Hamburg . Ein Jahr nach den schweren Ausschreitungen hat die Polizei nun vier Tatverdächtige verhaftet. Durchsuchungen auch in Hamburg.
Brennende Autos, eingeschlagene Fensterscheiben und zerstörte Bushaltestationen: Ein schwarzer Block aus rund 220 Vermummten hatten zu Beginn des G20-Gipfels am 7. Juli 2017 an der Elbchaussee eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Knapp ein Jahr nach den schweren Ausschreitungen im Hamburger Westen hat die Polizei nun erstmals Tatverdächtige verhaftet. Bisher gab es nur Haftbefehle gegen ausländische Verdächtige, die bisher nicht vollstreckt werden konnten.
In Frankfurt und Umgebung wurden nun am Mittwochmorgen vier Tatverdächtige verhaftet, die an den massiven Ausschreitungen an der Elbchaussee beteiligt gewesen sein sollen. Das teilte die Hamburger Polizei am Mittwochmittag mit. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um einen 24-Jährigen aus Frankfurt und drei 17, 18 und 21 Jahre alte Männer aus Offenbach – zwei von ihnen waren zur Tatzeit somit noch Jugendliche. Sie sollen noch heute in Hamburg vor den Haftrichter kommen. Inwieweit die Verhafteten auch in die Vorbereitung der Taten an der Elbchaussee eingebunden waren, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen, heißt es von Seiten der Polizei.
19 ausgebrannte Fahrzeuge an der Elbchaussee
Gegen die vier jungen Männer wird wegen der Tatbeteiligung an den Straftaten ermittelt, die im Bereich der Elbchaussee am frühen Morgen des 7. Juli 2017 begangen wurden. "Nach individueller und bewusst unauffälliger Anreise in bürgerlicher Kleidung wurde einheitlich schwarze Bekleidung angezogen, die entweder mitgebracht oder aus vorbereiteten Depots in angrenzenden Grünanlagen entnommen wurde", sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth. Auch Pyrotechnik und Molotowcocktails hatten sie dort versteckt.
In einer geschlossenen Formation bewegte sich der schwarze Block, der aus rund 220 Personen bestand, mit einem Fronttransparent – Tenor "Whoever they meet with – FREEDOM is ungovernable" – auf der Fahrbahn der Elbchaussee über die Klopstockstraße, Max-Brauer-Allee, entlang des Bahnhofs Altona zur Neuen Großen Bergstraße. Entlang der Strecke beschädigten die Vermummten unter anderem Scheiben von zahlreichen Wohn- und Geschäftsgebäuden mit Steinen, Werkzeugen und sonstigen Gegenständen, besprühten Fassaden und zündete Knallkörper und Brandsätze. Nach Angaben der Polizei wurden mit Pyrotechnik 19 am Fahrbahnrand abgestellte Fahrzeuge angezündet, die vollständig ausbrannten. "Weitere 19 Fahrzeuge wurden durch Gewalteinwirkung beschädigt", so Abbenseth. Sogar ein Ladengeschäft in einem Wohngebäude hatten sie versucht, in Brand zu setzen – glücklicherweise ohne Erfolg.
Auch in Hamburg gab es Durchsuchungen
Am heutigen Mittwoch schlug die Soko "Schwarzer Block", die nach den Krawallen während des G20-Gipfels eingerichtet worden war, zudem in drei weiteren Bundesländern zu. Insgesamt durchsuchten die Beamten mit Hilfe der jeweiligen Landespolizeien 13 Objekte und vollstreckten sechs Haftbefehle. Auch in den Hamburger Stadtteilen Eimsbüttel, Altona-Altstadt, Stellingen, Ohlsdorf und Billstedt kam es zu Durchsuchungen.
Eine der Durchsuchungen richtete sich gegen einen 33 Jahre alten Hamburger. Ihm wird vorgeworfen, im Aufzug "G20 – Not welcome" am 8. Juli 2017 zu einer vermummten Personengruppe von rund 75 Personen gehört zu haben, die auf der Aufzugsstrecke Straftaten wie Sachbeschädigungen begingen. Die Guppe wurde im Bereich der Kreuzung Herrengraben/Ludwig-Erhard-Straße durch Polizeikräfte separiert. "Hierbei wurden die Einsatzkräfte massiv durch mitgeführte Holzfahnenstangen angegriffen", sagte Polizeisprecher Abbenseth.
Polizei stellt umfangreiches Beweismaterial sicher
Bei den Maßnahmen in Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen konnten 13 beschuldigte Personen im Alter von 17 bis 60 Jahren identifiziert werden. Ihnen werden Straftaten wie Brandstiftungen, schwere Landfriedensbrüche, Widerstandsdelikte gegen Polizeibeamte, Körperverletzungen und weitere Delikte vorgeworfen.
In Köln konnte ein Haftbefehl gegen eine 19 Jahre alte Frau vollstreckt werden – sie soll an den Plünderungen in einem Supermarkt im Schanzenviertel beteiligt gewesen sein. Bei den heutigen Durchsuchungen stellten die Beamten umfangreichem Beweismaterial sicher. Die Auswertung der sichergestellten Gegenstände dauert an.
Zwei Beschuldigte in Frankreich festgenommen
Erst vergangene Woche konnte die Hamburger Polizei bei der Suche nach G20-Straftätern einen Erfolg verbuchen. Bereits seit Monaten hatte die Soko „Schwarzer Block“ zwei mutmaßliche Täter aus Frankreich im Visier. Vergangenen Mittwoch durchsuchten die Hamburger Beamten zusammen mit den französischen Kollegen zwei Wohnungen im ostfranzösischen Commercy und konnten zwei Beschuldigte festnehmen. Grundlage war ein Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Hamburg.