Ausbau zur Zweizügigkeit als möglich erachtet wird.

Motto: eine Schule an zwei Standorten

Das Konzept sieht eine Reihe von Ertragssteigerungen und Kostensenkungen vor, damit der Standort in der Eulenstraße kein Defizit erwirtschaftet. So ist vorgesehen, die Klassengröße weiterhin auf 27 Kinder auszudehnen, während das Erzbistum an allen katholischen Schulen eine Begrenzung auf 24 Kinder festschreiben will. Außerdem soll das monatliche Schulgeld in St. Marien von schon jetzt überdurchschnittlichen 74 Euro schrittweise auf 121 Euro pro Kind erhöht werden. Der durchschnittliche Elternbeitrag aller 21 katholischen Schulen liegt derzeit bei 48 Euro. Für eine separate Erhöhung des Schulgelds benötigt die Schule allerdings die Erlaubnis des Erzbistums.

Das Motto der vorgeschlagenen Fusion lautet „Eine Schule mit zwei Standorten in einer Gemeinde“. Zum 3. Juni sind die Gemeinden Maria Grün (Blankenese), St. Marien in Ottensen sowie drei weitere Gemeinden zur Pfarrei St. Maria im Hamburger Westen zusammengelegt worden. „Die sehr enge Partnerschaft mit dem Hauptstandort Maria Grün in Blankenese erlaubt Synergien und gemeinsame Ressourcennutzung für mehr Wirtschaftlichkeit ohne Qualitätsverluste“, heißt es in dem Konzept.

So ist die Schule in Blankenese bereit, St. Marien in den Bereichen Schulmusik und Religion mit Lehrerstunden zu unterstützen. Die Ausgaben für das nicht pädagogische Personal – Hausmeister und Schulsekretariat – sollen von der Gemeinde und dem Schulverein getragen werden und nicht mehr aus dem Schuletat finanziert werden. Der Schulbusbetrieb soll eingestellt werden.

Blankenese verzichtet auf Neubau

Ein zentrales Element der Kooperation betrifft den Investitionsbedarf. Die Blankeneser Schule will auf den schon geplanten Neubau einer Mensa verzichten, um mit dem eingesparten Geld Sanierungen und Modernisierungen des denkmalgeschützten Schulbaus in Ottensen zu ermöglichen. Der Kirchenvorstand der Blankeneser Gemeinde Maria Grün hat dem Erzbistum stattdessen vorgeschlagen, den Mensabetrieb der Schule im Gemeindesaal abzuhalten, was in Ottensen bereits Praxis ist. Allein 600.000 Euro könnten so zur Deckung des Investitionsbedarfs in Höhe von angeblich 1,2 Millionen Euro für Instandsetzung und Modernisierung bereitgestellt werden. Als unerlässlich gelten vor allem Brandschutzmaßnahmen, für die allerdings schon 400.000 Euro bereitstehen. Die Bauarbeiten sollen nach den Sommerferien unabhängig von den Schließungsplänen beginnen.

Aus Sicht der engagierten Eltern und Gemeindemitglieder führt weniger die mangelnde Wirtschaftlichkeit des Standorts zu den Schließungsplänen des Erzbistums als vielmehr die Einschätzung, dass der kleine Standort nicht mehr in das künftige Profil katholischer Schulen passt. So wird unter anderem angeführt, dass die Räume angeblich zu klein für modernen Unterricht seien, bei dem die Klassen auch einmal in zwei Lerngruppen geteilt werden. Außerdem lägen die Toiletten der Schule auf dem Hof, was heutigen Standards nicht mehr entspräche. Mitte bis Ende August will das Erzbistum über die Vorschläge für St. Marien entscheiden.

Lehrer richtet Appell an Erzbischof Heße

Auch an der katholischen Grundschule St. Sophien in Barmbek regt sich Widerstand gegen die Vorgaben des Erzbistums. Für die Schule gilt ein einjähriges Moratorium, innerhalb dessen ein externer Sponsor für den Weiterbetrieb gefunden werden soll. Gelingt das nicht, soll auch die Sophienschule geschlossen werden.

Engagierte Eltern um den Wirtschaftsprüfer Holger Landahl kommen zu dem Ergebnis, dass die vom Erzbistum in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Ernst & Young vorgelegten Zahlen „fehlerhaft sind und zu gravierenden Fehlentscheidungen führen können“, wie Landahl betont. So rechne das Erzbistum mit 250 Schülern, während die tatsächliche Schülerzahl bei 280 liege. Außerdem wurde bei der Berechnung der Investitionskosten pro Schüler in Höhe von 36.000 Euro Dreizügigkeit der Schule zugrunde gelegt, obwohl die Schule nur zweizügig ist.

Die Investitionskosten reduzieren sich nach Angaben Landahls daher von 9,1 auf 7,6 Millionen Euro und die Kosten pro Schüler (auf der Basis von 280 Jungen und Mädchen) auf nur noch rund 27.000 Euro. Die höhere Schülerzahl führe auch dazu, dass im laufenden Betrieb ein Plus von rund 400.000 Euro erwirtschaftet werde.

Landahl und seine Mitstreiter halten die Investitionskosten von 7,6 Millionen Euro für deutlich zu hoch. So sei eine neue Turnhalle nicht erforderlich, und die benachbarte Kirchengemeinde könnte in der Schule nicht vorhandene Ruheräume bereitstellen. Durch die Verlagerung der Kita könnten zusätzliche Flächen geschaffen werden. Die vom Erzbistum kalkulierten Kosten für Erweiterungen und Modernisierungen in Höhe von 3,6 Millionen Euro hält Landahl insgesamt für nicht erforderlich. Nach Einschätzung von hinzugezogenen Architekten sind auch die Kosten für Instandsetzungen mit vier Millionen Euro „deutlich zu hoch“ angesetzt.

Auch die Katholische Schule Altona stemmt sich gegen die absehbare Schließung. Der Brief des Lehrers Martin König-Konerding an Erzbischof Heße ist ein eindringlicher Appell, der Schule noch eine Chance zu geben. „Das Rettungskonzept, an der Schule als Bildungsziel den mittleren Schulabschluss und den beruflichen Schwerpunkt Altenpflege anzubieten, verdient es, weiter verfolgt und ausgearbeitet zu werden“, schreibt König-Konerding.