Hamburg. Heike Mahmoud ist seit 100 Tagen Chefin. Sie setzt auf Kongresse, die Hamburg in der Welt noch bekannter machen sollen.
Das Congress Center Hamburg wird derzeit von der Stadt für rund 200 Millionen Euro revitalisiert und soll 2020 wiedereröffnet werden. Einen exakten Termin gibt es noch nicht – doch Heike Mahmoud ist bereits voller Tatendrang. Seit 100 Tagen ist die 53-Jährige als neue CCH-Chefin im Amt. Sie hat die Nachfolge von Edgar Hirt angetreten.
Im Showroom des CCH empfängt die gebürtige Ostberlinerin zum Gespräch. Hier wird bereits auf großflächigen Visualisierungen präsentiert, wie sich das Kongresszentrum nach der Frischzellenkur präsentieren wird, und Heike Mahmoud hat ein klares Ziel vor Augen: „Wir wollen das CCH zu einem der führenden Anbieter in Europa machen. Nach dem Umbau können wir Kunden hier ein Kongresszentrum der neuesten Generation präsentieren.“ Mahmoud setzt dabei auf internationale Kongresse im Bereich Medizin und Wissenschaft ab 1000 Teilnehmer.
Zudem sei die IT-Branche eine interessante Zielgruppe: „Wir wollen Kongresse mit Strahlkraft, über die auch international berichtet wird. So wird auch Hamburg weltweit noch bekannter.“ Außerdem soll das CCH eine Heimat für Hauptversammlungen von DAX-Unternehmen werden.
Konzerte sollen Hamburger ins Congress Center locken
Das 1973 eröffnete CCH war über Jahrzehnte ein beliebter Ort für Festessen und Abi-Bälle. Legendär sind die Konzerte von Schlagerlegenden wie Howard Carpendale oder Udo Jürgens im Saal 1, der aufwendig modernisiert wird und künftig Platz für bis zu 3500 Besucher bietet. Konzerte soll es wieder geben, denn „wir wollen, dass die Hamburger ins CCH kommen und so etwas wie unsere Botschafter werden“, sagt Mahmoud.
Zurzeit ist das CCH-Areal allerdings eine Großbaustelle: Der Bauteil Ost, in dem der Saal 2 untergebracht war, ist abgerissen worden und wird neu gebaut. Nach dem Umbau sollen Kapazitäten für bis zu 12.000 Personen in 50 Sälen zur Verfügung stehen. Die drei Gebäudeteile werden durch einen Glasgang, der „Belvedere“ heißt, miteinander verbunden.
Die Stadt erwartet, dass nach der Eröffnung des neuen CCH die Nachfrage deutlich steigen wird. Zuletzt kamen rund 200.000 Kongressteilnehmer pro Jahr, langfristig solle diese Zahl auf bis zu 400.000 steigen, sagte Mahmoud. Für sie steht fest: „Auch wenn es eine große Herausforderung ist, wir hätten am liebsten eine Belegung an 365 Tagen im Jahr.“
Profitabilität könnte auf sich warten lassen
Das CCH hat in den vergangenen Jahrzehnten keine schwarzen Zahlen geschrieben. Aber auch in dieser Frage versprüht Mahmoud Optimismus: „Natürlich ist es unser Ziel, das CCH so profitabel wie möglich zu machen. Das ist allerdings nicht in den ersten Jahren nach der Wiedereröffnung möglich, das wird länger dauern.“
Mit ihrem Team, zurzeit sind es 28 Mitarbeiter, ist Mahmoud dabei, Veranstalter für das CCH vom Jahr 2020 an zu gewinnen. „Wir führen bereits intensive Gespräche, doch bevor die Verträge nicht unterschrieben sind, werden wir keine Namen nennen.“ Nach und nach soll die Zahl der Mitarbeiter auf rund 50 wachsen.
Nicht nur räumlich soll das CCH von 2020 an in neuem Glanz erstrahlen: „Es sollen auch kulinarisch neue Akzente gesetzt werden,“ verspricht Mahmoud. Der Münchner Edelcaterer Käfer wird für das leibliche Wohl der CCH-Besucher sorgen.
CCH-Chefin hat sich „in Hamburg verliebt“
Seit mehr als 30 Jahren ist Mahmoud in der Hotel- und Kongressbranche tätig. Nach der Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau machte sie ein Außenhandelsstudium, damals noch in der ehemaligen DDR. Nach dem Mauerfall 1989 folgte ein Abendstudium der Betriebswirtschaftslehre.
Vor ihrem Wechsel an die Elbe war Mahmoud 16 Jahre lang Direktorin des Berlin Convention Office von visitBerlin und holte internationale Kongresse und Veranstaltungen in die Hauptstadt. Kein Wunder, dass Mahmoud auf eine noch „stärkere Zusammenarbeit“ mit dem Hamburg Convention Bureau setzt.
In Berlin hatte Heike Mahmoud eine „sehr erfolgreiche Zeit“, aber sie suchte nach einer neuen Aufgabe: „Dass Hamburg eine neue Leitung für das CCH suchte, passte vom Zeitpunkt perfekt. Ich hatte Lust, noch einmal etwas Neues zu machen“, sagt Mahmoud. Noch pendelt sie zwischen der Hauptstadt und der Hansestadt, wohnt unter der Woche in der Nähe des CCH: „Ich habe mich in Hamburg verliebt. Die Menschen sind mir offen begegnet, und ich konnte auch in der Hansestadt schon mein Netzwerk erweitern.“