Hamburg. Hamburger Unternehmen HHLA will mit Fahrzeughersteller MAN demnächst die ersten Tests starten. Dividende wird erhöht.
Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) bekommt ihre Container künftig von selbstfahrenden Fahrzeugen angeliefert – zumindest testweise. Die Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Angela Titzrath, kündigte auf der Hauptversammlung am Dienstag an, dass die HHLA mit einem deutschen Lkw-Hersteller eine Kooperation zum autonomen Fahren starten wird. Nach Informationen des Abendblatts handelt es sich um den Münchner Maschinenbaukonzern MAN. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte das.
Ein Vertrag wurde bereits unterzeichnet. Noch geben sich die Partner zugeknöpft, aber in wenigen Tagen wollen beide Unternehmen Einzelheiten mitteilen. Aus Kreisen erfuhr das Abendblatt, dass MAN in München bereits Teile des Hamburger Containerterminals Altenwerder nachbauen lässt, um dort den Einsatz der fahrerlosen Transporter zu testen. Auch im Hamburger Hafen werden einige Umbauten vorbereitet. Die Kosten sind noch nicht bekannt.
Immer auf den gleichen Routen
Geplant ist, dass die autonomen Lastwagen Punkt-zu-Punkt-Verkehre übernehmen, also auf immer den gleichen Routen eingesetzt werden. In einer Vorstufe testet die VW-Tochter MAN dies bereits auf der Autobahn 9 zwischen München und Nürnberg. Dort werden in einer Kooperation mit dem Logistikkonzern DB Schenker bereits Waren zwischen zwei Verteilzentren im sogenannten „Platoon“ hin- und herbewegt. Dabei fahren mehrere Lkw hintereinander, die elektronisch verbunden sind. Das erste Fahrzeug, das von einem Fahrer gesteuert wird, gibt Geschwindigkeit und Richtung vor. Mindestens ein weiterer Lkw folgt diesem in geringem Abstand automatisch. Fahrer können aber immer noch eingreifen.
Wie berichtet, arbeitet die Hamburg Port Authority (HPA) an einem ähnlichen Projekt mit dem Volkswagen-Konzern. Das auf drei Jahre angelegte Vorhaben sieht mehrere Stufen vor: Zunächst soll auf einer abgesperrten Strecke die Zuverlässigkeit der Laster getestet werden. Diese können mithilfe verschiedener Sensoren ihre Position auf der Straße bestimmen, das eingegebene Ziel ansteuern und Kollisionen auf dem Weg vermeiden. In einem weiteren Schritt könnten diese führerlosen Transportfahrzeuge für einen Einsatz auf häufig gefahrenen Strecken getestet werden, etwa als Shuttle-Service zum Leercontainerdepot.
Automatisch gesteuerte Schiffe?
Die Vorstellungen von HHLA-Chefin Titzrath gehen aber noch wesentlich weiter. „In einigen Jahren werden Waren wahrscheinlich auf automatisch gesteuerten Schiffen über die Meere transportiert“, sagte sie in ihrer Rede vor den Aktionären. Insgesamt eine Milliarde Euro will die HHLA in den nächsten fünf Jahren investieren. Titzrath kündigte an, damit die zwei Geschäftsfelder Containerumschlag und Weitertransport ins Hinterland ausbauen zu wollen: Zudem sei das Unternehmen für neue Geschäftsfelder offen. So soll die HHLA im Jahr 2025 ein operatives Ergebnis von 300 Millionen Euro erreichen.
2017 lag es bei 173 Millionen Euro. Titzrath will den Hamburger Hafen stärker als Endpunkt der neuen Seidenstraße etablieren, die China aufbaut. Angesichts der zunehmenden protektionistischen Tendenzen vieler Länder schlug sie zudem vor, die alten Verbindungen der europäischen Häfen wiederzubeleben. „Diese Art der Vernetzung durch eine Hanse 4.0 finde ich angesichts der Verwerfungen, die es in der Welt gibt, eine Idee, über die sich nachzudenken lohnt.“
Für das laufende Geschäftsjahr zeigte sich die HHLA-Chefin optimistisch: Der Containerumschlag stieg im ersten Quartal um 2,6 Prozent. Den Aktionären versprach Titzrath eine Dividende von 67 Cent (13,6 Prozent mehr als im Vorjahr). Die Anteilseigner dankten es ihr mit viel Lob und einer Zustimmung von 99 Prozent bei der Entlastung.