Hamburg. Diese Woche stehen letzte Tests am neuen Tunnel an. Schon am Wochenende könnte ein neues Lebensgefühl aufkommen.

Auf den Anzeigetafeln der Weströhre des A-7-Deckels in Schnelsen leuchtet es grün. Die beiden Pfeile, die auf die Fahrbahnen gerichtet sind, funktionieren einwandfrei. Der Tunnel wird durch Deckenbeleuchtung ausgeleuchtet, die gelben Fahrbahnmarkierungen sind gut zu erkennen, und an den Tunnelwänden leiten grüne Leuchten zu den Notausgängen. Durchweg grünes Licht, kein rotes – es fehlen nur noch die Autos. Und die sollen kommen. Wahrscheinlich schon am nächsten, spätestens aber am übernächsten Wochenende.

Auch erste Gebrauchsspuren gibt es schon am ersten Deckeltunnel: Auf einer Lärmschutzwand vor der Einfahrt prangt ein mannshohes „HSV“-Graffito in Schwarz-Weiß-Blau.

Seit September 2016 wird an dem Dach der A 7 im Abschnitt zwischen Schnelsen und dem Dreieck Nordwest gebaut. Eigentlich sollte er Ende 2018 komplett fertig sein. Daraus wird nichts, deswegen droht der Baufirma eine Vertragsstrafe. Die beiden 560 Meter langen Röhren sollen nach Fertigstellung auf jeweils drei Spuren und einer Standspur befahrbar sein. Zunächst wird die westliche Röhre fertiggestellt, die später nach Süden führt. Die Oströhre wird wohl erst Ende 2019 befahrbar sein.

Bei Tests werden Unfälle simuliert

Momentan läuft der gesamte Verkehr über die unfertige östliche Röhre. Nun aber ist der Bau der Weströhre abgeschlossen, sodass beide Verkehrsrichtungen auf jeweils zwei Spuren erst einmal durch diese Röhre geführt werden, in der seit Ende März umfangreiche Sicherheitstests absolviert werden. „Über 35.000 Datenpunkte wie Lampen und Brandmelder müssen getestet werden“, sagt Florian Zettel, Leiter Kommunikation der verantwortlichen Baufirma Via Solutions Nord. „Sobald diese Tests erfolgreich durchgeführt sind, werden die Fahrbahnen für den öffentlichen Verkehr freigegeben.“

Die Tests, die im Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer liegen, dauern bereits seit Ende März an. Hierbei werden sämt­liche Unfallszenarien simuliert. Was passiert, wenn ein Auto stehen bleibt, oder was, wenn eins brennt? Der automatische Sicherheitsmechanismus sieht vor, dass mindestens eine der 60 Kameras die Unfallstelle innerhalb von 16 Sekunden erkennt, woraufhin die Tunnelbeleuchtung auf 100 Prozent gefahren wird und automatisierte Lautsprecherdurchsagen das weitere Vorgehen erklären – was wiederum eine Verbindung zur Leitstelle voraussetzt. Dass all das und noch viel mehr reibungslos funktioniert, muss vor der Eröffnung sichergestellt werden.

Oströhre soll 2019 fertig werden

Sobald die Verkehrsfreigabe erteilt wurde, wird der Verkehr in die fertige Weströhre umgeleitet. „Die Umleitung hängt mit einer Teilsperrung des Autobahnabschnitts zusammen, deswegen haben wir die Vorgabe, dass sie an einem Wochenende stattfinden muss“, sagt Florian Zettel. Da die Eröffnung der Weströhre auf Juni festgelegt ist, stehen nur noch zwei Wochenenden zur Verfügung.

Zunächst werden die beiden Fahrstreifen, die Richtung Süden führen, umgeleitet. Um so wenig Verkehrsbehinderungen wie möglich zu verursachen, wird die Umleitung nachts eingeleitet, voraussichtlich zwischen 20 und 5 Uhr. Die Autobahnauffahrt in Richtung Süden bleibt jedoch noch gesperrt, bis der komplette Deckel fertig ist, also bis Ende 2019.

Höchstens eineinhalb Jahre soll der Verkehr lediglich durch eine Röhre fließen, die Oströhre des A-7-Deckels in Schnelsen soll im zweiten Halbjahr 2019 fertiggestellt werden. „Die östliche Röhre wird nicht so viel Bauzeit in Anspruch nehmen wie die westliche“, sagt Zettel. „Da die Mittelwand nun bereits steht, wurde mit dem Bau der Weströhre schon Vorarbeit geleistet.“

Der Deckel in Schnelsen soll Platz für 41 Kleingärten bieten

Sobald der Autobahndeckel in Schnelsen fertig ist, folgt der Bau des Deckels in Stellingen, der 2020 fertiggestellt werden soll. Der dritte und längste A-7-Deckel in Bahrenfeld und Othmarschen wird voraussichtlich zwischen 2020 und 2026 gebaut. Sobald die Deckel fertig sind, sollen sie bepflanzt und mit Kleingärten bebaut werden. Der Autobahndeckel in Schnelsen soll Platz für 41 Kleingärten bieten.

Der A7-Deckel

A7 deckel Planung Grafiken / Illustrationen Studie zur Gestaltung der Lärmschutzwände/OPA
A7 deckel Planung Grafiken / Illustrationen Studie zur Gestaltung der Lärmschutzwände/OPA © DEGES | DEGES
A7 deckel Planung Grafiken / Illustrationen Übersicht über die Planungsabschnitte
A7 deckel Planung Grafiken / Illustrationen Übersicht über die Planungsabschnitte © DEGES | DEGES
A7 deckel Planung Grafiken / Illustrationen Übersicht über die Planungsabschnitte
A7 deckel Planung Grafiken / Illustrationen Übersicht über die Planungsabschnitte © DEGES | DEGES
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Schnelsen
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Schnelsen © POLA Landschaftarchitekten Berlin | POLA Landschaftarchitekten Berlin
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Stellingen
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Stellingen © Weidinger Landschaftarchitekten Berlin | Weidinger Landschaftarchitekten Berlin
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Schnelsen
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Schnelsen © POLA Landschaftarchitekten Berlin | POLA Landschaftarchitekten Berlin
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Schnelsen
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Schnelsen © POLA Landschaftarchitekten Berlin | POLA Landschaftarchitekten Berlin
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Stellingen
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Stellingen © Weidinger Landschaftarchitekten Berlin | Weidinger Landschaftarchitekten Berlin
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Stellingen
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Stellingen © Weidinger Landschaftarchitekten Berlin | Weidinger Landschaftarchitekten Berlin
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Stellingen
A7 Deckel Gewinner Sieger Entwurf Abschnitt Stellingen © Weidinger Landschaftarchitekten Berlin | Weidinger Landschaftarchitekten Berlin
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Die insgesamt 65 Kilometer lange Baustelle, die vom Dreieck Nordwest bis nach Bordesholm reicht, ist die aktuell größte Infrastruktur-Baustelle Deutschlands. Im gesamten Hamburger Stadtgebiet wird die Autobahn mit Lärmschutzwänden ausgestattet.

Und auf den 560 Metern des Deckels in Schnelsen warten die grünen Pfeile der Anzeigetafeln nur noch darauf, dem öffentlichen Verkehr die Richtung zu weisen.