Hamburg. Hapsa, HSH und andere beteiligen sich an sechs Start-ups. Die handeln mit Boxershorts, Industriegasen und Fuß-Peelings.

Es ist ein begehrtes Förderprogramm: Etwa 300 Gründer aus 15 Ländern hatten sich darum beworben, in Hamburg für sechs Monate vom Next Commerce Accelerator (NCA) unterstützt zu werden. „Mit 25 der Start-ups haben wir Gespräche geführt, am Ende haben wir uns für sechs von ihnen entschieden“, sagt Thorsten Wittmütz, Geschäftsführer des Gemeinschaftsunternehmens der Haspa, der HSH Nordbank und der Stadt Hamburg.

„Wir bieten den sechs Start-ups den Zugang zu potenziellen Kunden und Geschäftspartnern, ein Trainingsprogramm und Arbeitsräume hier im Coworking-Space Rent24“, so Wittmütz. Außerdem gibt es für jeden der sechs Programmteilnehmer 50.000 Euro Eigenkapital von den zehn Investoren, die hinter der NCA stehen. Dies sind – außer der Haspa und der HSH – der Nivea-Hersteller Beiersdorf, der Handelskonzern Edeka, Tchibo, die HHLA, der Chemikalienhändler Helm, die Bäckerei Junge, der Kaffeeröster J.J. Darboven und Novomind, ein Spezialist für Onlinehandels-Software.

Beteiligung von zehn Prozent

Die Investoren erhalten im Gegenzug eine Beteiligung von zehn Prozent an den jungen Unternehmen und damit die Chance auf eine beachtliche Rendite: Die Bewertung von zwei der vier Start-ups, die im Herbst 2017 für die erste NCA-Förderrunde ausgewählt wurden, habe sich inzwischen auf nahezu das Achtfache erhöht, sagt Wittmütz.

Andreas Mansfeld, Leiter des Großkunden-Geschäfts der Haspa, erklärt das Interesse der Sparkasse an dem Jungfirmen-Beschleunigungsprogramm so: „Kredite vergeben kann jede Bank. Wir wollen etablierte Unternehmen mit den frischen Ideen und Herangehensweisen der Gründer zusammenbringen – und das kommt sehr gut an.“

Der NCA hat sich zum Ziel gesetzt, alle sechs Monate Start-ups mit „handelsnahen Geschäftsmodellen“ zu fördern. Die dritte Runde startet im September, Bewerbungsschluss dafür ist am 15. Juli. Hier ein Überblick über die Gründungsideen, die sich in der zweiten Runde durchgesetzt haben:

BasicButler aus Kiel will den Kauf von Herrenunterwäsche revolutionieren: Basierend auf den per Online-Fragebogen erhobenen persönlichen Stilprofilen der Kunden verschickt der von Max Wersig gegründete Einkaufsservice individuell zusammengestellte Pakete mit „Basics“ wie T-Shirts, Unterhosen und Socken. Der Shopping-Service und die Lieferung sind kostenlos, und der Kunde hat für die Entscheidung, was er von den Waren behalten möchte, bis zu sieben Tage Zeit. Den Rest kann er versandkostenfrei zurückschicken.

Localyze ist in dieser Runde das einzige Start-up, das aus Hamburg kommt. Die frühere Unternehmensberaterin Hanna Marie Asmussen und ihre beiden Mitgründerinnen wollen Firmen dabei helfen, ihren im Ausland angeworbenen Mitarbeitern den Start in Deutschland zu erleichtern. „Dabei geht es um die je nach Land zum Teil sehr zeitraubenden Visa-Verfahren, aber auch um die Frage, welcher Stadtteil im Hinblick auf die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse des Mitarbeiters als Wohnumfeld geeignet ist“, sagt Asmussen.

Eine ihrer Mitgründerinnen war zuvor für einen Hamburger Computerspiele-Entwickler bereits auf genau diesem Feld tätig. Angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels werde die Nachfrage nach solchen Dienstleistungen zunehmen, davon ist Asmussen überzeugt: „Immer mehr IT-Entwickler kommen aus Afrika.“

TourScanner, gegründet von drei Italienern und einem Franzosen in Portugal, wendet sich an Reisende, die vorab möglichst einfach und günstig Tickets für Stadtführungen, Kochkurse, Shows oder sportliche Aktivitäten buchen möchten. Die Online-Plattform bezeichnet sich als der weltweit größte Sammelkatalog für solche Angebote, mit 300.000 Touren und Attraktionen an mehr als 1300 Reisezielen. „Nutzer können die Preise von Hunderten von Buchungsseiten mit nur ein paar Klicks vergleichen“, erklärt Simone Semprini, der Chef des Start-ups. „Zu unserer Zielgruppe gehören auch Geschäftsreisende, die am Zielort neben ihren Terminen nur wenig Freizeit haben.“

Gasido aus München ist eine Beschaffungsplattform für Industriegase wie etwa Kohlendioxid für sprudelnde Getränke, Argon für Schweißarbeiten oder Sauerstoff für Kliniken. Die Gründerin Cornelia Klaubert hat jahrelang für einen großen Hersteller solcher Gase gearbeitet und dabei festgestellt: „Das ist eine etablierte Branche, die sich nicht digitalisiert.“

Auf der neuen Online-Plattform, die bereits mit fünf Anbietern kooperiere, könnten Kunden sehr einfach das passende Angebot in ihrem regionalen Umfeld finden. Die räumliche Nähe zum Hersteller sei schon deshalb sinnvoll, weil die Gase in Mehrwegbehältern geliefert würden.

Summerfoot will nach eigenen Angaben „der führende Onlineshop für Fußkosmetik“ werden. Das Team aus Schwanewede bei Bremen entwickelt und vermarktet Fußmasken, die dafür sorgen sollen, „in wenigen Tagen samtweiche und glatte Füße ganz ohne Hornhaut“ zu bekommen. Die Füße werden für zwei Stunden in die Masken gesteckt, nach fünf bis sieben Tagen löst sich die äußere, raue Hautschicht ab.

Koop aus Berlin ist als kostenloses digitales Netzwerk für kleine Firmen gedacht. „Digitale Technologien bieten kleineren und mittelgroßen Unternehmen enorme Chancen, sich nachhaltig wettbewerbsfähiger zu positionieren – sofern sie genutzt werden“, argumentiert der Koop-Gründer Nicolaus Graf von Schlieffen. Denn das Internet habe die Angebots- und Preistransparenz erhöht und das Kundenverhalten nachhaltig verändert.

Im ersten Schritt soll Koop den Firmen ermöglichen, mit wenigen Klicks Einkaufsgemeinschaften zu starten oder sich an bereits existierenden zu beteiligen. Zudem arbeite man bereits daran, künftig Finanzierungs-, Versicherungs-, Logistik- und Lagerhaltungslösungen in die Plattform zu integrieren.