Hamburg. Auf der Couch die Milchstraße erleben: Bis Ende August bekommen Besucher mit Vollpreis-Ticket Geräte für Reisen in virtuelle Realität.

Das Weltall hautnah erleben, an Bord eines Raumschiffes vorbei an der Milchstraße in eine andere Galaxie reisen – was bisher nur für Astronauten möglich war, kann nun jeder daheim auf der Couch wirklichkeitsnah erleben. In einer gemeinsamen Initiativedes Planetarium Hamburg und der Carl Zeiss AG erhält derzeit jeder Besucher mit einem Vollpreis-Ticket eine sogenannte Virtual-Reality-Brille im Wert von mehr als 50 Euro geschenkt. Das Ticket kostet 11 Euro für eine 2-D-Vorstellung und 12,50 Euro für eine 3-D-Vorstellung. Geplant ist bis zum 31. August etwa 20.000 der Zeiss-VR-One-Brillen an Kunden auszugeben.

„Ziel ist es, für möglichst viele Menschen ein 360-Grad-Rundum-Erlebnis unserer Welt und des Weltalls unmittelbar erfahrbar zu machen“, sagt Planetariums-Direktor Thomas Kraupe. „Die VR-Brille erlaubt den Besuchern des Sternentheaters ihr Erlebnis zu Hause ohne Mehrkosten fortzusetzen.“

Positive Resonanz

Dafür wurde eigens eine Webseite eingerichtet (www.planetarium-hamburg.de/de/virtual-reality), auf der Besucher die für das Erlebnis nötige App auf ihr Handy laden und sich anschließend verschiedene Videos anschauen können. Neben einem virtuellen Rundgang durch das erst kürzlich modernisierte und räumlich erweiterte Planetarium sind auch Ausschnitte der Kosmos-Reisen sowie die Umweltreise „Die Wirbeljagd – Expedition Uhrwerk Ozean“ seit Juli für die Zeiss VR One kostenlos verfügbar. „Das Angebot wird laufend erweitert“, sagt Planetarium-Sprecher Stephan Fichtner. „Es werden bald auch Spaziergänge auf dem Mars und in der Milchstraße vom heimischen Sofa aus möglich sein.“

Auch eine Vielzahl von virtuellen Erlebnissen externer Anbieter könnten mit dem Gerät angeschaut werden. Die Resonanz sei bisher äußerst positiv ausgefallen. In den ersten Tagen wurden bereits mehr als 500 VR-Brillen an Besucher über 14 Jahren ausgegeben. Die sogenannte „virtuelle Realität“ (kurz: VR) ist ein computergeneriertes Szenario, das Sinneserfahrung und Wahrnehmung simuliert. Die künstlich erzeugte Umgebung kann der realen Welt ähnlich sein oder sogar Erfahrungen schaffen, die in der gewöhnlichen physischen Realität nicht möglich sind.

Planetariumsbesucher sind begeistert

Durch Virtual-Reality-Brillen wird mit kleinen Bildschirmen vor den Augen die physische Anwesenheit eines Benutzers in einer virtuellen Umgebung simuliert. Das ist sowohl zwei- als auch dreidimensional möglich. Bewegt der Träger seinen Kopf, um in eine andere Richtung zu schauen, wird das Bild zeitgleich verändert und ermöglicht so eine 360-Grad-Erfahrung. Manche Menschen können auf diese Sinneseindrücke empfindlich reagieren. Deshalb empfiehlt der Hersteller, nicht länger als eine halbe Stunde am Stück mit der Brille zu verbringen. Kinder unter 14 Jahren sollten die Technik gar nicht verwenden.

Die erwachsenen Besucher jedenfalls sind begeistert. „Ich habe von der Aktion erst im Planetarium erfahren, freue mich aber riesig“, sagt Klaus Schröder. Der Barmbeker kennt sich bisher noch nicht mit virtuellen Realitäten aus, möchte die Technik aber in Ruhe zu Hause ausprobieren. Gerade im Sommer sind die Hamburger eher auf den Stadtparkwiesen anzutreffen. Die Aktion aber lockt Neugierige auch bei Sonnenschein ins Planetarium. „Ich wollte das schon länger ausprobieren, aber hätte mir jetzt nicht unbedingt selbst eine gekauft“, sagt Daniel Schell. Der 26-Jährige ist an seinem freien Tag ins Planetarium gekommen, um sich eine der Brillen mitzunehmen. Damit schlägt der Einzelhandelskaufmann zwei Fliegen mit einer Klappe: „Auch das umgebaute Gebäude wollte ich mir schon länger anschauen.“

Massiv gestiegene Besucherzahlen

Bereits vor dem Umbau war das Hamburger Planetarium zwar nicht das größte, aber mit gut 300.000 Besuchern pro Jahr das beliebteste Sternentheater Deutschlands. Nach umfangreichen Modernisierungen wurde Anfang vergangenen Jahres der Betrieb wieder aufgenommen, und noch immer sind die Betreiber von den massiv gestiegenen Besucherzahlen begeistert. „Sogar unsere optimistischsten Berechnungen wurden weit übertroffen“, so Sprecher Fichtner. Das liege sicher auch an der verbesserten Aufenthaltsqualität. Gerade auch das neu geschaffene Café Nordstern sei in den warmen Monaten von morgens bis abends gut besucht.