Hamburg. Gastspiel des Wolfgang Borchert Theaters Münster eröffnet die siebten Privattheatertage. Zwölf Produktionen bis 30. zum Juni.

Mit einer beunruhigend starken Aufführung von Joshua Sobols Drama „Ghetto“ aus dem Jahr 1984 hat das Wolfgang Borchert Theater Münster die bundesweiten Privattheatertage in Hamburg eröffnet. Regisseur Meinhard Zanger bot am Dienstagabend im Altonaer Theater eine revueartige Szenenfolge um den verzweifelten Überlebenskampf der Juden im Ghetto von Wilna (Litauen) mit schauspielerischen Leistungen jenseits von Täter- und Opferklischees.

Im Bühnenbild aus Düsternis und Stahl, in dem grelle Lichter aufscheinen, verkörperte Bernd Reheuser („Verbotene Liebe“) die zentrale Figur des launenhaften SS-Führers Kittel. Dessen Hauptgegenspieler ist Gens, Chef der jüdischen Ghetto-Polizei. Ihm verlieh Jürgen Lorenzen eine tiefgründige Menschlichkeit. Um seine Leute vor dem Tod im Lager zu retten, will Gens eine Theatertruppe gründen. Zu dem heute selten gespielten Stück gehört daher auch viel Live-Musik und Gesang von Klezmer bis Gershwin. Mit dabei war auch der 30-köpfige Kinderchor des Gymnasiums Paulinum aus Münster.

Leistungsschau ist wichtig für die Szene

Zuvor hatte der Initiator der Privattheatertage, der Hamburger Mehrfach-Intendant Axel Schneider, in seiner Ansprache die Hoffnung geäußert, dass es die für die Szene wichtige Leistungsschau auch weiterhin gebe.

Noch bis zum 30. Juni bewerben sich zwölf Privattheater aus dem gesamten Bundesgebiet in den Sparten Drama, Klassiker und Komödie um die undotierten Monica-Bleibtreu-Preise. Am 1. Juli enden die Privattheatertage mit einer Gala in den Hamburger Kammerspielen.