Hamburg. Neue Studie über die sozialen Bedingungen in Hamburg. Studenten zahlen im Schnitt 374 Euro Miete. Viele müssen nebenbei jobben.

Die Hansestadt ist bei Studenten beliebt, wie steigende Zahlen der letzten Jahre gezeigt haben. Hamburg ist aber auch teuer für Studenten. Deswegen müssen sie hier auch mehr Zeit für einen Job aufbringen als anderswo. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Sozialerhebung zur „Lebenswelt Hamburger Studierender“, die am Freitag im Studierendenwerk an der Uni vorgestellt wurde.

Basis ist eine bundesweite Befragung von Studenten durch Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). 55.000 hatten sich an den Stichproben insgesamt beteiligt, 2075 (von rund 100.000) davon in Hamburg. Und dabei habe sich ziemlich deutlich gezeigt, dass vor allem die Mieten in der Hansestadt im Vergleich „wahnsinnig hoch“ geworden sind, wie DZHW-Mitarbeiter Hendrik Schirmer sagte.

Im Schnitt zahlen Studenten 374 Euro Miete in Hamburg

Im Durchschnitt zahlen Hamburger Studenten demnach 374 Euro Miete im Monat – also deutlich mehr als die BAföG-Wohnkostenpauschale von 250 Euro. Nur in München zahlen Studenten in Deutschland mit 375 Euro höhere durchschnittliche Mieten. In Berlin beträgt die studentische Durchschnittsmiete indes 361 Euro, in Köln 367 Euro und im bundesdeutschen Durchschnitt sind es 323 Euro.

Auch für Lebensmittel müssen Hamburger Studenten offensichtlich mehr auf den Tisch legen als in anderen Uni-Städten. 189 Euro zahlen sie dafür im Schnitt im Monat, der bundesweite Vergleichswert liegt bei 168 Euro. Beides – Wohnen und Ernährung – sind auch die größten Posten, die zu den Ausgaben Hamburger Studenten zählen.

79 Prozent der Studenten jobben nebenher

Die höheren Lebenshaltungskosten werden an der Elbe oft durch einen Job neben dem Studium ausgeglichen. Mit einem Anteil von 79 Prozent wird hier sogar unter allen Vergleichsstädten die höchste Erwerbstätigenquote erreicht, die bundesweit bei 69 Prozent liegt. Wobei diese Quote in Hamburg von der letzten Erhebung 2013 auf heute noch einmal um neun Prozentpunkte gestiegen ist. Im Durchschnitt arbeiten Hamburger Studenten zusätzlich neun Stunden pro Woche und damit eine Stunde mehr als der deutsche Durchschnittsstudent.

Ziemlich deutlich zeigt die Studie dabei aber auch die unterschiedlichen Voraussetzungen in der Studentenschaft: Wer aus einem Elternhaus mit eher „niedrigem Bildungsstand“ kommt, müsse in Hamburg häufiger jobben, heißt es in einer Zusammenstellung. Die Folge: Es bleibt weniger Zeit fürs eigentliche Selbststudium zu Hause: Bei „niedriger Bildungsherkunft“ sind es pro Woche 15 Stunden, bei „hoher Bildungsherkunft“ 20 Stunden.

Wobei die Sozialforscher in eine „niedrige Bildungsherkunft“ einstufen, wenn lediglich ein Elternteil eine Ausbildung abgeschlossen hat, während eine „hohe Bildungsherkunft“ in der Regel einen Akademikerhaushalt meint. Nur 10 Prozent der Hamburger Studenten kommen aus einer „niedrigen Herkunftsgruppe“, 31 Prozent aus einer „mittleren“ und eine Mehrheit von 59 Prozent aus einer „gehobenen“ oder „hohen“.

84 Prozent erhalten Zuwendungen von den Eltern

Das schlägt sich offenbar auch in den Finanzierungsquellen nieder: 84 Prozent bekommen nach den Zahlen der Befragung Zuwendungen von den Eltern – im Durchschnitt 587 Euro im Monat. Immerhin 24 Prozent hatten daher auch den Eindruck, ihre Eltern finanziell zu überfordern. Der Anteil der BAföG-Empfänger ist indes von 2009 auf heute von 23 Prozent auf 18 Prozent gesunken. Grund laut DZHW-Forscher Schirmer: Die finanzielle „Leistungsfähigkeit“ der Eltern sei gestiegen.

Allerdings dürften auch die Ausgaben von Eltern gestiegen sein. Jürgen Allemeyer, Geschäftsführer des Studierendenwerks Hamburg, das vor allem Studentenwohnheime und Mensen in Hamburg betreibt, fordert daher als Konsequenz aus der Studie, dass die Bedarfssätze und Eltern-Freibeträge für die BAföG-Gewährung „deutlich“ erhöht werden müssten. Allemeyer: „Nur so kann dem Mittelstandsloch begegnet werden, bei dem Eltern ,zu hohe‘ Einnahmen haben, die aber doch nicht ausreichend sind, um das Studium ihres Kindes zu finanzieren.“