Hamburg. Im Münzviertel nahe dem Hauptbahnhof entstehen Häuser für Azubis, Studenten, Familien und ehemalige Obdachlose.

Auf dem Areal der ehemaligen Gehörlosenschule an der Münzstraße entsteht auf rund 8500 Quadratmetern das „Herz des Münzviertels. Wir schaffen dort Wohnraum für etwa 650 Menschen. Und in dem denkmalgeschützten 1879 errichteten Schulgebäude entstehen Gemeinschaftsflächen“, sagte Patrick Fronczek, Vorstand der Stiftung Azubiwerk, dem Abendblatt.

Die Stiftung baut die Häuser gemeinsam mit dem Projektentwickler Nord Project. Insgesamt werden mehr als 80 Millionen Euro investiert. Die Gebäude auf dem Gelände sind bereits abgerissen. Für Schlagzeilen hatte das linksautonome „Kollektive Zen­trum“ (KoZe) gesorgt. Die überwiegend jungen Leute hatten 2015 eine ehemalige Kita auf der Fläche besetzt und das Gebäude erst im Oktober 2016 wieder geräumt.

Baugenehmigung wird demnächst eingereicht

Auch dieses Haus wurde bereits abgerissen. Ein Bauvorbescheid liegt vor, die Baugenehmigung wird demnächst eingereicht: „Wir wollen Anfang kommenden Jahres mit den Bauarbeiten beginnen. 2020 sollen hier die ersten Bewohner einziehen“, kündigte Fronczek an. Auf dem Gelände sollen mehrere Häuser gebaut werden: Ein Azubiwohnheim, betrieben von der Stiftung Azubiwerk, für rund 200 junge Menschen ist geplant.

Die Miete beträgt ab 209 Euro netto kalt pro Azubi. Außerdem entstehen 55 öffentlich geförderte Wohnungen mit einer Anfangsmiete von 6,50 Euro netto kalt pro Quadratmeter, die vor allem Familien zur Verfügung stehen sollen. Für Studenten werden 170 Appartements der Marke SMARTments gebaut, die ab 490 Euro pro Monat warm kosten werden.

Droßmann: "Gewinn für das Münzviertel"

Für die Diakonie bauen die Investoren weitere 46 Wohnungen, in denen Auszubildende und ehemalige Obdachlose einziehen sollen. Zudem werden 66 frei finanzierte Mietwohnungen auf dem Grundstück unweit vom Hauptbahnhof gebaut: „Für uns war es wichtig, mit dieser Mischung ein lebendiges Quartier zu schaffen. Auch die ältere Generation wird im Münzviertel dank barrierefreier Angebote passende Wohnungen finden“, sagte Nord-Project-Geschäftsführer Jürgen Paul.

Für Falko Droßmann (SPD), Leiter des Bezirksamts Mitte, steht fest: „Dieses Bauvorhaben ist ein Gewinn für das Münzviertel und wird zu einer Belebung des Standortes beitragen. Besonders wichtig ist, dass hier dringend benötigter bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende entsteht.“ Die Projektentwickler wollen auch die Außenflächen entsprechend gestalten: „Zur besonderen Qualität des Quartiers werden viel Grün und einladende Plätze beitragen. Wir werden auch mehrere Spielplätze und ein Basketballfeld bauen“, sagte Paul.

Schulgebäude wird restauriert

Das ehemalige Schulgebäude wird restauriert und soll zum „Mittelpunkt des neuen Quartiers werden. Hier werden wir das soziale Café Movimento einrichten und auch die Food Kooperative Tante Münze wird dort Räume beziehen“, so Fronczek. Außerdem sollen ein Sportraum, ein kleines Kino sowie eine Bibliothek und ein Billardraum für die Anwohner eingerichtet werden. Die Projektentwickler wollen zudem in der Schule sogenannte Co-Working-Bereiche einrichten: „Diese Räume stehen den Mietern zur Verfügung, die in die öffentlich geförderten Wohnungen einziehen, denn Sie verfügen über kein separates Arbeitszimmer in ihren Wohnungen“, sagte Fronczeck.

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Michael Osterburg, Fraktionschef der Grünen in der Bezirksversammlung Mitte: „Die Entwicklung ist vorbildlich mit 60 Prozent geförderten Wohnungen, den Auszubildendenwohnungen, Familienwohnungen und besonders der stadtteilbezogenen Nutzung mit der Tante Münze. Es hat sich gelohnt, dass Stadtteil und Politik gemeinsam dafür gekämpft haben.“

Stiftung stärken

Unterstützung erhält die Stiftung von Immobilienunternehmer Dietrich von Stemm, der das Bauvorhaben zunächst entwickelt hatte: „Ich habe in meinem Berufsleben schon viele geförderte Wohnungen gebaut, daher war es mir ein Herzensanliegen die Stiftung zu stärken und das Projekt Münzviertel in guten Händen zu wissen.“ Die Stiftung Azubiwerk betreibt seit Sommer 2016 schon ein Wohnheim an der Hammer Straße mit 156 Plätzen.